IHK-Magazin Wirtschaftskompass, Ausgabe 04/2023

dung zwischen dem deutschen Know-how und den Anforderungen Singapurs führt. Zudem ist Deutschland Vorreiter in den Bereichen Nachhaltigkeit und Energieeffizienz und weist daher ein großes Potenzial für diesen Anforderungsbereich auf.  RECYCLING Das Bevölkerungs- und Wirtschaftswachstum in Singapur hat zu einem Anstieg der Abfallmenge geführt. Im Jahr 2020 fielen insgesamt 5,88 Millionen Tonnen Abfall an, wobei nur 52 Prozent der Abfälle recycelt wurden. Obwohl der Klimawandel und die zunehmende Ressourcenknappheit die wichtigsten Faktoren sind, ist Singapur entschlossen, diese Herausforderungen in Chancen zu verwandeln. Beispiele hierfür sind chemisches Recycling, bei dem Kunststoffe in ihre ursprünglichen chemischen Bausteine zurückverwandelt werden, so dass sie wieder in den Produktionsprozess gelangen können, Verwendung behandelter Verbrennungsschlacke als herkömmlicher Zuschlagstoff (z. B. Sand) im Bauwesen, oder Recycling von Elektroschrott.  CHANCEN FÜR DEUTSCHE UNTERNEHMEN Deutsche Unternehmen können mit ihrem fundierten Wissen und Verständnis für die Infrastruktur der Abfallsammlung (z. B. Gelber-Sack-System, Leergutrücknahmeautomaten usw.), für Abfalltrennungstechnologien sowie mit ihrem Fachwissen insbesondere im Bereich des mechanischen Recyclings von Kunststoffabfällen und des Elektroschrottrecyclings einen Beitrag leisten. Im Hinblick auf das Kunststoffrecycling benötigt Singapur Lösungen zur Verringerung der Kohlenstoffemissionen und zur Reduzierung der Abfälle, die in naher Zukunft auf der Deponie landen. Kurzfristig wird Werkstofflich-Recycling als Überbrückungstechnologie bevorzugt, bis das chemische Recycling weiter fortgeschritten und skalierbar ist. Chemisches Recycling kann dazu beitragen, den Kunststoffabfallkreislauf in Singapur zu schließen, indem kontaminierte Kunststoffabfälle, die nicht mechanisch recycelt werden können, in höherwertige Produkte wie Pyrolyseöl umgewandelt werden. Singapur untersucht derzeit die Durchführbarkeit des chemischen Recyclings zur Behandlung von Kunststoffabfällen in Singapur. Deutsche Unternehmen können darüber hinaus mit Zertifizierungs- und Normungswissen im Bereich des Recyclings beitragen.  ENTWICKLUNG IN DER ASEAN-REGION Singapur ist Mitglied des Verbands Südostasiatischer Nationen (ASEAN) und genießt damit Zugang zu einem regionalen Markt mit über 600 Millionen Einwohnern. Aufgrund seiner zentralen und unübertroffenen geografischen Lage bietet Singapur eine hervorragende Plattform für Geschäftsaktivitäten in der Region und dient als Drehscheibe für die Erschließung der umliegenden südostasiatischen Märkte. Im Zuge der Diversifizierung der Lieferketten ist daraus zunehmend auch ein „Singapur +1“-Konstrukt entstanden.Nach Angaben der Asiatischen Entwicklungsbank wird die Energienachfrage im asiatisch-pazifischen Raum bis 2035 jährlich um 2,1 Prozent steigen, im Vergleich dazu wird die Nachfrage im Rest der Welt jährlich um 1,5 Prozent zunehmen. Der Energieeffizienzsektor in Südostasien hat ein Marktvolumen von ca. 40 Milliarden USD. Von 2019 bis 2040 soll die Energieeffizienz in der Region um 60 Prozent steigen, während die erneuerbaren Energien um 70 Prozent zunehmen sollen. Generell sind sich die Regierungen in der asiatisch-pazifischen Region der Bedeutung und Notwendigkeit von Maßnahmen im Bereich der Energieeffizienz bewusst. Die in der Region umgesetzten Maßnahmen variieren von Land zu Land, und es ist zu beobachten, dass eine Kürzung der Energiesubventionen zu höheren Energiepreisen führt und damit die Nachfrage nach energieeffizienten Lösungen ankurbelt. Energieeffizienz bietet Wachstumschancen für Singapur und den asiatisch-pazifischen Raum. Auch Wassertechnologien sind nicht nur für Singapur, sondern auch für die umliegenden ASEAN-Staaten von großer Bedeutung, da deren Wasserversorgung zum größten Teil aus Grundwasser und Regenwasser besteht. Folglich sind die ASEAN-Länder stark von den klimatischen Umweltbedingungen abhängig. Aufgrund der Auswirkungen des Klimawandels stehen viele Länder vor ernsten Problemen mit ihrer nationalen Wasserversorgung und müssen alternative Quellen finden. Daher können deutsche Lösungen und Technologien in Singapur getestet und an die lokalen Anforderungen angepasst werden, da der Inselstaat ein dynamisches Forschungs- und Entwicklungszentrum für Wassertechnologien ist, und anschließend in die Region exportiert werden. Deutsche Unternehmen haben die Möglichkeit, sich an den zahlreichen Forschungs- und Entwicklungsprojekten zu beteiligen und die ASEAN-Märkte von dem zentralen, prestigeträchtigen Stadtstaat aus zu erschließen, der eine Vorbildfunktion für viele Länder der Region hat.  VERANSTALTUNGSTIPP Im Juni führt die IHK zu Schwerin gemeinsam mit den AHKs in Südostasien eine Webinarreihe zu den Themen China +1, Chancen durch Freihandelsabkommen sowie Marktpotenziale in den Branchen Erneuerbare Energien und Kreislaufwirtschaft, MedTech sowie SmartCity/Green City durch. International  35 Wirtschaftskompass 04 | 2023

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