IHK-Magazin "Wirtschaftskompass", Ausgabe 01, 02/2024

Magazin der IHK zu Schwerin 01 | 02 | 2024 WIRTSCHAFT WÄHLT: DEINE STIMME ZÄHLT! Dr. Bernd-Dietmar Lepsow Geschäftsführer der BASIS Consulting GmbH Wirtschaftsrückblick und Ausblick 2024 10 Schwerin als Hochschulstandort 14 Auf dem Weg zum zirkulären Bauen in MV 38 WIKO Wirtschaftskompass Westmecklenburg

Bilder: www.industrie-zukunft.de Westmecklenburg als Teil der Metropolregion Hamburg kann auch In|du|strie! Leben und Arbeiten im Urlaubsland Nr. 1 ist hier Wirklichkeit! Mit der Akzeptanzoffensive In|du|strie Gemeinsam. Zukunft. Leben. will die Industrie in dem östlichen Teil der Metropolregion Hamburg auf sich und auf die guten Standortbedingungen aufmerksam machen. Westmecklenburg kann auch In|du|strie: Mit den Unternehmen vor Ort, für Fach- und Führungskräfte und für Investoren. Entdecke das du zur Industrie in Westmecklenburg! | |

Bilder: Eindrucksvoll demonstrierten Bauern und Vertreter anderer Branchen auf den Straßen der Republik mit koordinierten Aktionen die Macht der Unternehmerschaft, wenn sie mit starker Stimme spricht. Für das Ehrenamt der IHK zu Schwerin ist deshalb 2024 von entscheidender Bedeutung. Damit diese mit kraftvoller Stimme in den Hallen der Politik sprechen kann, kommt es auf Ihre Stimme an! Bringen Sie Ihre unternehmerische Erfahrung in die Vollversammlung sowie den IHK-Ausschüssen ein oder stimmen Sie im September dieses Jahrs für Ihre Kandidaten im Parlament der Wirtschaft Westmecklenburg. Denn eine kraftvolle Interessensarbeit für die Wirtschaft der Region ohne Klientelpolitik gibt es nur mit der IHK. Und das ist wichtiger denn je. Viel zu viele Hemmnisse und Belastungen haben sich in den letzten Jahren – nicht nur – bei den Landwirten angestaut und nun in geballtem Unmut entladen. Dennoch: Es darf nicht nur um die Landwirte oder Spediteure gehen. Agrardiesel oder die neue Maut sind nicht alles. Der Unmut in der Wirtschaft ist durch zahlreiche weitere Maßnahmen der letzten Jahre beständig angewachsen. Fehlende Fachkräfte, explodierende Energiekosten, wuchernde Bürokratie, das Aushebeln der Tarifpartner und die parteipolitisch verordnete Anhebung des Mindestlohnes, ein zusätzlicher Feiertag in MV und Lieferengpässe ersticken im ganzen Land das freie Unternehmertum. Und noch ist kein Ende abzusehen. Die Wirtschaft vermisst aktuell vor allem eine zuverlässige, weitsichtige und verbindliche Arbeit der politischen Ebene und die damit einhergehende Planungssicherheit. Häufig ist nicht erkennbar, das substanzielle Ziele umgesetzt werden, um zukünftiges Wachstum zu sichern. Es drängt sich der Eindruck auf, dass sich die Politik verselbstständigt und oftmals nicht bereit ist, zuzuhören oder Empfehlungen anzunehmen. Die staatlichen Verwaltungseinrichtungen haben das Verständnis als Dienstleister für die Unternehmen und die Bevölkerung zu wirken, in einen fast „monarchischen“ Arbeitsstil verkehrt. Statt der erwarteten Unterstützung erfahren die Unternehmen immer neue Hürden. Wie wichtig es deshalb ist, sich beständig und hartnäckig dafür einzusetzen, dass Sachargumente zählen und fundierte Forderungen an die Politik herangetragen werden, aber auch wirkungsvoll und verständlich kommuniziert werden, zeigen die Demonstrationen und der aktuelle Unmut in unserer Gesellschaft. Der beste Weg dazu bleibt für Unternehmerinnen und Unternehmer weiterhin das Engagement bei ihrer IHK. Ich kann Sie als Unternehmerkollege nur aufrufen, sich ebenfalls intensiv einzubringen. Die Chance dafür erhalten Sie bei der diesjährigen Wahl der Vollversammlung der IHK zu Schwerin. Bewerben Sie sich oder bringen Sie gerne Vorschläge ein. Um stark gegenüber der Landespolitik zu sein, brauchen wir engagierte fachliche Expertise. Nicht umsonst heißt es bei dieser Vollversammlungswahl: „Deine Stimme zählt!“ Matthias Belke Präsident der IHK zu Schwerin Die Wirtschaft vermisst aktuell vor allem eine zuverlässige, weitsichtige und verbindliche Arbeit der politischen Ebene und die damit einhergehende Planungssicherheit. Rubrik  1 Bild: info@paperheroes.de IHK Direkt 0385 5103 111 Der schnelle Weg zur IHK. Editorial Deine Stimme zählt, damit sich etwas ändert! Wirtschaftskompass 01 | 02 | 2024

 STANDORTPOLITIK 10 Wirtschaftsrückblick und Ausblick 2024 12 Krisenbewältigung und Fachkräftemangel 12 Politik und Verwaltung erschweren Produktion 13 Sternberg zeigt sich innovativ 14 Schwerin als Hochschulstandort 14 Familienbewusste Personalpolitik 16 Wittenburg Village  TITELTHEMA 18 Wahlausschuss hat Arbeit aufgenommen 19 Neuwahl zur IHK-Vollversammlung 20 Wählen und gestalten Sie mit!  AUS- & WEITERBILDUNG 22 Ausbildungsstart beginnt jetzt 23 Arbeitskreis Bildung 24 Umwelttechnische Berufe 25 Angebote zur Berufsorientierung 26 Betriebliche Weiterbildung 27 Eisenbahner in der Zugverkehrssteuerung  EXISTENZGRÜNDUNG & UNTERNEHMENSFÖRDERUNG 28 Bedrohliche Entwicklung 28 IHK-Unternehmenswertrechner ist online 30 Nachfolger suchen Unternehmen 31 NØRD – Digital Convention 2024 32 Existenzgründerpreis der Ostsee-Zeitung  INNOVATION & UMWELT 33 Herausfordernde Zeiten 34 Gebäudeenergieeffizienzrichtlinie 35 Schweriner Wissenschaftswoche 2023 36 Schweriner Innovationspreise 37 Podiumsdiskussion zum Hochschulstandort 38 Auf dem Weg zum zirkulären Bauen in MV  INTERNATIONAL 40 Chile im Fokus 42 „Netzwerk Außenwirtschaft“ – den Austausch nutzen 43 Märkte erkunden  AMTLICHE BEKANNTMACHUNGEN 44 Wirtschaftssatzung 46 Nachtragswirtschaftssatzung 47 Änderung der Wahlordnung 48 Änderung der Satzung 22 28  BEDROHLICHE ENTWICKLUNG Für Unternehmer war es noch nie schwieriger, eine geeignete Nachfolge zu finden. Besonders alarmierend: Ein Viertel erwägt sogar, den Betrieb vorzeitig zu schließen.  AUSBILDUNGS- START BEGINNT JETZT Bereits im Januar beginnt für viele IHK-Ausbildungsunternehmen die Vorbereitung des neuen Berufsausbildungsjahres. Inhalt 2  Inhalt Wirtschaftskompass 01 | 02 | 2024

16  WITTENBURG VILLAGE Investoren rund um die holländische Van der Valk-Gruppe haben zum ersten Mal konkrete Planungen für 330 Millionen schwere Investition mit einem Bauzeitenplan vorgelegt. Ergebnis: Ab 2025 soll mit der Erschließung und dem Bau des Feriendorfes begonnen werden, im Oktober 2029 soll die gesamte Anlage mit großem Hotel, Schwimmbad und Outlet fertig sein.  CHILE IM FOKUS Chile ist sowohl in wirtschaftlicher als auch politischer Hinsicht vergleichsweise stabil und zeichnet sich durch eine offene Marktwirtschaft, niedrige Steuern und die beste Infrastruktur Lateinamerikas aus. 40 Inhalt  3 Wirtschaftskompass 01 | 02 | 2024

