IHK-Magazin "Wirtschaftskompass", Ausgabe 03, 04/2024

Bilder: Rubrik  1 Wirtschaftskompass 03 | 04 | 2024 Magazin der IHK zu Schwerin 03 | 04 | 2024 KREATIVITÄT IST GEFRAGT Sandra Stiegler-Kachel Human Resources Manager, Ypsomed Schwerin Jetzt Kandidaten vorschlagen! 22 Maritime Wirtschaft mit großem Zukunftspotenzial 26 Kabel, Kupfer, Karriere – das zieht! 32 WIKO Wirtschaftskompass Westmecklenburg

Bilder: 2  Rubrik Wirtschaftskompass 03 | 04 | 2024 NUR WER SICH KANN ETWAS SELBST EINBRINGT, BEWEGEN Katrin Pottberg, Geschäft „darunter“, Wismar Deine Stimme zählt! Bringe jetzt deine Erfahrung in das Ehrenamt ein. ihk.de/schwerin/ehrenamt

Bilder: Rubrik  1 Von Fachkräften und der Demografie Bild: info@paperheroes.de IHK Direkt 0385 5103 111 Der schnelle Weg zur IHK. Die Sache mit dem Fachkräftemangel ist nicht neu. Seit Jahren klagen unsere Unternehmen über zu wenig qualifizierte Menschen auf dem Arbeitsmarkt. Mittlerweile wird eher von Arbeitskräfte- statt von Fachkräftemangel gesprochen. Bedingt durch die demografische Entwicklung, ist diese Tatsache kein Phänomen und bereits seit langem bekannt. Die Demografie ist nämlich eine Wissenschaft, bei der Aspekte der Bevölkerungsentwicklung und Altersstruktur, der Bevölkerungsverteilung und der Migration genau betrachtet werden. Drei demografische Komponenten beeinflussen direkt die Bevölkerungszahl: Geburten, Sterbefälle und der Wanderungssaldo, also die Differenz zwischen den Zuzügen nach und Fortzügen aus Deutschland. Die Wissenschaftler prognostizieren für die kommenden zehn Jahre eine zunehmend alternde Gesellschaft in Deutschland. Die sogenannten Babyboomer verabschieden sich aus dem Arbeitsleben. Diese Tatsache hat extreme wirtschaftliche Auswirkungen und kann selbst durch die dringend benötigte Migration nicht überwunden, sondern nur abgefedert werden. Es muss also gleichzeitig gelingen, die im Durchschnitt immer älter werdende Gesellschaft durch kluge politische Entscheidungen sozial abzusichern. Insbesondere für unsere Unternehmen ist die Sicherung von Fachkräften zu einer entscheidenden Frage geworden. Aus diesem Anlass befassen sich die in der „IHK-Projektgruppe Fachkräftesicherung“ vertretenen Unternehmer intensiv mit modernen und effektiven Rahmenbedingungen, damit unsere Unternehmen für die eigenen Angebote werben und praktisch umsetzen. Das ist eine gemeinsame Aufgabe von Wirtschaft, Politik und der gesamten Gesellschaft. Dazu zählen auch Faktoren wie geeigneter Wohnraum, Verkehrsverbindungen, das Gesundheitswesen, Kindertagesstätten, Schulen, Theater, Kino und Sportvereine. Die Fachleute der Projektgruppe entwickeln zurzeit einen „Werkzeugkasten“, der diesen Zielen gerecht werden kann. Den zukünftigen Bedarf mit den Schulabgängern der Region langfristig und kontinuierlich zu decken, wird nicht gelingen. Dazu braucht es weitere Schritte. Es geht auch um betriebliche Qualifizierungen bzw. Weiterbildungen, Personalentwicklungsstrategien oder ein modernes betriebliches Gesundheitsmanagement. Arbeitskräfte aus dem europäischen Ausland und natürlich auch aus Drittstaaten müssen weiterhin schnell in den Arbeitsmarkt integriert werden. Hier haben die Themen „Fachkräfteeinwanderungsgesetz“, „Anerkennung ausländischer beruflicher Qualifikationen“ und „Arbeits- und Aufenthaltserlaubnisse“ eine besonders hohe Bedeutung. Auch die neuen Ansprüche der jungen Generation, die den Wert von Freizeit, Familie und Job durchaus anders definiert, müssen Berücksichtigung finden. Hierauf reagieren bereits erste Unternehmen. Viele innerbetriebliche Überlegungen, Umstrukturierungen und Einschnitte werden dem entsprechen müssen. Eine echte Herausforderung, die hier zu meistern ist. Siegbert Eisenach Hauptgeschäftsführer Die Wissenschaftler prognostizieren für die kommenden zehn Jahre eine zunehmend alternde Gesellschaft in Deutschland. Editorial Wirtschaftskompass 03 | 04 | 2024

 TITELTHEMA 12 Kerngeschäft Fachkräftesicherung 13 Staatsministerin zu Gast in IHK 14 Fachkräftestrategie des Landes 15 Kreativität der Unternehmen gefragt 16 Anerkennungsgesetz 18 Was treibt mich um? 18 Unternehmensvorstellungen 20 Ausländische Berufsabschlüsse 21 Kurzzeitige Beschäftigung  STANDORTPOLITIK 22 Jetzt Kandidaten vorschlagen! 23 Wählen und gestalten Sie mit! 23 IHK lädt zu Wahltörn ein 24 Verwaltung fällt durch 25 Bürokratieabbau 26 Maritime Wirtschaft mit großem Zukunftspotenzial 27 Hanseatischer Unmut und viele Anregungen 28 Achtung Baustelle!  AUS- & WEITERBILDUNG 29 Optimale Rahmenbedingungen 30 Leistung lohnt sich! 31 Weiterbildung 31 Tag der offenen Tür bei Dockweiler 32 Kabel, Kupfer, Karriere – das zieht! 33 Neuer Rahmenplan  EXISTENZGRÜNDUNG & UNTERNEHMENSFÖRDERUNG 34 Industriepolitik 35 Cooles IHK-Gründungsevent 36 Wirtschaft stagniert 36 Schlechte Noten für Standort Deutschland 37 MV kann Industrie! 38 Ernährung im Wandel 38 IHK im Ludwigsluster Tunnel 39 Handelsausschuss 39 Entspannt am Strand 40 Forschungsvorhaben 41 Verbundforschungsprojekt 41 DSGVO-Umfrage: Weiterhin große Belastung der Unternehmen 42 Carbonbeton verändert das Bauen 43 Mauterweiterung  INTERNATIONAL 44 Norwegen im Fokus 46 International: Exportgarantien 46 Team International verstärkt  RECHT & STEUERN 47 Amtliche Bekanntmachung 48 Amtliche Bekanntmachung 48 Wirtschaft und Politik im Dialog - Europawahl 2024 36 43  MAUTERWEITERUNG Am 1. Juli 2024 wird die Mautpflicht für Fahrzeuge mit einer technisch zulässigen Gesamtmasse (tzGm) von mehr als 3,5 Tonnen auf Bundesfernstraßen eingeführt.  SCHLECHTE NOTEN FÜR STANDORT DEUTSCHLAND Die Unternehmen aus dem Netzwerk Industrie stellen dem Standort Deutschland ein sehr negatives Zeugnis aus. Inhalt 2  Inhalt Wirtschaftskompass 03 | 04 | 2024

23  IHK LÄDT ZU WAHLTÖRN EIN Mit den Veranstaltungen WAHLTÖRN 2024 bieten wir allen interessierten Unternehmerinnen und Unternehmern in Westmecklenburg ein Format zum Austauschen und für geschäftliche Impulse – ein zwangloses Podium für aufgeweckte Unternehmerinnen und Unternehmer.  NORWEGEN IM FOKUS Norwegen ist als stabile Demokratie, Mitglied in der Europäischen Freihandelsassoziation (EFTA) und Vorreiter in Energiefragen ein verlässlicher Partner der Bundesrepublik.  LEISTUNG LOHNT SICH 15 Absolventen der IHK-Berufsausbildung mit überdurchschnittlichen Abschlussleistungen wurden in das „Stipendiatenprogramm Weiterbildungsstipendium“ auf- genommen. 30 44 Inhalt  3 Wirtschaftskompass 03 | 04 | 2024

