IHK-Magazin "Wirtschaftskompass", Ausgabe 11/2023

Bild: Barbara Arndt nur die Nordseekrabbenfischer in ihrer Existenz bedrohen. Das Verbot würde sich auch negativ auf den Tourismus, den Einzelhandel sowie die fischverarbeitende Industrie auswirken. Umso tragischer ist das, weil dabei kaum Nachhaltigkeitseffekte erreicht werden, argumentiert die IHK Nord. Erstens hat das Forschungsinstitut Thünen des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) nachgewiesen, dass die Krabbenfischerei nur für neun Prozent der beobachteten Unterschiede zwischen befischten und unbefischten Gebieten verantwortlich ist. So fatal sind die Auswirkungen der Grundfischerei offenbar also nicht. Zweitens haben sich die deutschen Fischereibetriebe in Sachen Nachhaltigkeit längst auf den Weg gemacht. So haben sich beispielsweise die deutschen Krabbenfischer einem Zertifikat für nachhaltigen Fischfang verpflichtet und erforschen gemeinsam mit dem Thünen-Institut umweltschonende Fangmethoden. Das führt dazu, dass die Fischerei in Norddeutschland bereits eine der umweltfreundlichsten weltweit ist, argumentiert die IHK Nord und auch der grüne Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir hat während der Agrarministerkonferenz im März auf die Nationalparkverträglichkeit der deutschen Küstenfischerei hingewiesen. Drittens: Wenn das Angebot aus dieser Quelle den Konsumenten nicht mehr zur Verfügung steht, dürfte die Nachfrage nach importiertem Fisch steigen. Und dieser kommt oft aus wenig nachhaltiger Fischerei. Zum Beispiel aus China, ein Land, das bekannt für Verstöße gegen EU-Vorschriften zu Fischerei und Menschenrechten ist. Die IHK Nord lehnt das Verbot ab und plädiert stattdessen für einen intensiven Dialog der Beteiligten, bei dem Umweltauswirkungen differenziert betrachtet werden. Auch sollte die EU verstärkt Forschung und Innovation für ökologische Fischereimethoden fördern und um den betroffenen Wirtschaftszweigen neue Geschäftsmodelle zu ermöglichen. Rückenwind kommt von dem norddeutschen Abgeordneten Niclas Herbst (CDU/EVP), der nach Gesprächen mit der norddeutschen Fischerei und Unternehmen einen Initiativbericht gegen den Aktionsplan Fischerei eingereicht hat. Voraussichtlich im Dezember stimmt das EU-Parlament über den Initiativbericht ab. Bei einem weiteren wichtigen Thema von Ernährungsindustrie und Handel – die Nährwertkennzeichnung auf Verpackungen von Lebensmitteln – hat die IHK Nord Unternehmen unmittelbar beteiligt und die Ergebnisse der Umfrage in den Diskussionsprozess von EU-Kommission und Europaparlament eingebracht. Die Entscheidung dazu steht noch aus – Vertreter der EU-Staaten konnten sich bislang nicht auf eine Entscheidung zwischen Nutri-Score und anderen Kennzeichnungen einigen. Einige Mittelmeer-Anrainer favorisieren die Nutrinform Battery, während insbesondere Frankreich und Benelux den Nutri-Score als EU-weite Kennzeichnung befürworten. Es bleibt also spannend in Brüssel – und die IHK Nord bleibt für die norddeutsche Wirtschaft am Ball. dert. „Es geht uns um eine gute Synthese von Technologie und Handwerk. Wir halten die Wertschöpfungskette gern in der Region und setzen auf umfassende Verwertung dieses wertvollen Lebensmittels.“ Dafür verbindet die Fleischverarbeiter eine enge Zusammenarbeit mit regionalen Vertragslandwirten, Biopark und Weidehof, Edeka Nord und Schlachthöfen (beispielsweise in Teterow). „Eine bestandsnahe Schlachtung erspart den Tieren Stress. Das trägt zu hoher Qualität bei.“ So verarbeiten die Ludwigsluster täglich 50 bis 60 Tonnen Schweine-, Rind- und Schafsfleisch. Mit eigenen Produkten (Ludwigsluster, BioLust) beliefert das Unternehmen bundesweit den Fach- und Lebensmitteleinzelhandel. Hinzu kommen zahlreiche Eigenmarken der 35 Verkaufspartner. Dafür nimmt der Hersteller eines komplexen Vollsortiments regelmäßig eine Menge Geld in die Hand. Noch in diesem Jahr entsteht eine neue Verpackungslinie für Bio-Bacon. „Jede Investition trägt dazu bei, unser mittelständisches Unternehmen noch besser aufzustellen.“ Der Standort lässt eine Erweiterung nur noch in geringem Maße zu. Geplant ist daher, die Zufahrtsstraße zu verlegen, um weitere bauliche Kapazitäten zu erschließen. „Wir möchten perspektivisch einige Prozesse verändern. Dafür planen für einen Teilneubau bei laufendem Betrieb“, blickt Dr. Christian Knapp voraus. Barbara Arndt IHK NORD Arbeitsgemeinschaft Norddeutscher Industrie- und Handelskammern e. V. Büro Brüssel Ela Louise Kruse  +32 (0)220912 83 kruse@ihk-nord.de Titelthema  29 Wirtschaftskompass 11 | 2023

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