Der Logistikriese Jysk, der zum gleichnamigen dänischen Konzern mit hunderten Läden in Deutschland gehört, hat am Standort Zarrentin weiterhin Großes vor. Oliver Mumme, Standortleiter von Jysk, bestätigte, dass auch weiterhin an der geplanten Erweiterung des Standortes festgehalten werde. Das 120-Millionen-Euro-Projekt verzögere sich nur aufgrund der Marktlage in Europa. Jysk, in Deutschland früher als Bettenwelt bekannt, will seinen jetzigen Standort mit 180.000 Quadratmetern Fläche praktisch verdoppeln. Die Bauvorbereitungen sind mit Grundstückskauf und Ausgleichsmaßnahmen weit gediehen. Doch Überkapazitäten des Konzerns in Ungarn und Bulgarien wegen des Ukrainekrieges haben zu einer Verzögerung geführt. Laut Mumme würden die konkreten Planungen für Zarrentin im Jahr 2024 jedoch wieder aufgenommen. Jysk stehe zu seinen Ausbauplänen in Zarrentin. Hintergrund für die geplante Investition: Das Zarrentiner Lager ist jetzt schon mehr als ausgelastet, das Unternehmen hat im Norden zahlreiche Außenlager bis in den Rostocker Bereich angemietet. Ein Teil des Booms für Jysk kommt über den Internet-Handel. Die Auslieferung der dort bestellten Waren läuft dann zu einem großen Teil wieder über die Jysk-Läden, die viele noch unter ihrem alten Namen „Dänisches Bettenlager“ kennen. Die Werkleitung vor Ort kündigt schon jetzt einen deutlichen Personalaufwuchs an. Allein Anfang Dezember wurden 16 neue Mitarbeiter eingestellt, Monat für Monat sollen weitere folgen. Zum Ende des Jahres 2024 könnte die Zahl von 235 Mitarbeitern auf dann 300 steigen. Zusammen mit den Zeitarbeitern sind dann pro Tag zwischen 400 und 450 Menschen tätig, um die Lieferungen für Hunderte Jysk-Läden in Deutschland zu kommissionieren und zu verladen. „Wir gewinnen unsere neuen Mitarbeiter derzeit vornehmlich über die Zeitarbeit. Sehr viele Menschen, die für uns arbeiten, kommen dabei aus Osteuropa. Das größte Hindernis, sie dauerhaft für uns zu gewinnen, ist die Wohnungsnot“, berichtete Mumme, der früher auch einmal für Tchibo gearbeitet hat. Auch für die Stammbelegschaft bieten die Dänen einige Annehmlichkeiten. Mitarbeiter bekommen die Monatsgebühr für das örtliche Fitnessstudio bezahlt, sie müssen nur die einmalige Anmeldegebühr bezahlen. Gerade erst eingeweiht ist ein hochmodernes Betriebsrestaurant nach nordischem Vorbild. Hier gibt es nicht nur preiswertes, sondern auch gesundes Essen. Dazu kommen Investitionen für eine bessere Beleuchtung am Arbeitsplatz, inzwischen ist der Standort komplett auf LED umgestellt. Mayk Pohle  In Zarrentin unterhält der dänische Konzern Jysk einen großen Logistikstandort, der nach wie vor erweitert werden soll.  Diese drei Männer haben das Zarrentiner Seehotel erst möglich gemacht. Inhaber Eigen Block (Mi.) mit Geschäftsführer Stephan von Bülow (re.) und Hotelchef Jens Niemann. Zarrentin hat seit dem Jahresende eine neue Attraktion zu bieten. Das Seehotel im Herzen der Stadt und in direkter Nachbarschaft zu Kloster und Klosterkirche ist mit einer beeindruckenden Feier mit fast 200 Ehrengästen eröffnet worden. Für 22 Millionen Euro hat die Firmengruppe des Hamburgers Eugen Block ein modernes Hotel mit 45 Zimmern, Veranstaltungsräumen und hochwertigen Restaurants in Zarrentin errichtet. Mit seinen drei Gebäuden im norddeutschen Landhausstil passt sich das Ensemble nahezu unauffällig in das Stadtbild rund um das Kloster ein. Der Bau des Hotels war jedoch kompliziert und hat sich um einige Monate verzögert. Vor Wochen war daher schon mit einem Probetrieb begonnen worden. Firmeninhaber und Gründer Eugen Block: „Es gefällt mir sehr das Hotel, obwohl ich es selbst nicht in allen Bereichen gestaltet habe“, erklärte der 84-Jährige. Block benannte auch klar die Gründe für die Verzögerungen im Bau. Es habe Lieferprobleme gegeben, aber auch sehr viele Einmischungen und Vorschriften von Behörden. Doch das sei alles vergessen. Streit hatte es beispielsweise um die richtige Farbe der Dachziegel oder über die Länge der Dachüberstände gegeben. Zentrale Figur des Projektes war und ist der Gastronom Jens Niemann, der schon seit einigen Jahren das „Fischhaus am Schaalsee“ führt, das ebenfalls zur Block-Gruppe gehört. Niemann, der ursprünglich aus Schwerin kommt, hatte nicht nur Einfluss auf die Gestaltung des Hotels, zusammen mit seiner Direktorin Claudia Gipp baute Block-Gruppe eröffnet Seehotel in Zarrentin Kommissionierer bei Jysk im Einsatz, das Unternehmen setzt weiter auf einen Personalausbau. Jysk baut Logistikstandort in Zarrentin aus Bilder: Mayk Pohle 4  Wirtschaftsregion Westmecklenburg Wirtschaftskompass 01 | 02 | 2024

Für dieses Ausbildungszertifikat kann man sich nicht bewerben oder anmelden, man bekommt es als Unternehmen verliehen. Wenn man denn von Fachleuten vorgeschlagen wird. Das Hagenower Trolli-Werk hat diese seltene Auszeichnung von der Bundesagentur für Arbeit, die sich als neutraler Schiedsrichter in dieser Sache sieht, in diesem Winter verliehen bekommen. Stellvertretend für den ganzen Landkreis. „Sie sind uns von unseren Leuten immer wieder empfohlen worden“, so Agenturchef Guntram Sydow in seiner Rede. Werkleiterin Janine Brügmann mit ihrem Team hörte dann gern, was auf der Habenseite alles aufgezählt wurde. Obwohl der Produktionsbetrieb für Fruchtgummis von sonntags bis freitags in drei Schichten arbeitet, hat das Unternehmen seine 17 Ausbildungsstellen alle besetzen können. Ausgebildet wird in fünf Berufen, drei Ausbilder kümmern sich um die Belange des Nachwuchses. Es gibt Zuschüsse für die Fahrten zur Berufsschule, die Auszubildenden haben ihren eigenen Laptop und sie verdienen gut. Erst vor wenigen Tagen sind im Tarif der Süßwarenindustrie die Tarife angehoben worden, bei Trolli bekommt ein Auszubildender im ersten Jahr nun 1.127 Euro, im vierten sind es dann 1.440 Euro. Das Team der Personalleitung findet den Nachwuchs auf den regionalen Messen, über Schülerpraktika und die Ferienjobber. Bei Trolli arbeiten aktuell 411 Mitarbeiter, die ein Durchschnittsalter von 44 Jahren haben. Es gibt viele junge Mitarbeiter, aber auch etliche Älter. Was fehlt, sind die Jahrgänge dazwischen. Künftig will das Unternehmen mit Stammsitz in Fürth die zu erwartenden Abgänge auch viel mit Automatisierungen in der Produktion auffangen. Die Liste der Vergünstigungen und Leistungen des Arbeitgebers Trolli für alle Mitarbeiter ist lang und spricht offensichtlich auch den Nachwuchs an. Dazu gehören preiswertes Essen in moderner Kantine, Weihnachts- und Urlaubsgeld, doppeltes Bike-Leasing, gratis Kaffee, Wasser und Obst, Einkaufsvorteile bei Trolli und umfangreiche Gesundheitsleistungen über den Betriebsarzt. Diese Liste ist noch lange nicht vollständig. Mayk Pohle Trolli für sehr gute Ausbildung ausgezeichnet  Auszeichnung für Trolli als guter Ausbildungsbetrieb durch Guntram Sydow von der Bundesagentur für Arbeit (2.v.re.) er auch ein neues Team von Mitarbeitern auf, das nun beide Einrichtungen betreut. Extra für das Hotel wurden 40 neue Mitarbeiter eingestellt und auch eingearbeitet. Eine tragende Rolle in dem Projekt spielte auch Stephan von Bülow, der Vorsitzende der Geschäftsführung der Block-Gruppe. „Ich bin im Vorfeld des Projektes mit Jens Niemann um den ganzen Schaalsee gefahren und kann sagen, dass es hier nirgends ein vergleichbares Projekt gibt“, bekannte er. Die durchdacht ausgestatteten Doppelzimmer kosten 145 Euro die Nacht (mit Frühstück), Pauls Restaurant soll hochwertige Küche anbieten, und die Festscheune steht für Veranstaltungen mit bis zu 200 Gästen bereit. Nur der Saunabereich ist noch nicht fertiggestellt. Mayk Pohle Wirtschaftsregion Westmecklenburg  5 Wirtschaftskompass 01 | 02 | 2024