Bild: Barbara Arndt Wirtschaftsstaatssekretär Jochen Schulte hat sich Anfang Februar 2024 bei der Carbo 1 Bravo GmbH (Tochtergesellschaft der Novocarbo GmbH) in Grevesmühlen über den Neubau des Unternehmensstandortes zur Herstellung von Pflanzenkohle informiert und symbolisch einen Zuwendungsbescheid übergeben. Mit der Herstellung von Pflanzenkohle wird Kohlendioxid dauerhaft gebunden, das bei der Verrottung oder Verbrennung pflanzlicher Abfälle normalerweise freigesetzt wird. Das ist ein guter Ansatz zum Klimaschutz. Die Carbo 1 plant zudem, die Ausgangsmaterialien wie beispielsweise Reststoffe holzverarbeitender Betriebe, kommunaler Grünschnitt oder Reststoffe aus der Lebensmittelindustrie aus der Region zu nutzen. Die 2021 gegründete Carbo 1 Bravo GmbH stellt Pflanzenkohle her. Pflanzenkohle wird bislang vornehmlich in der Landwirtschaft sowie im Garten- und Landschaftsbau als Bodenverbesserer, Torfersatz sowie Streu- und Futtermittel verwendet. Das Material besteht vorwiegend aus Kohlenstoff und Mineralien. Die Carbo 1 Bravo plant in der Betriebsstätte in Grevesmühlen für den Fertigungsprozess zwei Pyrolyseanlagen einzusetzen. Hierin wird das Ausgangsmaterial unter hohem Druck, viel Hitze und unter Ausschluss von Sauerstoff zu Pflanzenkohle umgewandelt. Beim Pyrolyse-Prozess entsteht regenerative, klimaneutrale Überschuss-Energie, die in Form von Wärme für den Prozess genutzt und zusätzlich in Strom umgewandelt wird. Strom und Wärme werden neben einer Photovoltaikanlage zur Deckung des Eigenenergiebedarfs genutzt. Die Abwärme wird als Fernwärme ausgekoppelt; der überschüssige Strom aus der Photovoltaikanlage und aus Wärme wird ins öffentliche Netz eingespeist. In Grevesmühlen werden derzeit für das Vorhaben zwei Produktionshallen, zwei Silos, ein Bürocontainer sowie zwei für den Fertigungsprozess erforderliche Pyrolyseanlagen und fördertechnische Anlagen errichtet. „Mit der Neuansiedlung entstehen acht Arbeitsplätze vor Ort“, sagte Schulte. Die Gesamtinvestition beträgt knapp neun Millionen Euro. Das Wirtschaftsministerium unterstützt das Vorhaben aus Mitteln der Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur“ (GRW) in Höhe von rund 422.000 Euro. Pflanzenkohle aus Grevesmühlen Unweit der Hansestadt Wismar, in Gägelow, ist an der schönen Adresse Bellevue die Kranz GmbH zu Hause. Das Unternehmen versorgt bundesweit rund 40.000 Patienten mit wichtigen Hilfsmitteln. Das Portfolio reicht von elektronischen Sehhilfen bis zum Rollator, vom Scooter bis hin zu respiratorischen HomeCareAngeboten für die Sauerstoff- und Schlafatemtherapie. Um mehr Lebensqualität zu ermöglichen, legen Mitarbeitende pro Jahr 1,3 Millionen Kilometer zurück, machen täglich bis zu 150 Kundenbesuche und schreiben über 6.000 Rechnungen im Monat. Matthias Kranz, einer der Geschäftsführer des 1990 in Wismar gegründeten Familienbetriebs, legt großen Wert darauf, die Kernkompetenzen im Unternehmen zu stärken. „Als Dienstleister im öffentlichen Gesundheitswesen unterliegen wir einem stark regulierten Markt. Kaufmännisch gesehen sind Krankenkassen unsere Kunden. Die eigentlichen Dienstleistungen erbringen wir für krankenversicherte Menschen. In diesem Prozess gibt es ständig Veränderungen.“ Dafür wappnet sich das Unternehmen, welches zusammen mit einer Tochterfirma fast 90 Mitarbeitende zählt. Schon vor einigen Jahren fiel die Entscheidung, die betrieblichen Abläufe mit eigens entwickelter Software zu optimieren. „Dafür haben wir eine Menge investiert und große Fortschritte erzielt. Inzwischen gehört sogar ein eigener Entwickler zum Team“, sagt Matthias Kranz. Die Vorteile liegen für ihn auf der Hand: „Optimal gestaltete digitale Prozesse verkürzen das Onboarding neuer Mitarbeiter. Sie schärfen das Profil für unsere Kollegen und, so unser Ehrgeiz, am Ende für die Kunden.“ Damit zielt die Kranz GmbH nicht nur auf das E-Rezept ab, welches Verordnungen ab 2026 auch im Bereich der Hilfsmittel moderner werden lässt und den Markt weiter öffnet. „Wir verstehen uns als lernende Organisation. Wir möchten unsere Position überregional ausbauen und Mehrwerte schaffen.“ Eigene Kompetenzen zu stärken bedeutet für die Gägelower auch, konsequent auszubilden. „Wir alle brauchen ein Dienstleistungs-Mindset. Wer das mitbringt, hat ganz sicher beste Chancen, mit uns eine spannende berufliche Zukunft zu erleben. Denn genau dafür wir bilden aus“, so der Geschäftsführer. Junge Menschen bekommen für ihren Berufsstart nicht nur ein attraktives Paket mit vielen Benefits geschnürt, sie dürfen auch schon frühzeitig große Verantwortung wahrnehmen. Alex Taudte beispielsweise macht schon im zweiten Ausbildungsjahr zum Mechatroniker Geräte einsatzbereit, die Kranke bei der Sauerstoffversorgung unterstützen. „Mich hat die Motivation, Menschen helfen zu können, beflügelt. Die Atmosphäre ist hier sehr gut. Alles, was ich tun kann, auch“, sagt der 21-Jährige aus Wismar. Derzeit gehören fünf Azubis zur relativ jungen Firmenfamilie, die eine Start-up-Mentalität pflegt. Sehr gern möchte die Kranz GmbH zum neuen Ausbildungsjahr vier weitere Berufsstarter begrüßen. Barbara Arndt  EIGENE KOMPETENZEN STÄRKEN Kranz GmbH in Gägelow  Geschäftsführer Matthias Kranz setzt nicht nur auf Medizintechnik, sondern optimierte digitale Prozesse. 4  Wirtschaftsregion Westmecklenburg Wirtschaftskompass 03 | 04 | 2024

