IHK-Magazin "Wirtschaftskompass", Ausgabe 09/2023

UNTERNEHMEN SUCHEN MITARBEITER Holger Traber Geschäftsführender Gesellschafter fischers Lagerhaus Industriepolitisches Konzept MV umsetzen! 19 Noch viel zu regeln! Deutschlandtempo gefordert! 36 Wirtschaftsdelegationsreise nach Skandinavien 44 Magazin der IHK zu Schwerin 09 | 2023 WIKO Wirtschaftskompass Westmecklenburg

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Das Problem ist offensichtlich: Unsere Unternehmen suchen dringend Arbeitskräfte! Eingeschränkte Serviceangebote im Bereich der Gastronomie, deutlich kürzere Öffnungszeiten von Geschäften im Einzelhandel und verlängerte Lieferzeiten für unterschiedlichste Produkte und Dienstleistungen zeugen vom angestrengten Arbeitsmarkt. Die Suche nach Fachkräften ist längst durch den generellen Mangel an Arbeitskräften überlagert worden. Bereits seit Jahren scheiden deutlich mehr Arbeitskräfte aus Altersgründen aus dem Arbeitsprozess aus, als junge Schulabgänger nachrücken. Vor allem die demografische Entwicklung ist eine plausible Erklärung für diese Situation. Die momentane Aufgabe besteht also darin, das vorhandene Arbeitskräftepotenzial optimal zu erschließen und zu nutzen und die Arbeitskraft lange zu erhalten. Dazu zählen sowohl die Ausbildung, die Qualifizierung im Arbeitsprozess, aber auch die Nachqualifizierung für potenzielle Wiedereinsteiger (über die Agentur für Arbeit bzw. Job Center) sowie die Schaffung optimaler Rahmenbedingungen für Alleinerziehende und auch das betriebliches Gesundheitsmanagement. Aber diese Ressourcen werden jedoch nicht ausreichen, den großen Bedarf ausreichend zu decken. Deshalb werden ausländische Arbeitskräfte dringend benötigt. Für diese Zielgruppe ist die Kenntnis des regionalen Arbeitsmarkts mit seinen Anforderungen und über notwendige berufliche Qualifikationen sehr wichtig. Marketing und Information in eigener Sache sind also eine gute Investition. Achten wir bei den deutschen Arbeitnehmern auf die berufliche Qualifikation, ist das natürlich auch bei den ausländischen Arbeitskräften notwendig. Hier kann eine fachliche Anerkennungsberatung helfen. Grundsätzlich sind dabei drei Fragen zu beantworten: Welche beruflichen Qualifikationen liegen vor? Entsprechen diese den Anforderungen bzw. können sie nachgewiesen werden? Mit dem neuen Fachkräfteeinwanderungsgesetz deutet sich Bewegung an. Drei Säulen stellen die Basis dar. In der „Fachkräftesäule“ geht man von einem im Ausland erworbenen Berufsabschluss aus. Dieser wird bewertet und anerkannt bzw. gleichgestellt. Für die IHK-Berufe geschieht das im Rahmen einer Erstberatung in der IHK und final über die IHK Foreign Skills Approval (IHK FOSA), dem bundesweiten Kompetenzzentrum deutscher Industrie- und Handelskammern zur Feststellung der Gleichwertigkeit ausländischer Berufsabschlüsse. In der „Erfahrungssäule“ erfolgt eine mögliche Beschäftigung ohne Anerkennungsverfahren. Der Nachweis des Berufsabschlusses sollte aber nachgeholt werden. In der „Potenzialsäule“ werden über eine Chancenkarte Sprachkenntnisse, Berufserfahrung, Alter und Deutschbezug erfasst und bewertet. Mit dem von der Wirtschaft lange eingeforderten neuen Fachkräfteeinwanderungsgesetz ist eine erste Öffnung des Arbeitsmarktes gelungen, jedoch nicht der große und von vielen Unternehmen erwartete Wurf. Zudem müssen wir nun auf die endgültige und rechtsgültige Gesetzesfassung warten. Was unsere Unternehmen aber dringend vorbereiten müssen, ist eine weltoffene Willkommenskultur, die durch ein interkulturelles Verständnis geprägt ist. Die Akzeptanz am Arbeitsort und die Bereitschaft, geringere deutsche Sprachkenntnisse zu akzeptieren, sind nur der Anfang. Am Ende steht die gesellschaftliche Erkenntnis, dass ausländische Arbeitskräfte genau die Lücke schließen, die wir am Anfang aufgezeigt haben. Wollen wir das eine, müssen wir das andere bewusst angehen – viel Erfolg! Siegbert Eisenach Hauptgeschäftsführer Die Suche nach Fachkräften ist längst durch den generellen Mangel an Arbeitskräften überlagert worden. Bild: info@paperheroes.de IHK Direkt 0385 5103 111 Der schnelle Weg zur IHK. Instrument um Arbeitskräfte zu finden Editorial  1 Wirtschaftskompass 09 | 2023