Bilder: Barbara Arndt; Mayk Pohle Zurückkehren in die Heimat – bei vielen, die es einst in die Fremde zog, kommt irgendwann dieser Wunsch auf. Manche wollen älter werdenden Familienangehörigen wieder näher sein, manche vermissen Freunde von früher, haben die Hektik einer Großstadt satt oder wollen in einen neuen Lebensabschnitt starten. Für sie alle gibt es unmittelbar nach dem Weihnachtsfest, wenn viele Familien vereint sind, den Rückkehrertag. In Schwerin war dieser am 27. Dezember im historischen Rathaus bestens besucht. 22 namhafte Unternehmen wandten sich mit spannenden Jobangeboten und Karrierechancen an potenzielle Rückkehrer, Pendler und Jobsuchende. Dass jene, die Schwerin als schönen Ort zum Leben (wieder-) entdecken, tatsächlich berufliche Perspektiven finden, kann Mathias Obetzhauser bestätigen. Der gebürtige Neustrelitzer packte im Jahr 2004 gleich nach der Schule sein Zeugnis ein, zog nach Nordrhein-Westfalen, um den Beruf eines Mechatronikers zu erlernen. „Damals wollte ich weg. Das war als gerade 16-Jähriger nicht wirklich einfach. Vielleicht bestand auch deshalb immer der Wunsch, irgendwann zurückzukehren.“ Denn der 35-jährige liebt die Landschaft im Norden, mag Sturm und Regen, radelt gern und sagt von sich selbst, eine echte Wasserratte zu sein. Die Zeit, die Mathias Obetzhauser weit weg von zu Hause verbracht hat, hatte durchaus Gutes. Er kam beruflich voran und wurde Vater, fand später eine neue Liebe und hätte anderswo die Karriereleiter weiter hinaufsteigen können. „Als meine jetzige Freundin ihren Master machte, sprachen wir plötzlich häufiger über eine Veränderung. Sie bewarb sich und begann in Schwerin als Architektin. Das war der Punkt, mich intensiv umzusehen.“ Aber zurück aufs flache Land? „Helena stammt aus Rio de Janeiro. Ein bisschen Stadt musste es also schon sein. Schwerin hat die perfekte Größe, gute Verkehrsanbindungen, überall Seen zum Reinspringen und kurze Wege, um nach Feierabend die Ostsee zu genießen.“ Einen neuen Job in der Region zu finden, sah Mathias Obetzhauser nicht als Problem an. Parchim, Wismar, Ludwigslust – „da hätte schon etwas geklappt“, sagt er. Dank seiner umfassenden Kenntnisse beim Programmieren von Mikrocontrollern, PC-Anwendungen und Android-Apps, die er sich selbst angeeignet hatte, brachte er gefragtes Know-how für einen neuen Job mit. Auf XING fand er die Ausschreibung der HNP Mikrosysteme GmbH, bewarb sich online und bekam die Anstellung. „Zentral gelegen, mit familiärer Atmosphäre und Hierarchien, die höchstens auf dem Papier stehen, habe ich eine tolle Perspektive gefunden. Hier wird man einbezogen und arbeitet gemeinsam auf Augenhöhe. Was will man mehr?“ Mathias Obetzhauser sieht sich nach einem halben Jahr in Schwerin nicht mehr als Rückkehrer. Er ist angekommen und genießt Lebensqualität – in der Heimat. „Als besonders empfinde ich die Wertschätzung meines Arbeitgebers: Ohne entsprechenden Abschluss kann ich als Softwareentwickler tätig sein und mich weiterentwickeln. Und das sogar mit finanzieller Verbesserung“, sagt er zufrieden. Barbara Arndt Der perfekte Ort, um anzukommen  Mathias Obetzhauser arbeitet als Softwareentwickler bei HNP Mikrosysteme in Schwerin.  Mit dem Beschluss zum Doppelhaushalt hat der Kreistag Ludwigslust-Parchim auch ein umfassendes Sanierungsprogramm für die Kreisstraßen auf den Weg gebracht. Mathias Obetzhauser fand bei HNP Mikrosysteme einen tollen Job und in Schwerin ein neues Zuhause. Der Landkreis Ludwigslust-Parchim wird in 2024 und 2025 sein Sanierungsprogramm für sein riesiges Netz an Kreisstraßen fortsetzen. Das Programm ist eines der Kernpunkte des Doppelhaushaltes, der im Dezember zum ersten Mal in der Geschichte des Landkreises beschlossen wurde. Mit großer Mehrheit. Nach dem nun gültigen Beschluss will der Landkreis allein in die Kreisstraßen 32 Millionen Euro stecken. Mit dem Geld soll der jahrelange Verfall des Straßennetzes weiter aufgehalten und der Rückstau der Sanierungsmaßnahmen verringert werden. Das ist in den vergangenen Jahren bereits mit zahlreichen Straßenprojekten gelungen. Insgesamt gehören etwa 1.000 Kilometer Kreisstraßen zum Landkreis Ludwigslust-Parchim. Der Gesamthaushalt für die Jahre 2024 und 2025 für den Landkreis liegt bei gut einer Milliarde Euro und ist in beiden Jahren nicht ausgeglichen. Mayk Pohle Landkreis setzt Ausbauprogramm für Kreisstraßen fort 6  Wirtschaftsregion Westmecklenburg Wirtschaftskompass 01 | 02 | 2024