Es waren erstaunlich wenige Unternehmerinnen und Unternehmer, die bei der Frage des langjährigen Palmberger Vertrieblers Werner Jaschkowiak, wer denn Möbel von Palmberg bei sich stehen habe, die Hand hoben. Und so zeigte sich, dass selbst einer der europaweit erfolgreichsten Büromöbelhersteller vor Ort noch Wachstumspotential hat. Der IHK-Wintertreff beim Schönberger Unternehmen Palmberg war nicht nur der erste Jahreszeitentreff zur Winterzeit, sondern konnte sich mit über 100 Teilnehmern auch eines sehr hohen Zuspruchs erfreuen. Netzwerken, Meinungen austauschen und am Puls der Unternehmerschaft fühlen, diese Möglichkeiten nehmen aktuell viele Unternehmerinnen und Unternehmer gerne wahr. Ronny Freitag, IHK-Vizepräsident und Schönberger Unternehmer, begrüßte die Anwesenden und rief in seinem Grußwort zum Engagement gerade in der aktuellen Krisenzeit auf. Dabei biete die diesjährige IHK-Vollversammlungswahl die perfekte Gelegenheit sich selbst einzubringen und so mitzuwirken, dass sich die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen für alle verbessern. Nach den weiteren Grußworten von Hauptgeschäftsführer Siegbert Eisenach, Schönbergs Bürgermeister Stephan Korn und Martin Kopp, Chef-Wirtschaftsförderer von Nordwestmecklenburg, konnten die Teilnehmer das Unternehmen bei einem Rundgang kennenlernen und sich bei einem Imbiss und sanften Elektronikklängen locker austauschen. Dabei beeindruckten die Produktionslinien von Palmberg mit einem spannenden Nebeneinander von manuellen und automatisierten Fertigungsschritten. Manuel Zirm IHK-Wintertreff mit Rekordbeteiligung Jetzt Eindruck vom IHK-Jahreszeitentreff erhalten: IHK ZU SCHWERIN Manuel Zirm  0385 5103-143 zirm@schwerin.ihk.de Das Unternehmen Dr. Oetker hat Ende Februar 2024 in seinem Wittenburger Werk mit umfangreichen Bauarbeiten begonnen. "Wir bauen hier eine völlig neue und hochmoderne Produktionslinie auf", bestätigte Werkleiter André Stenzel. Die neue Linie soll eine bisher bestehende Produktionslinie ersetzen. Geplanter Start der Anlage ist das Jahr 2025. Insgesamt, so Stenzel, bleibe es aber bei fünf Produktionslinien des Wittenburger Pizzawerkes. Diese Anlagen würden von 12 Schichten am Laufen gehalten. Die geplante Investitionssumme soll laut Unternehmen im zweistelligen Millionenbereich liegen. Das Unternehmen mit Stammsitz in Bielefeld ist seit 1992 in Wittenburg präsent und hat seitdem den Standort in mehreren Schritten massiv ausgebaut. Mit etwas mehr als 1.000 Beschäftigten gehört das Pizzawerk zu den größten Arbeitgebern in der Region. Eine der letzten Investitionsmaßnahmen war der Bau eines großen Sozialgebäudes, das mit großem Aufwand 2022 eingeweiht wurde. In Wittenburg betreibt das Unternehmen neben dem Pizzawerk auch noch sein Forschungszentrum "4U". In dem Technologie-Entwicklungszentrum wird für die elf Pizzawerke geforscht, die Dr. Oetker weltweit betreibt.  NEUE PRODUKTIONSLINIE IN WITTENBURG Oetker investiert  Nach der Begrüßung durch den IHK-Vizepräsidenten Ronny Freitag (Bild links) gab es für die über 100 Gäste genügend Raum zum Netzwerken. Bilder: Mayk Pohle; IHK Wirtschaftsregion Westmecklenburg  5 Wirtschaftskompass 03 | 04 | 2024

Bilder: 6  Wirtschaftsregion Westmecklenburg Wirtschaftskompass 03 | 04 | 2024

Bilder: Barbara Arndt Koriander, Lavendel, Lorbeer, Piment und Zimt gehören nicht nur in jede gute Küche. Diese und viele weitere Gewürze aromatisieren auch ein Getränk, dass eigentlich aus zwei Zutaten besteht: Wacholder und Alkohol. Daraus entsteht Gin, der mit Tonic Water und – sehr beliebt – weiteren Köstlichkeiten Cocktails zum Genuss macht. Die Kreativität kennt kaum Grenzen, um Gaumen zu erfreuen. Stilvolle Begleiter der Spirituose sind in erster Linie Gewürze. Dank großer Experimentierfreude gesellen sich auch frische Zutaten wie Kräuter, Apfel und Zitrusfrüchte hinzu. Botanicals, Aromen aus pflanzlichen Stoffen, verleihen dem Klassiker jeder Bar etwas, was geschmacklich als erlesen und wahrhaft exquisit beschrieben werden darf. Orange und dunkler Kakao harmonisieren ebenso wie Apfel, Baobab und die minzig-fruchtige Buchu-Pflanze.  JASMINBLÜTE TRIFFT AUF GERÖSTETE HASELNUSS – IM GIN WOHLGEMERKT. Viele dieser Kreationen sind preisgekrönt. Sie stammen aus einem jungen Unternehmen, dass längst Bio kann, ISO-zertifiziert ist und als eines von ganz wenigen das B Corp-Label trägt. Letzteres zielt darauf ab, sich gleichzeitig um einen Mehrwert für (globale) Gesellschaft und Umwelt zu bemühen. Und genau das macht Elephant Gin aus Wittenburg. Wie der Elefant und mit ihm die Gin-Produktion nach Mecklenburg kam, erklärt Robin Gerlach (39). Gemeinsam mit seiner Frau Tessa (37) führt er die Geschäfte von Elephant Gin. Beide sind Genussmenschen, haben Ideale, möchten die Welt retten. Zumindest manches besser machen und das, was wir heutzutage (noch) erleben dürfen, bewahren. Der sinnbildliche Firmenname steht für einen durchaus kostenrelevanten Beitrag, afrikanische Elefanten und die Wildnis vorm Aussterben zu bewahren. Das Unternehmen spendete in der bislang elfjährigen Firmengeschichte bereits eine Million Euro dafür. Tessa und Robin Gerlach sind absolute Liebhaber Afrikas. Viele Reisen führten sie in die Savannen, zu den Big Five und den Massais… „Als wir erfuhren, dass alle 15 Minuten ein Elefant durch Menschenhand stirbt, kam sofort der bedrückende Gedanke, dass wir diese Welt wohl später verlassen als die derzeit noch 400.000 lebenden Elefanten.“ Diese furchtbare Vorstellung zog unmittelbar einen Impuls nach sich, dagegen etwas tun zu wollen. „Als Sundowner mit Blick in eine einzigartige Landschaft wurde Gin-Tonic serviert. Schon war eine Idee geboren. Wir möchten mit unserem Tun etwas zurückgeben. Das ganze Unternehmen ist darauf ausgelegt, diese Spenden langfristig zu gewährleisten.“ Und so kommen 15 Prozent des Flaschengewinns dem Elefantenschutz zugute. Zuweilen schmerzt das finanziell etwas, ändert aber nichts an der Überzeugung der Gerlachs, die im früheren Leben Filmproduzentin und Buchhalter waren. Ihre Überzeugung findet sich in der gesamten Produktion. Sie ist ein Ebenbild der Nachhaltigkeit. Eine nur kleine Vorratshaltung spart Platz. Ausschließlich farbstofffreie Flaschen als recyceltem Altglas werden gefüllt, mit Naturkorken verschlossen und einer sogenannten Schrumpfhaube aus Maisstärke versiegelt. Das firmeneigene, büttengleiche Briefpapier basiert auf Elefantendung. Bunter Glasschmuck der Massais verziert unzählige Flaschenhälse – als Unterstützung für das lokale Handwerk, welches Traditionen bewahrt und Lebensunterhalt sichert. Nicht zuletzt gibt sich die von einem wilden Staudengarten umgebene Manufaktur schon jetzt beinahe klimaneutral. Die gelungene Symbiose aus nostalgischem FabrikFlair sowie Industriebau in Holzständerbauweise erhält Historisches und setzt Akzente ökologischer Bauweise. Lediglich die Bodenplatte, auf der Destillerie, Produktion und Logistik sowie Präsentationsräume, die hauseigene Bar und Büros zu finden sind, wurde aus Beton gegossen. Eine Wärmepumpe sorgt für angenehme Temperaturen, noch unterstützt durch den Einsatz von Erdgas. „Wir testen gerade den Bedarf an Energie, den wir künftig über Photovoltaik decken“, sagt Robin Gerlach. Denn die ehemalige Wittenburger Süßwarenfabrik als neues Domizil von Elephant Gin strebt Autarkie an. In Schwechow gegründet, zog das Unternehmen vorübergehend nach Hagenow. Corona hatte die Pläne, sich in Wittenburg zu etablieren, erheblich verzögert. Nach zweijähriger Bauzeit war es im Herbst 2023 soweit: Elephant Gin hat seinen Platz gefunden. Am Stadtrand füllen acht Mitarbeiter stündlich bis zu 600 Flaschen ab, bei Großaufträgen können es 70.000 im Monat sein. Weitere zehn Kollegen kümmern sich in Berlin und Düsseldorf sowie in England und Italien um den Vertrieb des edlen Getränks, dessen Chargen diverse Elefantennamen auf handgeschriebenen Etiketten tragen. Wer nicht nur Gin verkosten, sondern dessen Herstellung in der 250 Liter fassenden Brennblase oder der besonderen Form der Vakuumdestillation erleben möchte, kann das in der gläsernen Produktion tatsächlich tun. Ein Hauch von Afrika umschmeichelt dabei jeden Schritt in dem – in jeder Hinsicht – geschmackvollen Ambiente. Barbara Arndt Elephant Gin produziert seit Herbst 2023 in Wittenburg PROZENT des Flaschengewinns kommen dem Elefantenschutz zugute. 15 Wirtschaftsregion Westmecklenburg  7 Wirtschaftskompass 03 | 04 | 2024

