IHK-Magazin "Wirtschaftskompass", Ausgabe 03, 04/2024

 Die in Hagenow verarbeiteten Kartoffeln stammen ausschließlich aus Norddeutschland.  So sehen die neuen Produkte im Supermarktregal aus, das gedeckte Öko-Design ist gewollt. 2024 kamen weniger Besucher als im Vorjahr zur Grünen Woche nach Berlin. Als Grund führt die Messe Berlin den Streik der Gewerkschaft der Lokführer (GDL) an. Die Messe ist aber weiterhin die internationale Leitmesse der Land- und Ernährungswirtschaft. Die Halle von Mecklenburg-Vorpommern war wieder ein stark frequentierter Anlaufpunkt mit einer breiten Bewerbung der Produkte und Möglichkeiten des Bundeslands. Neben einer großen Zahl privater Besucherinnen und Besucher und Fachpublikum ist die Messe auch ein Treffpunkt der deutschen und internationalen Politik. Die internationale Leitmesse für Landwirtschaft, Ernährung und Gartenbau stand dieses Jahr unter dem Eindruck der nationalen Bauernproteste. Im Fokus standen weiterhin die internationale Ernährungssicherheit, die Zukunft der Landwirtschaft, kulinarische Trends und nachhaltige Innovationen. Unter dem Leitthema „Gemeinsam für eine Welt ohne Hunger“ fand das 16. Global Forum for Food and Agriculture (GFFA) im CityCube Berlin statt. Etwa 2.000 internationale Vertreter aus Politik und Wirtschaft, Wissenschaft und Zivilgesellschaft nahmen daran teil und diskutierten zusammen über innovative Projekte und Lösungsansätze. Die IHK zu Schwerin und die IHK Nord haben die Messe wieder dazu genutzt, die norddeutschen Netzwerke und Unternehmen der Ernährungswirtschaft sowie die Industrie- und Handelskammern aus dem Norden einzuladen. Zu dem Gespräch in der Halle von Mecklenburg-Vorpommern war auch Claudia Müller eingeladen, Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL). Nach einem Gespräch im Herbst 2023 in Schwerin war dies bereits das zweite Treffen der Ernährungsbranche mit der Politikerin aus Mecklenburg-Vorpommern. In Berlin waren auch der Cerealien-Produzent und Vicepräses der IHK zu Lübeck, Jochen Brüggen, und Armin Kremer, Inhaber der Mecklenburger Landpute GmbH dabei. Sie erläuterten in der Diskussion sehr deutlich die Schwierigkeiten der Ernährungsbranche und zeigten auf, wie das weiter steigende Maß an Regulatorik, Bürokratie und Dokumentationspflichten die Wertschöpfung stört. Claudia Müller machte darauf aufmerksam, dass eine Vielzahl der Verpflichtungen auch aus Verbraucherschutzinteressen resultieren – und zusätzlich aber eine fehlende Vernetzung von Behörden untereinander eine gemeinsame Nutzung von Daten verhindert. Die Runde konnte daher zusammenfassen: Ehrenwertes Ziel, aber wirtschaftsunfreundlich umgesetzt bei gleichzeitig digitalem Versagen der Verwaltung. Die IHK Nord legte dem BMEL auch eine aktuelle Übersicht eigener Positionen vor. Diese betreffen insbesondere die Forderung der Land- und Ernährungswirtschaft nach einem „Level Playing Field“ auf EUEbene, also die vergleichbare Umsetzung von EU-Recht in den Mitgliedsstaaten und die vergleichbare Sanktion von Verstößen dagegen. Unternehmen beklagen, dass in der EU offenbar massive Unterschiede in diesem Punkt vorliegen – und die Politik in Deutschland dazu weitere, nationale Regularien einführt, die die Wettbewerbsfähigkeit behindern. Auch greife die Politik zu sehr in den Markt ein. So lehnen die Industrie- und Handelskammern das geplante Werbeverbot für bestimmte Lebensmittel ab, da die Wirksamkeit dieser Verbote nicht belegt sei und zudem Produkt- und Prozessinnovationen verhinderten. Ein Lob hingegen äußerte die IHK Nord zur Entscheidung des Bundeslandwirtschaftsministers Cem Özdemir gegen ein pauschales Verbot der mobilen Grundfischerei in Naturschutzgebieten. Der Einsatz für differenzierte, umweltfreundliche und somit ökonomisch sowie ökologisch nachhaltige Lösungen im Fischereibereich ist nach Ansicht der IHK Nord der richtige Weg, um wie im Koalitionsvertrag angekündigt, die Küstenfischerei zu erhalten.  NORDDEUTSCHLAND PRÄSENT Grüne Woche IHK ZU SCHWERIN Henner Willnow  0385 5103-312 willnow@schwerin.ihk.de Bilder: Mayk Pohle; AdobeStock Wirtschaftsregion Westmecklenburg  11 Wirtschaftskompass 03 | 04 | 2024

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