Wohin mit der betrieblichen Aktenhaltung, dem Handwerksmaterial, Omas Hausstand oder der Skiausrüstung, wenn die gerade nicht gebraucht wird? Es gibt eine Lösung, die gleichermaßen flexibel, individuell und leicht zu nutzen ist: die Lagerbox. 160 dieser trockenen und sauberen Aufbwahrungsflächen bietet das Schweriner Lagerhaus ab Februar im Gewerbegebiet Süd an. Die Unternehmensgruppe der Familie Kruse, einschlägig in Sachen Umzug, Logistik und Lagerei bekannt, fügt der traditionsreichen Firmengeschichte mit diesem Selfstorage-System ein neues Kapitel hinzu. „Die Boxen mit einer Grundfläche von einem bis zu 20 Quadratmeter bieten unterschiedlichsten Nutzern Platz für all das, was in der Firma, im Verein oder im eigenen Zuhause wertvollen Raum nimmt“, finden Petra und Bernd Kruse, Inhaber des traditionsreichen Unternehmens, dessen Geschäfte mittlerweile in fünfter Generation von ihnen geführt werden. Es gibt zahlreiche Anlässe, die eine sichere Einlagerung erforderlich machen. „Die Kinder sind aus dem Haus, ältere Menschen wollen sich räumlich verkleinern, ein längerer Auslandsaufenthalt steht bevor – das Lagerhaus ist neben dem gewerblichen Bedarf auch für Privatpersonen eine gute Option, all das, an dem man doch irgendwie hängt, aufzubewahren“, sagt Bernd Kruse. Die drei Meter hohen Boxen sind mit einer Tür oder mit einem Rolltor – je nach Größe – verschlossen. „Videoüberwachten Zugang zum Boxensystem haben unsere Kunden an sieben Tagen in der Woche. Zwischen 7 und 20 Uhr, auf Nachfrage auch länger, ist es möglich, die eigene Box mit individuellem Zugangs-Code zu betreten“, so der Firmenchef. Eine Anfahrt mit eigenen Fahrzeug ist bequem möglich. Im Dezember begann die Aufbauphase, am 1. Februar wollen Kruses das neue Angebot öffnen. Die 1.350 Quadratmeter große Halle, in denen sich die in Firmenfarben gestalteten Boxen befinden, hatte das Unternehmen seit 2016 für ein größeres Logistik-Projekt gebaut und genutzt. Im siebten Jahr war dann Schluss mit dieser Kooperationsbeziehung. Petra und Bernd Kruse mussten sich von etlichen Mitarbeitern trennen. Das tut beiden bis heute noch weh. Den Kopf in den Sand zu stecken, war für die Unternehmer jedoch keine Lösung. „Der Bedarf für das Selfstorage ist da, zumal sich aus unserer Sicht über kurz oder lang auch in Schwerin die Wohnraumsituation deutlich verschärfen wird. Wer keinen Keller oder Dachboden hat, überlegt sich genau, wie der Platz in den eigenen vier Wänden am sinnvollsten genutzt wird. Ganz sicher nicht als Abstellfläche…“ Und so denken die beiden Geschäftsführer, die einen Teil der Unternehmensgruppe im vergangenen Jahr an ihre Tochter Franziska Kruse übertragen haben, schon an eine Erweiterung des Schweriner Lagerhauses. „Wir sehen, wie das neue Angebot angenommen wird. Die Pläne für Phase zwei liegen bereits in der Schublade. Bei einer positiven Entwicklung erweitern wir um nochmal 110 Boxen“ so Bernd Kruse. Damit, so hoffen die Geschäftsführer, stärkt das neue Tätigkeitsfeld ihr Unternehmen für die Zukunft. Aktuell gehören 20 Beschäftigte zum Team, das neben den vielseitigen logistischen Herausforderungen die klassische Möbelspedition (Umzug) im wahrsten Sinne des Wortes stemmt. Barbara Arndt  Petra und Bernd Kruse bieten mit dem Schweriner Lagerhaus eine neue Dienstleistung für Unternehmen und Privatpersonen an. Friedrich Kruse Service GmbH & Co. KG eröffnet im Februar das Schweriner Lagerhaus. Boxen als moderne Alternative zum Aufbewahren FRIEDRICH KRUSE SERVICE GMBH & CO. KG Adresse Otto-Hahn-Str. 2 19061 Schwerin  0385 64770-0 info@schweriner-lagerhaus.de Bilder: Barbara Arndt; AdobeStock Wirtschaftsregion Westmecklenburg  7 Wirtschaftskompass 01 | 02 | 2024

Bilder: Mayk Pohle  Die Filiale der Hagenower Konsumgenossenschaft im Wohnviertel Kietz soll umfassend erweitert werden, trotz schwieriger Marktlage. Die Konsumgenossenschaft in Hagenow will ihre Standorte trotz schwieriger Umsatzlage stärken. Dazu zählt die Filiale in Hagenower im Wohnviertel Kietz. Markenzeichen der Hagenower Konsumgenossenschaft sind seit vielen Jahren vor allem die Frischemärkte. Die Filiale am Kießender Ring in Hagenow ist vor fast genau zehn Jahren an diesem Standort nach umfassender Sanierung neu eröffnet worden und zählt seitdem zu den umsatzstärksten Supermärkten des regionalen Anbieters. „Nach Ludwigslust und Dömitz steht die KietzFiliale beim Umsatz auf dem dritten Platz“, bestätigt Konsum-Vorstand Stefanie Goltz. Wobei Ludwigslust und Dömitz deutlich mehr Verkaufsfläche zur Verfügung haben. Vor zehn Jahren war der Konsum aus der alten DDR-Kaufhalle nahe der Hamburger Straße an den Kießender Ring gezogen. Jetzt gibt es wieder Umbaupläne, wie Steffi Goltz bestätigte. Nach den Planungen der Genossenschaft sollen auch die beiden noch leerstehenden früheren Geschäfte des Gebäudekomplexes am Kießender Ring in den Konsum integriert werden. Dazu wolle man den Eingangsbereich leicht versetzen. „Wir sind mit unseren Planungen schon sehr weit und in Detailabstimmungen mit der Stadt Hagenow“, bestätigte die Konsum-Chefin. Der große Vorteil der Hagenower Filiale ist die Lage mit der Nähe zum Wohngebiet Kietz und zur sehr stark befahrenen Ausfallstraße in Richtung Wittenburg. Aktuell gehören zum Konsum Hagenow zwölf Frischemärkte, vier Getränkemärkte und auch zwei Schuhläden. Derzeit sind beim Hagenower Konsum 336 Mitarbeiter beschäftigt. Mayk Pohle Die Industrie- und Handelskammer zu Schwerin wird dieses Jahr wieder Unternehmen aus Westmecklenburg auszeichnen, die sich durch ihr besonderes gesellschaftliches Engagement hervorheben. Ein soziales, kulturelles oder karitatives Engagement ist für unsere Gesellschaft unverzichtbar. Bereits im Jahr 2014 hat die IHK zu Schwerin daher das Projekt „Unternehmen in Verantwortung“ ins Leben gerufen. Nach pandemiebedingter Pause verleiht sie nun erneut den Preis an Unternehmen, die sich ihrer Verantwortung bewusst sind und diese auch wahrnehmen. Gesucht werden Betriebe aus Westmecklenburg, die das soziale Engagement in besonderer Weise direkt oder indirekt befördern. Dies kann in den unterschiedlichsten Bereichen erfolgen, zum Beispiel im Rahmen von sozialen Projekten, Kunst und Kultur, Jugend, Bildung/Weiterbildung, Entwicklung, Bevölkerungsschutz, Gesundheit und Sport sowie Natur und Umwelt Geehrt werden die Sieger im Rahmen einer festlichen Preisverleihung am 6. Juni 2024. Kennen Sie Unternehmen, die sich gesellschaftlich besonders hervortun und denen einfach mal DANKE gesagt werden sollte? Sind Sie selbst ein solches Unternehmen? Wir freuen uns über Ihre Vorschläge oder Bewerbungen. Für Ihre Rückmeldung verwenden Sie gerne das vorgesehene Vorschlagsformular auf unserer Homepage unter: www.ihk.de/schwerin, Artikelnummer 5957842. Alternativ gelangt man über den QRCode zur Bewerbung. Konsumgenossenschaft Hagenow will einzelne Märkte vergrößern  IHK-PREIS 2024 AUSGESCHRIEBEN Unternehmen in Verantwortung 8  Wirtschaftsregion Westmecklenburg IHK ZU SCHWERIN Melanie Graffenberger  0385 5103 511 graffenberger@ schwerin.ihk.de Wirtschaftskompass 01 | 02 | 2024