In Westmecklenburg werden Städte und Gemeinden in den vergangenen Wochen und Monaten durch den Finanzausgleich des Landes MV immer mehr gezwungen, die Hebesätze für die Gewerbesteuer zu erhöhen. Prominentestes Beispiel ist die Stadt Wittenburg. Die hat binnen von zwei Jahren den Satz von 340 auf derzeit 485 Prozent angehoben. Das sind 42,6 Prozent und übertrifft damit auch die Stadt Hamburg. Die Stadtvertretung hat allerdings angekündigt, dass es bei diesem Höchstsatz nicht lange bleiben soll. Sobald es die Kassenlage erlaube, werde der Satz wieder gesenkt. Die Erhöhung war nötig geworden, um die finanzielle Handlungsfähigkeit der Stadt zu sichern. Als Mittelzentrum ist Wittenburg besonders stark vom Finanzausgleich des Landes betroffen. Gallin, einst reichste Gemeinde des Landes, trifft es ähnlich hart. Im Jahr 2023 kam die kleine Gemeinde an der Grenze zu Schleswig-Holstein auf Einnahmen von 8,01 Millionen. Doch die Abgaben an die Ämter, den Kreis und das Land lagen bei 9,86 Millionen. Erst, als die Gewerbesteuer auf einen Prozentsatz jenseits des Landesdurchschnittes lag, kam auch Gallin wieder leicht ins Plus. Durch diese Erhöhung konnte die künstlich arm gerechnete Gemeinde ein lang erwartetes Feuerwehrfahrzeug bestellen. Mayk Pohle Land zwingt Kommunen zu höheren Gewerbesteuern Vor allem rund um Wittenburg häufen sich seit Wochen die Anträge von Investoren. Allein rund um die Gemeinde Wittendörp gibt es derzeit Anträge für insgesamt fünf Solarparks. Für zwei Parks, die insgesamt eine Fläche von 120 Hektar umfassen sollen, sind im Februar 2024 die Planungen konkreter geworden. Die Gemeinde hat grundsätzlich zugestimmt. Erwartet werden hier von den Gemeindevertretern für eine Dauer von mindestens 31 Jahren dauerhafte Gewerbesteuereinnahmen. Hinter einem Projekt steckt ein lokaler Landwirt, der nicht mehr nur auf Schweinezucht setzen will. Das andere Projekt wird von einer in Berlin ansässigen Planungsfirma betrieben. Das Land muss den Vorhaben in einem Zielabweichungsverfahren noch formell zustimmen. Pro Hektar eines Solarparks wird mit einer Leistung von einem Megawatt gerechnet. Noch nicht geklärt ist der Anschluss der Parks an das Hochspannungsnetz, beide Parks sollen gemeinsam angeschlossen werden. Die Wemag Netz AG weist schon seit Monaten darauf hin, dass das aktuell vorhandene Netz nicht annähernd ausreicht, um alle in Rede stehenden Solar- und Windparks zu erschließen. Der nötige Ausbau werde viele Jahre dauern. Mayk Pohle Die Autobahn A 24 soll im Mecklenburger Bereich mittelfristig grundhaft ausgebaut werden. Das hat Ronald Normann, Direktor der Niederlassung Nordost der Autobahn GmbH in einer Pressekonferenz bestätigt. Bis es soweit sei, werde es aber noch ein paar Jahre dauern. Einen genaueren Termin nannte er nicht. Der Ausbau sei in etwa mit dem Bauprojekt vergleichbar, das in Brandenburg vom Berliner Ring bis zur Raststätte Walsleben Ost über etliche Jahre durchgezogen wurde. Grundhafter Ausbau bedeutet, dass die Fahrbahnen verbreitert werden. Auch der Standstreifen wird im Zuge dieser Maßnahmen verbreitert. Aktuell erreiche die Autobahn im Mecklenburger Bereich ihre Grenznutzungsdauer. Im Zuge dieser vorgeplanten Maßnahmen sollen dann auch die Lücken bei den Wildzäunen an der Autobahn geschlossen werden. Aktuell gibt es auf 64 Kilometern Länge an dieser Autobahn immer noch keinen Schutzzaun für Wildtiere, obwohl es keine Geschwindigkeitsbegrenzungen gibt. Die Lücken sind eine Folge des deutschen Einigungsvertrages. Damals wurde das Thema nicht geregelt. Ähnliches gilt für Lärmschutzwände, die es im Mecklenburger Bereich ebenfalls nicht gibt. Mayk Pohle Goldgräberstimmung bei Investoren A 24 soll grundhaft ausgebaut werden  Die Wittenburger Mühle, das Wahrzeichen der Stadt. Wittenburg wird durch den Finanzausgleich des Landes künstlich arm gerechnet. Bilder: Mayk Pohle 8  Wirtschaftsregion Westmecklenburg Wirtschaftskompass 03 | 04 | 2024

Insgesamt elf Jahre führte Hans Thon an der Spitze des Präsidiums die 44 Mitglieder zählende Vollversammlung erfolgreich durch schwierige Zeiten. Nach seiner Wahl im Dezember 2008 als Präsident der IHK zu Schwerin begann der damals 65-jährige einen stringenten Reformkurs mit breiter Unterstützung durch die in die Vollversammlung gewählten Unternehmerinnen und Unternehmer. So wurde mit der Abwicklung des bestehenden IHK-Bildungszentrums die Wettbewerbsfähigkeit der am Markt tätigen Aus- und Weiterbildungseinrichtungen erhöht. Darüber hinaus wurden bestehende Strukturen der IHK zu Schwerin und ihres Netzwerkes hinterfragt und optimiert. Die Grundsätze der sparsamen Mittelverwendungen und der Senkung der Beiträge für die Mitgliedsunternehmen sind im Zeitraum seiner Präsidentschaft intensiviert worden. Mehrfache Beitragssenkungen wurden so im Interesse aller Westmecklenburger Unternehmen umgesetzt. Hans Thon engagierte sich intensiv und leidenschaftlich für die Belange der Wirtschaft im Land und auch auf norddeutscher, bundesdeutscher und europäischer Ebene. Als höchster Repräsentant des Ehrenamtes in der IHK zu Schwerin nahm er seine Aufgaben stetig mit hohem Einsatz wahr. Seine als erfolgreicher Unternehmer über Jahrzehnte gesammelten Erfahrungen waren eine hervorragende Grundlage im Austausch mit vielen nationalen und internationalen Gästen. Er war ein aufmerksamer Gesprächspartner. Durch seine klare, umgängliche und souveräne Art wurde Hans Thon geachtet und geschätzt. Hans Thon verstarb am 2. März 2024 nach langer Krankheit kurz nach Vollendung seines 81. Geburtstages. Bilder: info@paperheroes.de Die Nachricht vom Tod des ehemaligen Präsidenten, Hans Thon, hat bei den Vollversammlungsmitgliedern sowie den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Industrie- und Handelskammer zu Schwerin große Betroffenheit ausgelöst. Vom Dezember 2008 bis in den Februar 2019 bekleidete Hans Thon dieses höchste Ehrenamt in der Schweriner IHK. IHK trauert um Hans Thon Wirtschaftsregion Westmecklenburg  9 Wirtschaftskompass 03 | 04 | 2024

