IHK-Magazin "Wirtschaftskompass", Ausgabe 11/2023

Bilder: IHK Nord/Anna-Louise Schröder; AdobeStock Ob für geschützte Produkte wie Mecklenburgischen Landwein, die Zukunft der Fischerei und eine freiwillige Nährwertkennzeichnung auf Lebensmitteln: Die IHK Nord vertritt norddeutsche Food-Interessen in Brüssel. Was haben Mecklenburgischer Landwein und Lübecker Marzipan gemeinsam? Beides sind geschützte Produkte – und gute Beispiele dafür, wie europäische Politik sich regional auswirkt. Denn um den Schutz geografischer Angaben geht es ganz aktuell bei der Neuordnung von EU-Qualitätsregeln für regionale Produkte. Im Herbst dieses Jahres wohl werden sich EU-Kommission, Rat und Parlament über die Neuordnung verständigen. Dafür, dass Unternehmen die neuen EU-Gütesiegel einfacher beantragen und damit verbundene Exportchancen optimal nutzen können, hat sich die IHK zu Schwerin zusammen mit der IHK Nord stark gemacht. Die IHK Nord ist ein Zusammenschluss von 13 Industrie- und Handelskammern aus Bremen, Hamburg, MecklenburgVorpommern, Niedersachsen und Schleswig-Holstein. Der Verband vertritt die Interessen der norddeutschen Wirtschaft in typisch norddeutschen Themen gegenüber der EU-Politik in Hintergrundgesprächen, durch Stellungnahmen und Positionspapiere und bei Veranstaltungen. Dabei arbeitet das IHK-Nord-Team in Hamburg und Brüssel eng mit den Mitgliedskammern zusammen, die jeweils unterschiedliche Schwerpunktthemen verantworten – die IHK zu Schwerin den Bereich Ernährung, in den auch der Schutz geografischer Angaben fällt. Bereits seit 2012 sind Agrarprodukte und Lebensmittel nach der EU-Verordnung zu Qualitätsregelungen für Agrarerzeugnisse und Lebensmittel vor Missbrauch oder Nachahmung geschützt, sofern diese bei der EU registriert wurden. Die aktuelle Neuordnung soll das System stärken. Unter anderem sollen die Verfahren zur Registrierung beschleunigt werden, der Schutz vor Imitation im Online-Handel soll ausgebaut werden und die Möglichkeiten zur Rechtsdurchsetzung sollen verbessert werden. Gute und wichtige Punkte, befand die IHK Nord, brachte darüber hinaus aber auch konkrete Forderungen der norddeutschen Wirtschaft ein: Ein komplett digitales Registrierungsverfahren, Antragsstellen auf nationaler Ebene und ein Verbot von irreführenden URLs innerhalb der Europäischen Union. Die IHK Nord hat sich zudem gegen verpflichtende Nachhaltigkeitskriterien bei geschützten Produkten positioniert, schließlich werden diese über andere Qualitätssiegel und EU-Strategien abgedeckt. Im Zuge des Green Deals treibt die EU auf zahlreichen Ebenen Rechtsvorschriften voran, die auf Nachhaltigkeit zielen – und schießt damit manchmal am Ziel vorbei. So auch beim „EU-Aktionsplan: Schutz und Wiederherstellung von Meeresökosystemen für eine nachhaltige und widerstandsfähige Fischerei“. Demnach sollen die EUMitgliedstaaten die mobile Grundfischerei in Meeresschutzgebieten bis 2030 einstellen. Betroffen wäre auch der Nationalpark Wattenmeer und eben das würde nicht  IHK NORD IN BRÜSSEL Für eine starke Ernährungswirtschaft  Ela Louise Kruse kümmert sich für die IHK Nord in Brüssel um die Branchenthemen mit EU-Relevanz  Geschäftsführer Dr. Christian Knapp verantwortet die Bereiche Technik sowie Produktion. Mehr als 80 Prozent aller Deutschen essen Fleisch. In Mecklenburg-Vorpommern kommen Fleisch und Wurst bei vielen sogar zu mehreren Mahlzeiten auf den Tisch: und zwar mit rund 170 Gramm pro Tag. Etwa die Hälfte dieser verzehrten Produkte werden aus Schweinefleisch hergestellt. Allerdings ist der Konsum insgesamt leicht rückläufig. Für die Hersteller von Fleisch- und Wurstwaren fällt das jedoch (noch) nicht ins Gewicht. Wie in der Ludwigsluster Fleisch- und Wurstspezialitäten GmbH & Co. KG arbeiten die meisten Unternehmen der Branche rund um die Uhr. Etwa 420 Mitarbeiter produzieren am traditionsreichen Standort mehr als 600 Verkaufsartikel – vom marinierten Grillfleisch über Brüh-, Koch-, Roh- und Dauerwurst, Pökelwaren und Würstchen. Mit 70 Prozent am Gesamtangebot hat sich das Bio-Segment in den zurückliegenden 20 Jahren ausgesprochen stark entwickelt. Bio-Balance-Produkte (Burger, Hackfleisch, Bratwurst) folgen zudem modernen Ernährungsgewohnheiten. Sie enthalten neben 60 Prozent Rindfleisch auch Gemüsekomponenten. Wie alle Unternehmen der Region ringen auch die Ludwigsluster um Fachkräfte. Rund die Hälfe der Mitarbeiter kommt aus Polen, wohnt und lebt in der Lindenstadt und pendelt am Wochenende in die Heimat. Die Belegschaft ist relativ jung, der Altersdurchschnitt liegt bei Mitte bis Ende 30. Für die nächsten Jahre prognostiziert Personalleiterin Manuela Kämpf einen gleichbleibend hohen Bedarf an Mitarbeitern. „Deshalb haben wir unser Recruiting auch verstärkt.“ Aktuell erlernen 14 Azubis ihr Rüstzeug für einen von fünf Berufen. „Ausbildung hat bei uns einen sehr hohen Stellenwert. Wir hegen den Anspruch, junge Menschen zu finden, mit denen wir unsere Philosophie teilen und sie selbst ausbilden können“, erklärt Dr. Christian Knapp, Geschäftsführer Produktion und Technik. Diese Philosophie hat sich in dem seit mehr als 130 Jahre bestehenden Unternehmen kaum geän-  LUDWIGSLUSTER FLEISCH- UND WURSTSPEZIALITÄTEN GMBH & CO. KG Hier geht es um die Wurst 28  Titelthema Wirtschaftskompass 11 | 2023

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