Bilder: IHK  Der LUP-Regionalausschuss diskutierte die regionalen Wirtschaftsthemen kontrovers. Bei seinem letzten Treffen 2023 kam der IHK-Regionalausschuss Ludwigslust-Parchim im Küchenstudio Steinfatt in Malliß zusammen – „Heimspiel“ für den Gremienvorsitzenden Gerald Steinfatt. Die Mitglieder des Ausschusses hatten wieder eine Vielzahl an Themen auf dem Tisch. Zunächst informierte IHK-Fachberater Henner Willnow über den aktuellen Stand der Ernährungswirtschaft in Westmecklenburg. Dabei wurde auch ein aktuelles Positionspapier der AMV Marketinggesellschaft für die Agrar- und Ernährungswirtschaft MV diskutiert. Die darin genannten Themen und Herausforderungen passen auch auf Unternehmen anderer Branchen: Krisenjahre, Inflation, Verfügbarkeiten von Mitarbeitern sowie Roh- und Hilfsstoffen. Hinzu kommen bei der Ernährungsbranche noch der Preisdruck aus dem Handel bei gestiegenen Rohstoff- und Energiepreisen. Die Herausforderungen der Branche waren der Einstieg in die Diskussion um die aktuellen Herausforderungen der regionalen Wirtschaft. Mitglieder des Ausschusses kritisierten die derzeitige wirtschaftspolitische Arbeit der Landesregierung MV scharf. Insbesondere in der Energiepolitik wurden die Überschüsse der Öko-Stromproduktion in MV kritisch angesprochen. Von Unternehmen und Verbrauchern in MV würden bundesweit die höchsten Netzentgelte bezahlt, ein monetärer Vorteil aus der Öko-StromProduktion vor Ort ist nicht erkennbar, die Wertschöpfung geschieht in anderen Bundesländern. Dies sei ein massiver Standortnachteil für Industrie- und Gewerbe-Ansiedlungen in MV. Auch wurde die fehlende Verlässlichkeit zu politischen Entscheidungen sowie das fehlende Commitment der Landesregierung MV zur Wirtschaft und der wirtschaftlichen Entwicklung kritisiert. Eine sehr deutliche Forderung war auch der Bürokratieabbau. Dies müsse endlich auch in der Breite spürbar sein. Ermessensentscheidungen der Verwaltung müsse die wirtschaftliche Entwicklung befördern und eben nicht hindern.  IHK-REGIONALAUSSCHUSS Deutliche Töne beim Küchengespräch Schweriner Sachverständigen-Runde Erstmals nahmen an der Sitzung des Gremiums zwei neue Mitglieder teil – Viola Bortsch ist Geschäftsführerin der Stadtwerke Ludwigslust Grabow GmbH und steht dem Gremium als Energieexpertin zur Seite, Johannes Milke ist Vorstand der Wir bauen Zukunft eG in Nieklitz. Sein Team und er arbeiten an Konzepten für vernetzte und nachhaltige Mobilität, für neues Leben und Arbeiten in ländlichen Räumen. Die nächste Schweriner Sachverständigen-Runde ist für Mai 2024 geplant. Die IHK zu Schwerin bietet ihren öffentlich bestellten und vereidigten Sachverständigen regelmäßig verschiedene Fortbildungsangebote und Gelegenheiten zum Erfahrungsaustausch an. In diesem Rahmen tagte am 6. Dezember 2023 zum zweiten Mal in diesem Jahr die Schweriner Sachverständigen-Runde. Die seit vielen Jahren bewährte und beliebte Weiterbildungsveranstaltung bot Informationen rund um das Thema „Marketing für Sachverständige“. Dirk Gundelach, öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger der IHK Hannover, klärte über Möglichkeiten der Eigenwerbung auf. Neben der klassischen Werbung in Print- und digitalen Medien eröffnet auch die Aufnahme in Verbände und Verzeichnisse Möglichkeiten der Bekanntmachung. Der Aufbau der eigenen homepage spielt in diesem Zusammenhang ebenfalls eine große Rolle. Um das Potenzial möglicher Auftraggeber bei der Google-Suche zu steigern, kommt es auf die richtigen keywords an. Ebenfalls zeigte Gundelach den Teilnehmern auch die (rechtlichen) Grenzen des Marketings auf. IHK ZU SCHWERIN Henner Willnow  0385 5103-312 willnow@schwerin.ihk.de Wirtschaftsregion Westmecklenburg  9 Wirtschaftskompass 01 | 02 | 2024

Bild: IHK/info@paperheroes.de „Es war wieder ein Jahr der vertanen Chancen“, bilanziert Matthias Belke, Präsident der Industrie- und Handelskammer zu Schwerin, das Wirtschaftsjahr 2023. „Eine rational-zielgerichtete Wirtschaftspolitik findet zurzeit nicht statt. Statt Belastungen abzubauen, werden zum Beispiel mit der LKW-Maut noch zusätzliche Kosten auf die Unternehmen abgewälzt. Vom viel versprochenen Bürokratieabbau ist ebenfalls nichts zu spüren. Die Politik verliert sich in ihren eigenen Querelen. Das geht zu Lasten unseres Wirtschaftsstandortes“, so Belke. Aus Sicht der IHK zu Schwerin war 2023 nunmehr das vierte Jahr in Folge, das dem Großteil der regionalen Wirtschaft mehr Belastungen als Möglichkeiten brachte. Der IHK-Konjunkturklimaindex für Westmecklenburg ist nach einer kurzen Erholung im Frühsommer dieses Jahres zur zweiten Jahreshälfte wieder abgestürzt. Mit 86,6 Punkten liegt der Index wieder deutlich unter der Wachstumsschwelle von 100 Punkten. Betrachtet man den IHK-Index seit 2020, so gleicht die Wirtschaftsentwicklung einer regelrechten Achterbahnfahrt. Chancen vertan muss auch gelten zur Umsetzung des Industriepolitischen Konzeptes „Industrieland Mecklenburg-Vorpommern 2030“. „Es reicht nicht aus, die Umsetzung dieses strategischen Zukunftskonzeptes nur im Koalitionsvertrag zu verankern. Die vielen Handlungsempfehlungen zeigen den Weg, den die Wirtschaftspolitik für MV gehen muss“, so Belke weiter. „Industriestandortmarketing und die Wertschöpfung steigern durch Nutzung der hier vor Ort erzeugten erneuerbaren Energien sind nur zwei Beispiele, was alles nicht gemacht wurde“, so Belke.  BELASTUNGSGRENZE IST ERREICHT „Unsicherheiten gehörten schon immer zum Unternehmertum dazu. Doch die Belastungsgrenze ist besonders für unsere kleinen und mittleren Unternehmen erreicht. Wenn Unsicherheit den Hauptteil des Tagesgeschäfts ausmacht und betriebswirtschaftliche Planungen permanent aushebelt, ist das Gift für die Wirtschaft“, so Siegbert Eisenach, Hauptgeschäftsführer der IHK zu Schwerin. „Die Risiken für die Unternehmen nehmen nicht ab. Das hat Auswirkungen auf die Investitions- und Beschäftigungsabsichten.“ Die drei IHK-Konjunkturumfragen 2023 haben gezeigt, dass die finanziellen Risiken für die Unternehmen hoch bleiben und die damit verbundenen Spielräume für Investitionen auf einem weiterhin niedrigen Niveau verharren. So gehören in der Umfrage Herbst 2023 für jedes vierte Unternehmen Liquiditätsengpässe zur Tagesordnung. Auch der Anteil der Unternehmen, die Vier Jahre Dauerkrisen setzen der Wirtschaft auch in 2023 weiter zu. Eine zukunftsorientierte Wirtschaftspolitik wird dringend benötigt. Die politischen Achterbahnfahrten belasten die Unternehmen immens.  IHK ZU SCHWERIN ZIEHT BILANZ Wirtschaftsrückblick und Ausblick für 2024 10  Standortpolitik Wirtschaftskompass 01 | 02 | 2024