Bilder: Seit wenigen Wochen heißt es in den Supermärkten fast aller großer Ketten in ganz Deutschland „Echt vom Feld“. Es geht um Kartoffelpüree, Stampfkartoffeln, Klöße, Knödel und Bratkartoffeln, die direkt in Hagenow produziert werden. Ähnliche Produkte gab es zwar bereits seit Anfang der 1990er-Jahre, nur unter den Marken „Mecklenburger Küche“ und „Kartoffelland“. Die sind jetzt zugunsten des neuen Auftritts eingestampft worden. „Wir waren mit unseren alten Marken ein wenig an unsere Grenzen gekommen und traten auf der Stelle“, erklärte Marketingchef Michael Greve. Zumal die alten Marken eigentlich nur auf den Bereich der neuen Bundesländer begrenzt waren. Mit der Neuausrichtung, zu der auch veränderten Rezepturen und Verpackungen gehören, erobern die Hagenower Kartoffelwerker jetzt den ganzen deutschen Markt. Marketingchef Greve: „Mit der neuen Marke, die wir seit Ende November 2023 einführten, hat uns der Handel deutschlandweit gelistet. Und die ersten Verkaufsergebnisse sehen sehr viel versprechend aus.“ Dabei ist das Einstampfen einer eingeführten Marke mit Blick auf die Stammkunden ein gefährliches Unterfangen. Doch die ersten Rückflüsse vom Handel zeigten, so Greve, dass die Kunden den Umstieg auf die neue Marke bisher gut mitgemacht hätten. Allerdings werde man über das Jahr 2024 sehr genau schauen, wie sich das entwickele. Dabei wurde im Herbst 2023 in der „Emsland-Gruppe“, zu der das Hagenower Werk gehört, zunächst sogar grundsätzlich überlegt, ob an dieser Produktion für die Lebensmittelindustrie weiter festgehalten wird. Denn die Herstellung von Püree oder Klößen gilt in der über den ganzen Norden verteilten Gruppe eigentlich als exotisch. Bei Emsland wird das Geld normalerweise mit Kartoffelflocken und Stärke verdient, Produkte, die in vielen Bereichen und Branchen eingesetzt werden. Doch die Hagenower haben sich am Ende mit überzeugenden Argumenten durchgesetzt. In der Folge steckt der Konzern eine hohe sechsstellige Summe in den neuen Markenauftritt. Die erste große Bewährungsprobe vor großen Publikum stand bei der Grünen Woche an. Dort war das Hagenower Kartoffelwerk mit einem großen Stand vertreten und bot seine Produkte einem breiten Publikum an. In einer Information des Unternehmens hieß es dazu: „Seit über 20 Jahren sind wir als Unternehmen auf den internationalen Grünen Woche vertreten und somit auch von Beginn an in der Länderhalle MecklenburgVorpommern mit dabei.“ Das setzte man mit den neuen Produkten fort. Erstmals wurde die Aktion auch auf den Social-Media-Kanälen bei Facebook, Instagram oder Pinterest präsentiert und mit einem Gutschein begleitet.  ECHT VOM FELD Der neue Name der Marke „Echt vom Feld“ leitet sich aus dem Ursprung der Produkte ab, die ja komplett aus norddeutschen Kartoffeln vor Ort gewonnen werden. Aus einem Umkreis von bis zu 150 Kilometern. Greve: „Das Ursprüngliche galt ja auch schon früher, mit der neuen Marke erzählen wir es nur viel direkter und klarer.“ So sehen auch die neuen Verpackungen aus: Die Farben sind eher gedeckt, die Botschaften klar, die Schachteln sind konsequent auf Öko-Look getrimmt. Aktuell gibt es 12 Produkte unter dem neuen Namen, das soll nach und nach ausgebaut werden. Das gilt auch für die Produktion an sich. Marketingchef Greve: „Hier sind wir natürlich in der guten Position, wegen der langen Haltbarkeit der Produkte auf Vorrat produzieren und sehr schnell liefern zu können.“ Auch preislich haben sich die Hagenower bewusst im Mittelfeld nach Verhandlungen mit dem Handel ansiedeln lassen. Greve: „Wir wollen unsere Ware nicht verramschen, es sollte aber auch keine deutliche Preiserhöhung sein, die mit unserer Marke verbunden wird."  MODERNISIERUNG UND ERWEITERUNG DES STANDORTES Die Offensive der Mecklenburger Kartoffelveredlung im Lebensmittelbereich passt zu der immer noch laufenden Modernisierung und Erweiterung des Werkes im Gewerbegebiet Steegener Chaussee. Im Vergleich zu früheren Jahren war die Produktionskapazität verdoppelt worden. Vor wenigen Wochen wurde auch bekannt, dass die Kartoffelwerker erster Großkunde des nagelneuen Logistikcampus der Deutschen Logistikholding werden. Der Komplex steht direkt an der Autobahn 24. Die Emsland-Gruppe wird die Immobilie zur Erweiterung ihrer Lager- und Distributionskapazitäten nutzen. Die Fläche umfasst neben einer Hallenfläche von rund 10.130 Quadratmetern unter anderem auch Büro- und Sozialräume. Wie die Deutsche Logistikholding mitteilt, habe der unterzeichnete Mietvertrag eine Laufzeit von fünf Jahren mit Verlängerungsoptionen. Der Mietbeginn ist für den 1. April 2024 vorgesehen „Wir freuen uns, die Mecklenburger Kartoffelveredlung GmbH als wertvollen Mieter auf unserem Logistikcampus in Wittenburg begrüßen zu dürfen“, so Felix Zilling, Geschäftsführer der DLH. Die Mecklenburger Kartoffelveredlung ist froh, einen geeigneten Lagerraum in der Region gefunden zu haben, sagt Werkleiter Sebastian Dykhuis. Der Umzug wird nötig, weil die Firma aus dem ehemaligen Stammlager in Gallin ausziehen muss. Mayk Pohle  KARTOFFELPÜREE UND KLÖSSE AUS HAGENOW Echt vom Feld 10  Wirtschaftsregion Westmecklenburg Wirtschaftskompass 03 | 04 | 2024