 TITELTHEMA 10 fischer’s LAGERHAUS: Das gewisse Extra für ein schönes Zuhause 12 Langfristig bewerben! 12 Angebote für Praktika 13 Fachkräfte braucht das Land! 14 IHK-Azubiumfrage 2023 16 bementee MV – ein Mentoringprojekt für Eltern  STANDORTPOLITIK 18 Wirtschaft zieht Zwischenbilanz 19 Industriepolitisches Konzept MV umsetzen! 20 Maritime Wirtschaft in MV zeigt ihre Zukunftsfähigkeit 22 Preis der Wirtschaft in MV vergeben 24 Regionaler Planungsverband Westmecklenburg 25 Wirtschaftsjunioren holen zum 3. Mal Wirtschaftspreis 26 Preisverleihung Innenstadtwettbewerb  EXISTENZGRÜNDUNG & UNTERNEHMENSFÖRDERUNG 28 Digitalisierungsnovelle im Baugesetzbuch 28 Europäischer Lehmbautag 2023 29 Allianz gegründet: Nachhaltiges Bauen in MV 29 Zusätzliche Kreditmöglichkeiten 30 Nachfolger suchen Unternehmen 31 Immer weniger Gründungen 32 Bundeskartellamt erhält zusätzliche Kompetenzen 32 WDI Customized unterstützt Unternehmen erfolgreich 34 Vergaberecht ist Wettbewerbsrecht 34 2. Vergaberechtstag MV 35 Neue Weiterbildungsförderung für Soloselbstständige  INNOVATION & UMWELT 36 Noch viel zu regeln! Deutschlandtempo gefordert! 40 DIHK-StromPartnerschaft 41 Verbundforschung 42 Junge Kreative begeistern mit neuer MV-Messehalle 43 Kostenfreier Nachhaltigkeitscheck  INTERNATIONAL 44 Wirtschaftsdelegationsreise nach Skandinavien 45 AHK-Netzwerk erweitert 45 Export- und Zollabwicklung EU und Drittländer 45 Was ist Global Gateway? 46 IHK-ONLINE-SPRINT: EU-Taxonomie – Pflicht und Kür 47 Internationale und europäische Unternehmensbesteuerung  AUSBILDUNGSMESSEN 48 Ausbildungsmessen in Westmecklenburg 34 35  NEUE WEITERBILDUNGSFÖRDERUNG FÜR SOLOSELBSTSTÄNDIGE Das Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS) fördert im Programm „KOMPASS“ mit Unterstützung des Europäischen Sozialfonds Plus für Soloselbstständige einen bundesweit unbürokratischen und niedrigschwelligen Zugang zu Bildungsleistungen.  VERGABERECHT IST WETTBEWERBSRECHT Die von der Landesregierung MV nunmehr vorgelegte Neufassung des Vergabegesetzes MV wird von der Wirtschaft deutlich kritisiert. Inhalt 2  Inhalt Wirtschaftskompass 09 | 2023

22  PREIS DER WIRTSCHAFT IN MV VERGEBEN In Neubrandenburg wurden im Rahmen eines Festaktes die Preisträger des diesjährigen Wettbewerbs „Unternehmer und Unternehmerin des Jahres in Mecklenburg-Vorpommern 2023“ ausgezeichnet.  VERBUNDFORSCHUNG Das Verbundforschungsprojekt der H.I.A.T. gGmbH und der Batarow Hydrogen GmbH ist auf die Entwicklung von autark betriebenen Wasserstoffbetankungsanlagen für Eigenheime und kleinere Gewerbestandorte ausgerichtet.  IMMER WENIGER GRÜNDUNGEN Immer weniger Menschen in Deutschland wollen ein Unternehmen gründen und sich selbstständig machen. Das ist das besorgniserregende Ergebnis des diesjährigen DIHK-Reports Unternehmensgründung. 31 41 Inhalt  3 Wirtschaftskompass 09 | 2023