von abnehmenden Investitionen sprechen, liegt um 13 Prozentpunkte höher gegenüber den zunehmenden. Auf dem Arbeitsmarkt hat die Dynamik ebenfalls nachgelesen. Nichtsdestotrotz werden Fachkräfte weiterhin gesucht.  AUSBILDUNGSZAHLEN SIND ERFREULICH „Qualifizierte Fachkräfte und geeignete Auszubildende bleiben rar. Über den Jahresschnitt bezeichnet jedes zweite Unternehmen in den IHK-Umfragen den Mangel an Fachkräften als Risiko seiner wirtschaftlichen Entwicklung“, so Eisenach. „Doch es gibt auch gute Nachrichten: Die Anzahl der Ausbildungsverträge in Westmecklenburg liegt über dem Vor-Corona-Niveau. Insgesamt konnten unsere Unternehmen 1.261 neue Ausbildungsverträge in 93 Ausbildungsberufen schließen. Davon sind 120 Verträge mit ausländischen Jugendlichen aus 31 verschiedenen Nationalitäten. Das ist sowohl für die Jugendlichen als auch für unsere Mitgliedsunternehmen sehr erfreulich. Denn ein wichtiger Baustein der Fachkräftesicherung ist die Berufsausbildung.“ Zum Ergebnis beigetragen hat sicherlich auch das ehrenamtliche Engagement der derzeit 23 Ausbildungsbotschafter. Alle Ausbildungsbotschafter sind selber Auszubildende in den IHK-Ausbildungsunternehmen. Sie werden von ihren Ausbildungsunternehmen freigestellt und in der IHK für die Aufgabe vorbereitet. Aus dem eigenen Erleben heraus und mit jugendlicher Sprache können sie noch besser für die Ausbildung werben.  2024 WIRD ENTSCHEIDEND „Unternehmen blicken grundsätzlich lösungsorientiert nach vorne und besitzen eine ausgeprägte Anpassungsfähigkeit. Nur so können wir uns langfristig am Markt behaupten“, betont Belke. „Stabilität und Verlässlichkeit muss man von der Politik erwarten dürfen, denn sie gibt den Rahmen für unser wirtschaftliches Handeln vor. Leider haben die Entscheidungen in Folge des Urteils des Bundesverfassungsgerichts zum Bundeshaushalt die Hoffnung zerschlagen, dass 2024 mit dem lange geforderten Belastungsmoratorium starten könnte. Stattdessen kommen nun auf viele Unternehmen deutliche Mehrkosten zu und da die politischen Entscheidungen bisher noch nicht final gesetzgeberisch ausbuchstabiert sind, gehen die Unternehmen mit großer Unsicherheit auf den Jahreswechsel zu. Gleichwohl bleibt die Erwartung, dass 2024 das Jahr für eine realistische und praxisorientierte Wirtschaftspolitik werden muss. Finanzielle wie administrative Belastungen müssen spürbar abgebaut werden. Sonst kann man, wenn diese Perspektive fehlt, als Unternehmer nur noch schwarzsehen.“  UNTERNEHMERTUM AUSBAUEN Im kommenden Jahr intensiviert die IHK zu Schwerin ihr Beratungs- und Unterstützungsangebot für Kleinere und Mittlere Unternehmen (KMU) weiter, um die Unternehmen in diesen bewegten Zeiten bestmöglich zu begleiten. Dabei ist die Arbeit vor Ort besonders wichtig, denn die Unternehmensstandorte in den Kommunen sind für die Mitgliedsunternehmen der Dreh- und Angelpunkt für ihre wirtschaftliche Stärke. Hier engagieren sie sich vielfach mit Sponsoring und Ehrenamt. Die Unternehmen bieten vor Ort Perspektiven für Jugendliche sowie für ihre Mitarbeiter und deren Familien. Dort zahlen sie auch ihre Steuern und Abgaben. Für die Kommunalpolitik sollte es darum von zentraler Bedeutung sein, mit ihrer lokalen Wirtschaft kontinuierlich im sachlichen Dialog zu stehen, um die Standortbedingungen langfristig zu verbessern. Dem Nachfolgethema kommt zunehmend mehr Bedeutung zu. Bei rund einem Drittel der Unternehmen stellt sich in den kommenden Jahren die Frage der Nachfolge. Gerade bei kleineren Unternehmen wird die Suche nach geeigneten Nachfolgern immer schwieriger. Die gemeinsam von der Wirtschaft gegründete Nachfolgezentrale liefert einen zunehmend wichtigeren Beitrag, Unternehmen in MV mit zu erhalten. Ein Rückzug des Landes MV aus der anteiligen Finanzierung hätte fatale Folgen für den Bestand an Unternehmen!  IHK-VOLLVERSAMMLUNGSWAHLEN 2024 „Als Stimme der regionalen Wirtschaft Westmecklenburgs ist zudem die Wahl zur IHK-Vollversammlung von herausragender Bedeutung“, so Eisenach. „Die IHK lebt durch das Ehrenamt. Durch das Ehrenamt kann sich die regionale Wirtschaft stark positionieren und so die Interessen der Unternehmen gegenüber den politischen Entscheidungsträgern mit Nachdruck vertreten. Dabei zählt jede Stimme. Daher rufe ich alle IHK-zugehörigen Unternehmerinnen und Unternehmer auf, sich zum einen aktiv als Kandidat aufzustellen und natürlich von ihrem Wahlrecht Gebrauch zu machen“, so Eisenach abschließend. Weitere Informationen zum ehrenamtlichen Engagement bei der IHK unter: www.ihk.de/ schwerin/ehrenamt Dok. Nr. 1895 IHK ZU SCHWERIN Marco Woldt  0385 5103-207 woldt@schwerin.ihk.de  Matthias Belke, Präsident der Industrie- und Handelskammer zu Schwerin Standortpolitik  11 Wirtschaftskompass 01 | 02 | 2024