 Die in Hagenow verarbeiteten Kartoffeln stammen ausschließlich aus Norddeutschland.  So sehen die neuen Produkte im Supermarktregal aus, das gedeckte Öko-Design ist gewollt. 2024 kamen weniger Besucher als im Vorjahr zur Grünen Woche nach Berlin. Als Grund führt die Messe Berlin den Streik der Gewerkschaft der Lokführer (GDL) an. Die Messe ist aber weiterhin die internationale Leitmesse der Land- und Ernährungswirtschaft. Die Halle von Mecklenburg-Vorpommern war wieder ein stark frequentierter Anlaufpunkt mit einer breiten Bewerbung der Produkte und Möglichkeiten des Bundeslands. Neben einer großen Zahl privater Besucherinnen und Besucher und Fachpublikum ist die Messe auch ein Treffpunkt der deutschen und internationalen Politik. Die internationale Leitmesse für Landwirtschaft, Ernährung und Gartenbau stand dieses Jahr unter dem Eindruck der nationalen Bauernproteste. Im Fokus standen weiterhin die internationale Ernährungssicherheit, die Zukunft der Landwirtschaft, kulinarische Trends und nachhaltige Innovationen. Unter dem Leitthema „Gemeinsam für eine Welt ohne Hunger“ fand das 16. Global Forum for Food and Agriculture (GFFA) im CityCube Berlin statt. Etwa 2.000 internationale Vertreter aus Politik und Wirtschaft, Wissenschaft und Zivilgesellschaft nahmen daran teil und diskutierten zusammen über innovative Projekte und Lösungsansätze. Die IHK zu Schwerin und die IHK Nord haben die Messe wieder dazu genutzt, die norddeutschen Netzwerke und Unternehmen der Ernährungswirtschaft sowie die Industrie- und Handelskammern aus dem Norden einzuladen. Zu dem Gespräch in der Halle von Mecklenburg-Vorpommern war auch Claudia Müller eingeladen, Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL). Nach einem Gespräch im Herbst 2023 in Schwerin war dies bereits das zweite Treffen der Ernährungsbranche mit der Politikerin aus Mecklenburg-Vorpommern. In Berlin waren auch der Cerealien-Produzent und Vicepräses der IHK zu Lübeck, Jochen Brüggen, und Armin Kremer, Inhaber der Mecklenburger Landpute GmbH dabei. Sie erläuterten in der Diskussion sehr deutlich die Schwierigkeiten der Ernährungsbranche und zeigten auf, wie das weiter steigende Maß an Regulatorik, Bürokratie und Dokumentationspflichten die Wertschöpfung stört. Claudia Müller machte darauf aufmerksam, dass eine Vielzahl der Verpflichtungen auch aus Verbraucherschutzinteressen resultieren – und zusätzlich aber eine fehlende Vernetzung von Behörden untereinander eine gemeinsame Nutzung von Daten verhindert. Die Runde konnte daher zusammenfassen: Ehrenwertes Ziel, aber wirtschaftsunfreundlich umgesetzt bei gleichzeitig digitalem Versagen der Verwaltung. Die IHK Nord legte dem BMEL auch eine aktuelle Übersicht eigener Positionen vor. Diese betreffen insbesondere die Forderung der Land- und Ernährungswirtschaft nach einem „Level Playing Field“ auf EUEbene, also die vergleichbare Umsetzung von EU-Recht in den Mitgliedsstaaten und die vergleichbare Sanktion von Verstößen dagegen. Unternehmen beklagen, dass in der EU offenbar massive Unterschiede in diesem Punkt vorliegen – und die Politik in Deutschland dazu weitere, nationale Regularien einführt, die die Wettbewerbsfähigkeit behindern. Auch greife die Politik zu sehr in den Markt ein. So lehnen die Industrie- und Handelskammern das geplante Werbeverbot für bestimmte Lebensmittel ab, da die Wirksamkeit dieser Verbote nicht belegt sei und zudem Produkt- und Prozessinnovationen verhinderten. Ein Lob hingegen äußerte die IHK Nord zur Entscheidung des Bundeslandwirtschaftsministers Cem Özdemir gegen ein pauschales Verbot der mobilen Grundfischerei in Naturschutzgebieten. Der Einsatz für differenzierte, umweltfreundliche und somit ökonomisch sowie ökologisch nachhaltige Lösungen im Fischereibereich ist nach Ansicht der IHK Nord der richtige Weg, um wie im Koalitionsvertrag angekündigt, die Küstenfischerei zu erhalten.  NORDDEUTSCHLAND PRÄSENT Grüne Woche IHK ZU SCHWERIN Henner Willnow  0385 5103-312 willnow@schwerin.ihk.de Bilder: Mayk Pohle; AdobeStock Wirtschaftsregion Westmecklenburg  11 Wirtschaftskompass 03 | 04 | 2024

Für die IHK zu Schwerin ist das Thema „Fachkräftesicherung“ zentral und fachbereichsübergreifend. Auf zahlreichen Feldern der Aus- und Weiterbildung konzentriert sich eine zentrale Frage: Wie können für die Unternehmen in der Region zukünftig Fachkräfte gesichert werden? Die IHK zu Schwerin ist aktuell für ca. 145 verschiedene Ausbildungsberufe zuständig. Sie berät dazu die Ausbildungsunternehmen und die Auszubildenden und hilft bei der Klärung vieler Fragen rund um die Berufsausbildung und die Bewältigung von Problemen während der Berufsausbildung. Aktuell befinden sich ca. 3.500 Auszubildende in ca. 1.200 Ausbildungsunternehmen. Für diese werden jährlich ca. 1.400 Zwischen- bzw. Teil 1-Prüfungen organisiert und ca. 1.700 Abschlussprüfungen.  LEISTUNGEN FÜR DIE WIRTSCHAFT Kerngeschäft Fachkräftesicherung Bilder: IHK/Winkler 12  Titelthema Wirtschaftskompass 03 | 04 | 2024

 AUSSCHÜSSE UND ARBEITSKREISE In den IHK-Ausschüssen und Arbeitskreisen wird durch die ehrenamtliche Arbeit von Unternehmern und Unternehmensvertretern die nötige Kompetenz gebündelt, um entsprechend der Bedarfe der Unternehmen die richtigen strategischen Ausrichtungen zu treffen. Folgende Gremien befassen sich mit diesen Themen:  Berufsbildungsausschuss  Arbeitskreis Bildung  Schlichtungsausschuss  Prüfungsausschüsse.  WEITERBILDUNG Die IHK zu Schwerin berät Arbeitnehmer und Arbeitgeber zu Themen der beruflichen Weiterbildung. Dazu zählen die „höhere Berufsbildung“ mit aktuell 32 verschiedenen Prüfungsverfahren (Fachwirte, Industriemeister, …) sowie 9 Verfahren der Sach- und Fachkunde (Bewachung, Berufskraftfahrer, Immobilien, …) und die Ausbildereignungsprüfung. Dazu werden allein im Bereich der Ausbildereignung pro Jahr ca. 600 Prüfungen durchgeführt. Auch hier sind die wichtigsten IHK-Gremien eng eingebunden:  Berufsbildungsausschuss  Arbeitskreis Bildung  Prüfungsausschüsse.  NACHWUCHSGEWINNUNG Die IHK zu Schwerin arbeitet eng mit den Schulen Westmecklenburgs zusammen, um die Ausbildungsangebote der IHK-Unternehmen bekannt zu machen und zu bewerben. Dazu beteiligt sich die IHK an ca. 45 Berufsmessen und Berufsstartertagen. Sie führt pro Jahr ca. 90 Unterrichtsveranstaltungen in Klassen durch. Sie wird dabei mit einem guten Netz von engagierten Ausbildungsbotschaftern unterstützt. Diese kommen aus den IHK-Unternehmen der Region und sind selber Auszubildende.  ANERKENNUNG VON BERUFSABSCHLÜSSEN Die IHK zu Schwerin führt auf Wunsch eine Erstberatung zur Anerkennung von ausländischen Berufsabschlüssen durch. Dazu bringen die potenziellen Antragsteller ihre Dokumente mit, erhalten wichtige Hinweise zum Anerkennungsverfahren und den Hinweis auf die IHK FOSA als Anerkennungsstelle für die IHK-Berufe.  STRATEGISCHE UND POLITISCHE ANSÄTZE Die IHK zu Schwerin beschäftigt sich mit der Erarbeitung von Forderungen und Positionen gegenüber den politisch Handelnden, vor allem in MV. Dazu werden entsprechende Papiere erarbeitet und durch die Vollversammlung der IHK zu Schwerin beschlossen. Diese Papiere werden dann der Landesregierung übergeben und fließen in die Entscheidungsprozesse ein. Das aktuelle Papier ist das „Positionspapier zur Fachkräftesicherung“. Dieses wurde durch die Projektgruppe Fachkräftesicherung und den Arbeitskreis Bildung erarbeitet. Wesentliche Teile finden sich im aktuellen Entwurf der Fachkräftesicherung des Landes wider. Die dafür unterstützenden IHK-Gremien sind:  Projektgruppe Fachkräftesicherung  Arbeitskreis Bildung.  ARBEIT IN DEN BRANCHEN In den IHK-Geschäftsbereichen werden die wichtigsten Branchen mit ihren spezifischen Themen und Problemen begleitet. Hier erfolgt eine enge Abstimmung mit den Branchenvertretern über folgende Ausschüsse:  Industrieausschuss  Handelsausschuss  Tourismusausschuss  Gesundheitsausschuss.  ARBEIT IN DEN REGIONEN Die IHK zu Schwerin nimmt mit Hilfe von zwei Regionalausschüsse, die in der Regel 4x im Jahr tagen, die Anliegen der Unternehmen vor Ort zeitnah auf und kommuniziert die Beschlüsse der Vollversammlungen und die strategische Ausrichtung der IHK zu Schwerin in die Regionen.  AUSSCHÜSSE  Regionalausschuss Nordwestmecklenburg  Regionalausschuss Ludwigslust-Parchim. Die Staatsministerin für Migration, Flüchtlinge und Integration, Frau Reem Alabali-Radovan, war am 07.03.2024 zu Gast in der IHK zu Schwerin. In einem Gespräch mit den Präsidenten und Hauptgeschäftsführern der Industrie- und Handelskammern in Mecklenburg-Vorpommern (IHKs in MV) wurden die Themen Fachkräfteeinwanderungsgesetz und Integration von Geflüchteten in den Arbeitsmarkt erörtert. Weiterhin stellt die IHK zu Schwerin ihr Projekt IbArUs (Integration durch berufliche Aktivierung, ressourcenorientierte Unterstützung und Sensibilisierung) vor. Das Projekt verfolgt das Ziel Unternehmen für die Einstellung von Geflüchteten zu sensibilisieren. Die IHK zu Schwerin steht dabei beratend zur Seite. Staatsministerin zu Gast in IHK Weitere Informationen unter www.ihk.de/schwerin, Dok.-Nr.: 3018578. Bild: IHK Titelthema  13 IHK ZU SCHWERIN Peter Todt  0385 5103-401 todt@schwerin.ihk.de Wirtschaftskompass 03 | 04 | 2024

