IHK-Magazin "Wirtschaftskompass", Ausgabe 03, 04/2024

Bilder: Barbara Arndt Koriander, Lavendel, Lorbeer, Piment und Zimt gehören nicht nur in jede gute Küche. Diese und viele weitere Gewürze aromatisieren auch ein Getränk, dass eigentlich aus zwei Zutaten besteht: Wacholder und Alkohol. Daraus entsteht Gin, der mit Tonic Water und – sehr beliebt – weiteren Köstlichkeiten Cocktails zum Genuss macht. Die Kreativität kennt kaum Grenzen, um Gaumen zu erfreuen. Stilvolle Begleiter der Spirituose sind in erster Linie Gewürze. Dank großer Experimentierfreude gesellen sich auch frische Zutaten wie Kräuter, Apfel und Zitrusfrüchte hinzu. Botanicals, Aromen aus pflanzlichen Stoffen, verleihen dem Klassiker jeder Bar etwas, was geschmacklich als erlesen und wahrhaft exquisit beschrieben werden darf. Orange und dunkler Kakao harmonisieren ebenso wie Apfel, Baobab und die minzig-fruchtige Buchu-Pflanze.  JASMINBLÜTE TRIFFT AUF GERÖSTETE HASELNUSS – IM GIN WOHLGEMERKT. Viele dieser Kreationen sind preisgekrönt. Sie stammen aus einem jungen Unternehmen, dass längst Bio kann, ISO-zertifiziert ist und als eines von ganz wenigen das B Corp-Label trägt. Letzteres zielt darauf ab, sich gleichzeitig um einen Mehrwert für (globale) Gesellschaft und Umwelt zu bemühen. Und genau das macht Elephant Gin aus Wittenburg. Wie der Elefant und mit ihm die Gin-Produktion nach Mecklenburg kam, erklärt Robin Gerlach (39). Gemeinsam mit seiner Frau Tessa (37) führt er die Geschäfte von Elephant Gin. Beide sind Genussmenschen, haben Ideale, möchten die Welt retten. Zumindest manches besser machen und das, was wir heutzutage (noch) erleben dürfen, bewahren. Der sinnbildliche Firmenname steht für einen durchaus kostenrelevanten Beitrag, afrikanische Elefanten und die Wildnis vorm Aussterben zu bewahren. Das Unternehmen spendete in der bislang elfjährigen Firmengeschichte bereits eine Million Euro dafür. Tessa und Robin Gerlach sind absolute Liebhaber Afrikas. Viele Reisen führten sie in die Savannen, zu den Big Five und den Massais… „Als wir erfuhren, dass alle 15 Minuten ein Elefant durch Menschenhand stirbt, kam sofort der bedrückende Gedanke, dass wir diese Welt wohl später verlassen als die derzeit noch 400.000 lebenden Elefanten.“ Diese furchtbare Vorstellung zog unmittelbar einen Impuls nach sich, dagegen etwas tun zu wollen. „Als Sundowner mit Blick in eine einzigartige Landschaft wurde Gin-Tonic serviert. Schon war eine Idee geboren. Wir möchten mit unserem Tun etwas zurückgeben. Das ganze Unternehmen ist darauf ausgelegt, diese Spenden langfristig zu gewährleisten.“ Und so kommen 15 Prozent des Flaschengewinns dem Elefantenschutz zugute. Zuweilen schmerzt das finanziell etwas, ändert aber nichts an der Überzeugung der Gerlachs, die im früheren Leben Filmproduzentin und Buchhalter waren. Ihre Überzeugung findet sich in der gesamten Produktion. Sie ist ein Ebenbild der Nachhaltigkeit. Eine nur kleine Vorratshaltung spart Platz. Ausschließlich farbstofffreie Flaschen als recyceltem Altglas werden gefüllt, mit Naturkorken verschlossen und einer sogenannten Schrumpfhaube aus Maisstärke versiegelt. Das firmeneigene, büttengleiche Briefpapier basiert auf Elefantendung. Bunter Glasschmuck der Massais verziert unzählige Flaschenhälse – als Unterstützung für das lokale Handwerk, welches Traditionen bewahrt und Lebensunterhalt sichert. Nicht zuletzt gibt sich die von einem wilden Staudengarten umgebene Manufaktur schon jetzt beinahe klimaneutral. Die gelungene Symbiose aus nostalgischem FabrikFlair sowie Industriebau in Holzständerbauweise erhält Historisches und setzt Akzente ökologischer Bauweise. Lediglich die Bodenplatte, auf der Destillerie, Produktion und Logistik sowie Präsentationsräume, die hauseigene Bar und Büros zu finden sind, wurde aus Beton gegossen. Eine Wärmepumpe sorgt für angenehme Temperaturen, noch unterstützt durch den Einsatz von Erdgas. „Wir testen gerade den Bedarf an Energie, den wir künftig über Photovoltaik decken“, sagt Robin Gerlach. Denn die ehemalige Wittenburger Süßwarenfabrik als neues Domizil von Elephant Gin strebt Autarkie an. In Schwechow gegründet, zog das Unternehmen vorübergehend nach Hagenow. Corona hatte die Pläne, sich in Wittenburg zu etablieren, erheblich verzögert. Nach zweijähriger Bauzeit war es im Herbst 2023 soweit: Elephant Gin hat seinen Platz gefunden. Am Stadtrand füllen acht Mitarbeiter stündlich bis zu 600 Flaschen ab, bei Großaufträgen können es 70.000 im Monat sein. Weitere zehn Kollegen kümmern sich in Berlin und Düsseldorf sowie in England und Italien um den Vertrieb des edlen Getränks, dessen Chargen diverse Elefantennamen auf handgeschriebenen Etiketten tragen. Wer nicht nur Gin verkosten, sondern dessen Herstellung in der 250 Liter fassenden Brennblase oder der besonderen Form der Vakuumdestillation erleben möchte, kann das in der gläsernen Produktion tatsächlich tun. Ein Hauch von Afrika umschmeichelt dabei jeden Schritt in dem – in jeder Hinsicht – geschmackvollen Ambiente. Barbara Arndt Elephant Gin produziert seit Herbst 2023 in Wittenburg PROZENT des Flaschengewinns kommen dem Elefantenschutz zugute. 15 Wirtschaftsregion Westmecklenburg  7 Wirtschaftskompass 03 | 04 | 2024

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