Die Industrie- und Handelskammer zu Schwerin hat am 13. Dezember 2023, die Arbeitsschwerpunkte für 2024 beschlossen. Dabei steht die Unterstützung der Unternehmen in schwierigen Zeiten, die Bereitstellung von Energie zu wettbewerbsfähigen Preisen, eine spürbare Entlastung der Wirtschaft sowie die anstehende Wahl zur IHK-Vollversammlung 2024 im Fokus. Die Corona-Krise, der Russland-Ukraine-Krieg, die Energieengpässe sowie der Nahost-Konflikt haben nicht wenige Unternehmen in eine kritische Situation gebracht. Ein IHK-Team wird deshalb verstärkt die Unternehmen bei der Bewältigung dieser Situation unterstützen. Dabei geht es vorrangig um zielgerichtete Beratungsleistungen für Fördermöglichkeiten, der Stärkung der Eigenkapitalausstattung, der Vorbereitung und Begleitung von Unternehmensnachfolgen oder Informationen zu Gestaltungsmöglichkeiten nach der Insolvenzordnung. Als ein weiteres zentrales Vorhaben definierte die IHK-Vollversammlung sich intensiv für die Bereitstellung von Energie zu wettbewerbsfähigen Preisen einzusetzen. Neben schnellen und unbürokratischen Hilfen für Unternehmen müssten die erneuerbaren Energien und Energienetze zügig ausgebaut und deren Genehmigungsverfahren beschleunigt werden. „Unsere Unternehmen stehen gegenwärtig massiv unter Druck. Dabei ist die zuverlässige Energieversorgung zu bezahlbaren und wettbewerbsfähigen Preisen zu einer wichtigen Frage für die Wirtschaft geworden. Hier ist die Umsetzung fairer Stromnetzkosten und eine Entlastung norddeutscher Verbraucher zwingend nötig. Daneben muss die Stromsteuer weiter abgesenkt und attraktive Strompartnerschaften umgesetzt werden. Das Erreichen von Verlässlichkeit und Planbarkeit müssen Ziel unserer gemeinsamen Anstrengungen sein“, so Matthias Belke, Präsident der IHK zu Schwerin. Die Mitglieder der IHK-Vollversammlung sehen auch weiterhin die Gewinnung von Fach- und Arbeitskräften als einen der zentralen Punkte im kommenden Jahr und fordern dazu die schnelle unbürokratische Umsetzung des Fachkräfteeinwanderungsgesetzes. MV muss sich als attraktives Land zum Arbeiten bundesweit und international präsentieren. Die seitens des Landes momentan entwickelte Fachkräftestrategie Mecklenburg-Vorpommern muss auch tatsächlich unternehmensorientiert umgesetzt werden. Die Wahlen zur IHK-Vollversammlung 2024 sollen durch eine Kampagne begleitet werden, mit dem Ziel das ehrenamtliche Engagement und die IHK-Leistungen in der Fläche bekannter zu machen.  WIRTSCHAFT BESCHLIESST SCHWERPUNKTE FÜR 2024 Krisenbewältigung und Fachkräftemangel Zuletzt traf sich der IHK-Arbeitskreis Ernährungswirtschaft in Wittenburg bei der Mecklenburger Fisch-Feinkost GmbH. Der Gremienvorsitzende Armin Kremer stellt in seinem Impuls die Herausforderungen der Branche und die wachsenden externen Einflüsse dar. Dazu gehören etwa neue Anforderungen aus der Politik der verschiedenen Ebenen sowie politisch motivierte Markteingriffe. Dabei sei zu beachten, dass das Lebensmittelrecht weitestgehend EU-basiert sei, die Umsetzung in Deutschland jedoch kritischer als im EU-Ausland und in Drittstaaten umgesetzt wird. Hinzu kämen deutsche Besonderheiten, etwa das staatliche Tierwohl-Label. Der faire EU-Wettbewerb werde dadurch in Mecklenburg-Vorpommern massiv bedroht. Kritisiert wurde auch die Entscheidung zum Verbot der Zeitarbeit in der Fleischwirtschaft. Die anstehende Verschärfung könne aus Sicht der Produzenten die Lieferfähigkeit und Frische der Produkte gefährden. Aus Sicht der Produzenten haben Politik und Verwaltung hier eine schnelle, aber mittelfristig falsche Entscheidung gefällt – resultierend aus offenbar fehlender Kommunikation mit Branchenexperten. Die Mitglieder und Gäste tauschten sich auch über den aktuellen Stand der Ausbildungssituationen aus, auch über die verschiedenen Informationsmöglichkeiten der Unternehmen. Dabei wurde deutlich, dass die MöglichPolitik und Verwaltung erschweren Produktion Mit den bis in das Jahr 2024 hineinreichen beschlossenen Zielen haben wir für unsere gemeinsame Arbeit anspruchsvolle Aufgaben formuliert. Die Umsetzung dieser Vorhaben entspricht der gegenwärtig ernsten Lage unserer Unternehmen. Wir nehmen damit die Herausforderung an, die uns übertragene Interessenvertretung gegenüber Politik und Verwaltung konstruktiv und kritisch umzusetzen und bauen auch auf eine breite intensive Mitarbeit unserer Unternehmen in Westmecklenburg. Siegbert Eisenach, Hauptgeschäftsführer der IHK zu Schwerin Bild: IHK 12  Standortpolitik IHK ZU SCHWERIN Henner Willnow  0385 5103-312 willnow@schwerin.ihk.de Wirtschaftskompass 01 | 02 | 2024

Bilder: Wifög SWM, Christine Pinnow Innovationen stärken Unternehmen – und damit auch die regionale Wirtschaftsstruktur. Impulsgeber und Partner für Innovationen sind oft Universitäten und Hochschulen. Im Landkreis Ludwigslust-Parchim ist kein solcher Wissensort zuhause, aber zweimal im Jahr kommen die Hochschulen in den Landkreis. Die Wirtschaftsförderung Südwestmecklenburg lud Hochschulen und Universitäten, die IHK zu Schwerin und die Handwerkskammer sowie lokale Politikvertreter zu Unternehmensterminen in den Landkreis ein. Der erste Termin der Gruppe führte zur ReFood GmbH & Co. KG. Geschäftsführer Axel Munderloh erläuterte die Produktion und den Markt von Bio-Diesel in Deutschland und Europa. Dabei wurde deutlich, dass mit neuen Möglichkeiten zur Logistik, Lagerung und Verarbeitung von Raps und Speiseölen noch Effizienzpotenziale vorhanden sein könnten. Als sofort greifbares Ergebnis wurde vereinbart, dass ReFood seine Stellen- und Praktikumsangebote an den Hochschulen und Universitäten veröffentlicht. Olaf Renz ist Geschäftsführer der Fenster- und Türenbau Sternberg GmbH. Er zeigte den Produktionsprozess von Holzfenstern und Türen. Dieses Handwerk mag auf den ersten Blick sehr traditionell wirken – nicht ohne Stolz zeigt Renz das hohe Maß der Digitalisierung und Produktionsplanung in seinem Unternehmen. Er setzt auf eine gute Verknüpfung bekannter und neuer Produktions- und Prozessmethoden. Möglicherweise können auch hier die Hochschulen und Universitäten weitere Impulse geben. Für die Besuchergruppe ein sehr neues Thema waren die Produkte und Dienstleistungen von Weitzel Sportstättenbau aus Sternberg. Geschäftsführer Hans Joachim Weitzel erklärte die Möglichkeiten für Planung und Bau von Sportstätten – vom Kunstrasen und Kunststoffbelägen in großen Stadien und Schulsportplätzen bis zu Wartung, Pflege und Recycling von solchen Systemen. Spannende Themen hatte Hans Joachim Weitzel für die Hochschulvertreter. Vermeidung von Mikroplastik, Mikro-Reinigung von Schmutzwasser nach der Säuberung von Sportplätzen oder Möglichkeiten zur Nutzung biologischer Materialien beim Sportplatzbau und –pflege sind nur eine kleine Auswahl der Themen, die für das Unternehmen von Interesse sind. Themen übrigens, die an Forschungs- und Lehrthemen in Wismar, Rostock und Neubrandenburg anknüpfen können. Am Rande der Termine kamen auch weitere Themen der Unternehmen zur Sprache, etwa zu Aus- und Weiterbildung von Azubis und Mitarbeitern, zu Themen in der Landes- und Kommunalpolitik und zu Möglichkeiten der Zusammenarbeit mit anderen Unternehmen in Westmecklenburg.  EINBLICKE Sternberg zeigt sich innovativ  Innovationsexperten der MV-Hochschulen und Kammern in Westmecklenburg haben sich die Prozesse in Sternberger Unternehmen erklären lassen. keit für Schülerpraktika oft eine positive Rolle spielt, aber auch die aktive Ansprache von eigenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Hervorgehoben wurde auch das erkennbar steigende Interesse an regionalen Ausbildungsmessen – bei Unternehmen und potenziellen Azubis. Bernd Scholz ist Inhaber der Mecklenburger Fisch-Feinkost GmbH in Wittenburg. Den Teilnehmern der Sitzung stellte er die Produktions- und Prozessabläufe in seinem Unternehmen vor. Dies war auch eine perfekte Möglichkeit zum Austausch von Ideen für Möglichkeiten gemeinsamer Produktentwicklungen unter den Branchenvertretern aus Westmecklenburg. Die Wirtschafts- förderung Südwest- mecklenburg organisiert zweimal jährlich diese Innovationstouren. Falls Sie Interesse haben, 2024 auch Ihr Unternehmen hier vorzustellen, sprechen Sie Christine Pinnow an. Gern steht Ihnen auch die IHK zu Schwerin bei Fragen und für Informationen rund um Produkt- und Prozessentwicklung, Innovationen und Fördermöglichkeiten zur Seite. WIRTSCHAFTSFÖRDERUNGS- GESELLSCHAFT SÜDWEST- MECKLENBURG MBH Christine Pinnow  03871 7225606 pinnow@invest-swm.de  MFF-Geschäftsführer Bernd Scholz, Armin Kremer als Vorsitzender des IHK-Arbeitskreises, Klaus Uwe Scheifler (IHK zu Schwerin) und Wittenburgs Bürgermeister Christian Greger (v.l.n.r.) diskutierten mit dem Gremium die aktuellen Branchenthemen Standortpolitik  13 Wirtschaftskompass 01 | 02 | 2024