Bild: Pixabay IHK ZU SCHWERIN Peter Todt  0385 5103-401 todt@schwerin.ihk.de 14  Titelthema Wirtschaftskompass 03 | 04 | 2024 Am 30. Mai 2022 fand in Schwerin die Auftaktveranstaltung zur Erarbeitung der Fachkräftestrategie des Landes statt. Im Anschluss wurden über den Sommer 2022 verschiedene Workshops zu unterschiedlichen Themen, aber immer in Anlehnung an die vier Hauptsäulen durchgeführt. Im Herbst 2022 wurden diese im Wirtschaftsministerium ausgewertet. Ein erster Entwurf einer Strategie wurde für das Frühjahr 2023 angekündigt. Sie lag im November 2023 vor. An diesem Entwurf wird aktiv gearbeitet. Die Strategie beinhaltet 4 Säulen:  Fachkräfte qualifizieren  Erwerbspotenziale sichern und ausschöpfen  Fachkräfte aus dem In- und Ausland gewinnen  Attraktive Arbeitsbedingungen  DER AKTUELLE STAND Das vorliegende Papier wird als Entwurf und Arbeitsgrundlage mit einer Vielzahl von Maßnahmen betrachtet. Wichtige Maßnahmen verweisen auf die unterschiedlichen Verantwortlichkeiten im Land, u. a. Agentur für Arbeit oder Bund. Die IHK zu Schwerin hat 2022 ein Positionspapier zur Fachkräftesicherung beschlossen. Wesentliche Punkte des durch die Vollversammlung beschlossenen Fachkräftepapieres sind im Strategieansatz des Landes wiederzufinden. Zu den Maßnahmen:  FACHKRÄFTE AUSBILDEN UND QUALIFIZIEREN  Informationskampagne  Berufliche Orientierung  Jahr des Praktikums  Förderung der beruflichen Ausbildung Stabilisierung der Berufsschulstruktur  Junges Wohnen  Validierung und Teilqualifikationen  Förderung der beruflichen Aus- und Weiterbildung  Weiterbildungsverbünde  Vernetzte Beratung zur beruflichen Weiterbildung  ERWERBSPOTENZIALE SICHERN UND AUSSCHÖPFEN  Arbeitsmarktintagration von Erwerbslosen  Bildungsgutscheine  Umschulung  Assistierte Ausbildung  Arbeitsmarktintegration von Geflüchteten  Integrations- und Sprachkurse  Nutzung künstlicher Intelligenz  FACHKRÄFTE AUS DEM IN- UND AUSLAND GEWINNEN  Anwerbe- und Vermittlungsprojekte der AA  Anerkennungsstellen  Rahmenbedingungen für Fachkräftezuwanderung  Welcome-Center  Studierende in MV halten  ATTRAKTIVE ARBEITSBEDINGUNGEN  Arbeitgeber-Attraktivität  Arbeit 4.0-Kompetenzzentrum  Land als attraktiver Arbeitgeber  FAZIT Die aktuelle Fassung ist ein Arbeitsstand, an dem weitergearbeitet wird, um eine strategische Wirkung zu erzielen. Weitere Inormationen unter www.ihk.de/schwerin, Dok.-Nr.: 6059602.  ARBEITSSTAND Fachkräftestrategie des Landes

In Europa lässt sich seit einiger Zeit ein Defizit an qualifizierten und gut ausgebildeten Arbeitskräften feststellen. Um diesem Problem vorzubeugen, bilden wir unsere (Nachwuchs-) Fachkräfte verstärkt selbst aus. Die Ypsomed Produktion GmbH in Schwerin beschäftigt aktuell 250 Mitarbeitende, davon zehn Auszubildende. Ab September 2024 starten weitere 15 Auszubildenden bei Ypsomed. Als international erfolgreiches Unternehmen in der Medizintechnik bieten wir verschiedene Ausbildungsberufe am Standort Schwerin an. Wir erschließen kontinuierlich neue Berufsfelder und bereits heute können Schülerinnen und Schüler zwischen sieben verschiedenen Ausbildungsberufen wählen. Um neue Talente auf unsere Angebote aufmerksam zu machen, sind wir auf Ausbildungsmessen in der Region präsent und laden regelmäßig zu einer After-Work-Visite bei uns ein. „Wir bauen unsere Produktion in Schwerin kontinuierlich aus. Dadurch können wir unseren zukünftigen Mitarbeitenden moderne und zukunftssichere Arbeitsplätze bieten. Mit einer offenen Unternehmenskultur, attraktiven Anstellungsbedingungen und einer sinnvollen Arbeit möchten wir Talente entwickeln und uns als attraktive Arbeitgeberin positionieren“, sagt Sandra StieglerKachel, Personalleiterin bei der Ypsomed Produktion GmbH. Der Entwicklung ihrer Mitarbeitenden misst Ypsomed große Bedeutung zu. Sie ist ein Schlüsselfaktor für motivierte und produktive Teams. Persönliche Ziele eines Mitarbeitenden können sich mit der Zeit verändern. Deshalb stehen allen Mitarbeitenden mit dem Eintritt bei Ypsomed viele Wege der persönlichen Entwicklung offen – sei es die Spezialisierung für die Arbeit an einer bestimmten Anlage, der interne Wechsel auf eine andere spannende Funktion oder die Teilnahme an einer Aufstiegsfortbildung. Als global tätiges Unternehmen befassen wir uns mit Kulturen, Sprachen und Planungsmethoden. Wir beschäftigen Mitarbeitende aus unterschiedlichen Herkunftsländern und haben vor kurzem drei Geflüchtete aus der Ukraine bei uns willkommen geheißen. „Neben der internationalen Zusammenarbeit schätzen wir auch das regionale Bestreben der IHK zu Schwerin, dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken. Das Netzwerk zwischen Kammer, Ministerium und Wirtschaft wird aktiv gefördert. Wir begrüßen sehr, dass die IHK die Belange und Bedürfnisse der Wirtschaft an das Ministerium für Bildung und Kindertagesförderung des Landes Mecklenburg-Vorpommern heranträgt und diese somit in die politischen Überlegungen und Entscheidungen, z.B. in der Berufsbildung, mit einbezogen werden“, sagt Sandra StieglerKachel. Bild: info@paperheroes.de Titelthema  15 Wirtschaftskompass 03 | 04 | 2024  FACHKRÄFTESICHERUNG BEI YPSOMED Kreativität der Unternehmen gefragt  Sandra Stiegler-Kachel, Human Resources Manager, Ypsomed Schwerin

Bilder: 16  Titelthema Wirtschaftskompass 03 | 04 | 2024 Seit dem 01.04.2012 garantiert das „Gesetz zur Feststellung und Anerkennung im Ausland erworbener Berufsqualifikationen“ (Berufsqualifikationsfeststellungsgesetz, abgekürzt BQFG) allen Personen, die im Ausland einen Berufsabschluss in einem staatlich anerkannten Beruf erworben haben, einen Rechtsanspruch auf ein Feststellungsverfahren zur Überprüfung der Gleichwertigkeit dieses Abschlusses mit dem entsprechenden Beruf in Deutschland. Die Staatsangehörigkeit und der Aufenthaltsstatus spielen für die Beantragung dieser Gleichwertigkeitsprüfung keine Rolle, d. h. auch aus dem Ausland können Anträge eingereicht werden. Das Gesetz erleichtert Fachkräften mit einem im Ausland erlernten Beruf den Zugang zum deutschen Arbeitsmarkt und gibt Hilfestellung, eine Beschäftigung zu finden, die auch der individuellen Qualifikation entspricht.  ZUSTÄNDIGKEIT In die Zuständigkeit der Industrie- und Handelskammern fallen ausschließlich die dualen Ausbildungsberufe sowie Weiterbildungsabschlüsse aus den Bereichen Industrie, Handel, Gastronomie und Dienstleistungen. Als zentrale Stelle übernimmt die in Nürnberg ansässige IHK FOSA (Foreign Skills Approval) die Prüfung der Gleichwertigkeit für o.g. Berufe sowie die gesamte Abwicklung des Verfahrens.  ABLAUF DES VERFAHRENS Nach Eingang des Antrags bestätigt die IHK FOSA innerhalb eines Monats den Erhalt der Unterlagen und prüft deren Vollständigkeit. Neben der Gleichwertigkeitsprüfung anhand der Unterlagen kann sich die zuständige Stelle aber auch anderer Methoden und Informationsquellen bedienen (z. B. Recherche im Herkunftsland). Sollten die Unterlagen für die Gleichwertigkeitsprüfung nicht ausreichen, können von den Antragstellenden weitere Informationen verlangt werden (z. B. Ausbildungsordnungen oder andere Dokumente, die über Inhalt und Dauer der ausländischen Ausbildung Aufschluss geben könnten). Erst wenn alle erforderlichen Dokumente vorliegen und der Zahlungseingang der anfallenden Gebühr registriert wurde, beginnt die IHK FOSA mit dem Gleichwertigkeitsfeststellungsverfahren und vergleicht anhand der Unterlagen, ob zwischen der ausländischen Berufsqualifikation und dem entsprechenden deutschen Beruf wesentliche Unterschiede vorliegen. Hauptkriterien für den Vergleich sind Inhalt und Dauer der Ausbildung sowie die Frage, ob ggf. abweichende Kenntnisse und Fertigkeiten für die Ausübung des jeweiligen Berufes in Deutschland entscheidend sind. Eine vollständige Übereinstimmung mit dem deutschen Referenzberuf ist also nicht erforderlich. Sind wesentliche Differenzen in der Qualifikation feststellbar, beurteilt die IHK FOSA, ob diese durch nachgewiesene Berufserfahrung oder auch weitere Befähigungsnachweise (z. B. Weiterbildungen) ausgeglichen werden können.  VERFAHRENSABSCHLUSS Zum Abschluss des Gleichwertigkeitsfeststellungsverfahrens stellt die IHK FOSA einen offiziellen und rechtssicheren Bescheid aus. Insgesamt sind folgende Ergebnisse möglich:  Wenn keine wesentlichen Unterschiede zwischen der ausländischen Berufsqualifikation und der deutschen Referenzqualifikation festgestellt werden, wird die vollständige Gleichwertigkeit bescheinigt.  AUSLÄNDISCHE IHK-AUSBILDUNGSABSCHLÜSSE Anerkennungsgesetz

Weitere Informationen unter www.ihk.de/schwerin, Dok.-Nr.: 3018578. Bild: AdobeStock Titelthema  17 IHK ZU SCHWERIN Birgit Ahrens  0385 5103-417 ahrens@schwerin.ihk.de Wirtschaftskompass 03 | 04 | 2024  Bestehen wesentliche Unterschiede, aber auch vergleichbare Qualifikationsinhalte, dann bescheinigt die IHK FOSA eine teilweise Gleichwertigkeit. In dem Bescheid werden die vorhanden Qualifikationen positiv dargestellt sowie die wesentlichen Unterschiede zum deutschen Referenzberuf beschrieben. Dies ermöglicht Antragstellenden eine gezielte Weiterbildung, um noch fehlende berufliche Kompetenzen auszugleichen.  Wenn keinerlei Gleichwertigkeit festgestellt werden konnte zwischen der ausländischen Berufsqualifikation und der deutschen Referenzqualifikation, dann wird der Antrag abgelehnt und es erfolgt keine Darstellung der positiven Qualifikation. Kann der Sachverhalt nicht aufgeklärt werden, z. B. weil Antragstellende ihrer Mitwirkungspflicht nicht nachkommen, wird der Antrag abgelehnt.  DAUER UND GEBÜHREN DES VERFAHRENS Nach § 6 Absatz 3 des BQFG ist für das Anerkennungsverfahren eine Zeitspanne von drei Monaten vorgesehen. Der Gebührenrahmen für das jeweilige Verfahren liegt zwischen Euro 100 bis 600. Die tatsächlichen Gebühren orientieren sich am je nach individueller Sachlage entstehenden Aufwand für das Verfahren, der je nach Beruf und Land sehr unterschiedlich sein kann. Es ist zu erwarten, dass sich die Kosten in der Mehrzahl der Fälle auf ca. Euro 350,00 bis 450,00 belaufen. Fehlen Unterlagen und wird glaubhaft versichert, dass diese unverschuldet nicht vorgelegt werden können, besteht laut § 14 BQFG die Möglichkeit, zusätzlich zu den für die Gleichwertigkeitsprüfung eingereichten Unterlagen auch andere Verfahren wie Fachgespräche, Arbeitsproben, theoretische Prüfungen oder Gutachten anzuwenden. Möchte der Antragsteller ein solches Verfahren in Anspruch nehmen, entstehen dafür zusätzliche Kosten.  VORTEILE DER GLEICHWERTIGKEITSPRÜFUNG Wer seine beruflichen Qualifikationen bewerten lässt, hat eine Reihe von Vorteilen:  Mit dem von der IHK FOSA erteilten Bescheid halten Antragsteller ein offizielles und rechtssicheres Dokument in Händen, das bescheinigt, wie groß die Übereinstimmung der ausländischen Qualifikationen mit dem vergleichbaren deutschen Beruf ausfällt.  Der Bescheid erleichtert Arbeitgebern die Einschätzung der Qualifikationen des Bewerbers und verbessert die Chancen bei der Stellensuche.  Ergibt die Prüfung eine vollständige Gleichwertigkeit zwischen dem ausländischen Berufsabschluss und dem entsprechenden deutschen Beruf, erfolgt eine rechtliche Gleichstellung mit dem Inhaber des deutschen Referenzabschlusses.  Durch die detaillierte Auflistung vorhandener oder auch fehlender Qualifikationen im Bescheid wird eine gezielte Weiterbildung und Nachqualifizierung möglich.

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