Bilder: Wifög Südwestmecklenburg; AdobeStock Am 21. November 2023 fand die Podiumsdiskussion “Schwerin als Hochschulstandort Quo Vadis?” im Rahmen der Schweriner Wissenschaftswoche statt. Unter dem Titel "Neue Sterne in Sicht! Alt- und Neu-Schweriner diskutieren darüber, wie die Landeshauptstadt ihre Anziehungskraft für junge Menschen steigern kann" versammelten sich über 70 Teilnehmerinnen und Teilnehmer, um die Zukunft Schwerins als lebendigen Ort für die junge Generation zu diskutieren. Die Diskussion startete mit Grußworten von Siegbert Eisenach, Hauptgeschäftsführer der IHK zu Schwerin, und Oberbürgermeister Rico Badenschier. Anschließend eröffnete Stadtentwickler Stefan Postert die Diskussion mit einem Vortrag über wissensbasierte Stadtentwicklung. Er betonte die Verbindung zwischen Hochschulstrukturen und Stadtentwicklung. Seiner Ansicht nach erfordert es vor allem dynamische Strategien anstelle statischer Konzepte, um in einer Stadt neue Vorhaben und Projekte voranzutreiben. Außerdem sei der gemeinsame Wille aller Beteiligten für das gleiche Ziel der essenziellste Baustein.  WAS FEHLT SCHWERIN? Die Podiumsgäste, darunter Justina Behne, Studentin der HdBA, Tanja Holz, Verantwortliche für Fachkräfte-Marketing bei der Landeshauptstadt Schwerin, Martin Neuhaus, Mitinitiator des MusikKlubs, Stefan Postert und CyunaMarie Reisdorf, Studentin der MSH, brachten unterschiedliche Perspektiven ein. Die Diskussion brachte unter anderem hervor, dass sich die Studierenden mehr Sichtbarkeit und Akzeptanz in der Stadt wünschen. Zudem seien bezahlbarer Wohnraum und zuverlässige Informationsangebote für Neu-Schweriner von zentraler Bedeutung. Es entstand unter anderem die Idee eines Netzwerks In einer Zeit, in der Fachkräftemangel eine der zentralen Herausforderungen für Unternehmen darstellt, gewinnt die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zunehmend an Bedeutung. Eine familienbewusste Personalpolitik ist nicht nur ein sozialer Beitrag, sondern auch ein Schlüssel zum langfristigen Erfolg und zur Sicherung qualifizierter Mitarbeiter. Der demografische Wandel und veränderte Lebenskonzepte haben die Ansprüche der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer grundlegend verändert. Der Ruf nach flexiblen Arbeitsmodellen und familienfreundlichen Maßnahmen wird lauter. Unternehmen, die diese Bedürfnisse erkennen und umsetzen, haben nicht nur zufriedenere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, sondern können auch ihre Attraktivität als Arbeitgeber erheblich steigern. Familienbewusste Personalpolitik geht über das bloße Angebot von Kinderbetreuungseinrichtungen hinaus. Es beinhaltet flexible Arbeitszeiten, Homeoffice-Optionen, Teilzeitmodelle und andere Maßnahmen, die es Mitarbeitenden ermöglichen, ihre beruflichen Verpflichtungen mit den Anforderungen des Familienlebens in Einklang zu bringen. Unternehmen, die solche Strukturen implementieren, signalisieren nicht nur  PODIUMSDISKUSSION Schwerin als Hochschulstandort  PODIUMSDISKUSSION Familienbewusste Personalpolitik  Siegelverleihung am 13. November 2023 im DeveLUP Ludwigslust IHK ZU SCHWERIN Nele von Borstel  0385 5103-30 vonborstel@ schwerin.ihk.de 14  Standortpolitik Wirtschaftskompass 01 | 02 | 2024

Bild: IHK aus Auszubildenden, Berufsschülern und Studenten, um Projekte zur Attraktivitätssteigerung der Stadt gemeinsam voranzutreiben. Darüber hinaus wurden die mangelnde Bekanntheit des Studienangebots und fehlende zentrale Anlaufstellen, Vernetzungsmöglichkeiten und Plattformen für den Austausch als Probleme identifiziert. Von den Podiumsteilnehmern als auch aus dem Plenum wurde der Wunsch nach mehr Angeboten für junge Menschen, einer stärkeren Willkommenskultur und nach verstärkten Bemühungen der Entscheidungsträger betont.  ZUSAMMENFASSUNG UND AUSBLICK Zusammenfassend betonte die Podiumsdiskussion die aktuellen Herausforderungen und schuf Raum für Austausch zur Steigerung der Standortattraktivität Schwerins für die junge Generation. Die rege Beteiligung von jungen Menschen unterstrich die Wichtigkeit, ihre Anliegen in der Stadtentwicklung aktiv zu berücksichtigen. Die Industrie- und Handelskammer zu Schwerin und die Schweriner Hochschulinitiative setzen sich weiterhin für den Ausbau des Hochschulstandorts ein, um Schwerin für junge Menschen attraktiver zu gestalten. Auch die Stadt hat ihre Bereitschaft zur verstärkten Einbindung der Studierenden in die Stadtentwicklung signalisiert. Das Thema „Hochschulstandort Schwerin stärken und weiterentwickeln“ bleibt zentrales Thema der Kommunalpolitik. Wertschätzung für ihre Belegschaft, sondern positionieren sich auch als moderne, mitarbeiterorientierte Arbeitgeber. Der entscheidende Vorteil zeigt sich jedoch in der Fachkräftesicherung. Der Wettbewerb um talentierte Fachkräfte ist intensiv und Unternehmen, die familienfreundliche Maßnahmen anbieten, haben einen klaren Vorteil. Qualifizierte Arbeitskräfte, nicht nur Frauen, sind eher bereit, sich für Arbeitgeber zu entscheiden, die ihre Lebensumstände berücksichtigen und Flexibilität ermöglichen. Eine Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) zeigt, dass Unternehmen mit familienfreundlichen Maßnahmen nicht nur leichter Fachkräfte gewinnen, sondern auch längerfristig an sich binden können. Die Fluktuationsrate sinkt, die Mitarbeiterbindung steigt, und das Unternehmen profitiert von einem stabilen und erfahrenen Team. Ein wichtiger Baustein ist dabei das Siegel „Familienfreundliches Unternehmen“ des Landkreises Ludwigslust-Parchim. Bereits seit 8 Jahren stellen sich regionale Unternehmen erstmalig oder bereits zum wiederholten Male der Jury in Vor-Ort-Audits. Am 13. November fand die gemeinsame Preisverleihung der (re-)zertifizierten Unternehmen aus 2023 im DeveLUP in Ludwigslust statt. Landrat Stefan Sternberg, Schirmherr des Siegels, dankte den Unternehmen für ihr Engagement und der Wirtschaftsförderung Südwestmecklenburg für die Durchführung der Audits. Die IHK zu Schwerin ist seit Einführung des Siegel Mitglied der Jury. Die IHK zu Schwerin gratuliert sehr herzlich den zertifizierten Unternehmen in 2023: Agp Lübesse Agrarproduktgesellschaft mbH, August Hildebrandt GmbH, Backofenbau GmbH Parchim, BBM Einrichtungshaus GmbH, Betonwerk Moorkaten GmbH & Co. KG, Dr. Oetker Tiefkühlprodukte Wittenburg KG, Fluctus IT GmbH, Gewerbepark Wanzlitz GmbH & Co. KG, HENKEL Beiz- und Elektropoliertechnik GmbH & Co. KG, Ing. Siegmund Henning Anlagentechnik GmbH – SHA GmbH, Krüger & Voigt Internationale Spedition GmbH, NTL Norddeutsche Textil Logistik GmbH, Reimer Holz und Platten GmbH, SÖRGEL & BUNSEN Gerüstbau GmbH, Stadtwerke Lübz GmbH, Stadtwerke Parchim GmbH, Sweet Tec GmbH, VARIOVAC PS SystemPack GmbH sowie den Verwaltungen Landkreis Ludwigslust-Parchim, Stadtverwaltung Grabow, Stadtverwaltung Parchim, Stadtverwaltung Wittenburg IHK ZU SCHWERIN Marco Woldt  0385 5103-207 woldt@schwerin.ihk.de Standortpolitik  15 Wirtschaftskompass 01 | 02 | 2024

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