Umfrage bis zum 30. September 2023 unter: www.usp.ihk.de/244885 Bild: Wirtschaftsjunioren Deutschland Einmal im Jahr laden die Wirtschaftsjunioren ihre Mitglieder nach Berlin ein. Beim sogenannten Knowhow-Transfer haben sie die Chance, die Bundespolitik hautnah mitzuerleben. In diesem Jahr nahm Julius Stahlenbrecher für die Schweriner Wirtschaftsjunioren bei der Industrie- und Handelskammer zu Schwerin teil. Der Geschäftsführer der Heise Bürotechnik GmbH & Co. KG begleitete die FDP-Angeordnete Christine Aschenberg-Dugnus. Im Rahmen der Sitzungswoche im Bundestag erhielt Julius Stahlenbrecher nicht nur einen direkten Einblick in die politischen Entscheidungsprozesse auf Bundesebene, sondern brachte auch die Interessen der Wirtschaftsregion Schwerin-Westmecklenburg im Bundestag ein. Es war ein wichtiger Austausch zu den Herausforderungen und Chancen der regionalen Wirtschaft aus der Sicht der jungen Unternehmergeneration. Nach der Corona-Pandemie stellt sich für viele Unternehmen die Frage, ob sie auch zukünftig in Präsenz auf Messen vertreten sein wollen. Digitale Angebote schaffen zwar einerseits die Möglichkeit, die eigenen Leistungen auf neuen Wegen zu bewerben, andererseits bietet das klassische Messegeschäft nach wie vor seine eigenen Vorteile im Aufbau von Neukontakten und der Pflege bestehender Kundenbeziehungen sowie im hohen Aufmerksamkeitsgrad durch eine attraktive Standplatzierung. Die Hannover Messe 2023 hat am Beispiel des erfolgreichen Firmengemeinschaftsstandes des Landes MV gezeigt, dass das Interesse an persönlichen Begegnungen wieder deutlich zugenommen hat. Die IHK zu Schwerin möchte ihre Dienstleistungen rund um das Thema Messen wie etwa die Beratung zum Messeauftritt bis hin zur Umsetzung des Firmengemeinschaftsstandes auf anderen Messen an den Bedarfen der Unternehmen ausgerichtet optimieren. Wir bitten Sie daher, an unserer Umfrage teilzunehmen! Interessierte Unternehmen können anonymisiert angeben, welche Messen sie derzeit besuchen, auf welchen Messen sie 2023 ausstellen, oder auf welchen Messen sie zukünftig planen auszustellen. Darüber hinaus haben Sie die Gelegenheit Bedarfe hinsichtlich einer Förderung oder der Teilnahme an einem Gemeinschaftsstand zu formulieren. Zeigen Sie uns, was Sie vom Messegeschäft der Zukunft erwarten!  NACHWUCHSUNTERNEHMER IN BERLIN Schweriner Wirtschaftsjunior im Dialog mit der Bundespolitik  UMFRAGE Messebeteiligungen und Messewünsche Es war eine bereichernde Erfahrung, die Perspektiven und Anliegen der jungen Wirtschaft persönlich einbringen zu können und einen Einblick in den vollen Arbeitsalltag des Deutschen Bundestages zu erhalten. Julius Stahlenbrecher, Vorstand Wirtschaftsjunioren Schwerin IHK ZU SCHWERIN Marco Woldt  0385 5103-207 woldt@schwerin.ihk.de IHK ZU SCHWERIN Dr. Wolf-Rüdiger Knoll  0385 5103-208 knoll@schwerin.ihk.de  Wirtschaftsjunioren aus ganz Deutschland treffen Bundeskanzler Olaf Scholz 4  Wirtschaftsregion Westmecklenburg Wirtschaftskompass 09 | 2023

Seit dem 1. August 2023 ist Michael Meis Generalbevollmächtigter für die Bürgschaftsbank MecklenburgVorpommern GmbH (BMV) und die Mittelständische Beteiligungsgesellschaft Mecklenburg-Vorpommern mbH (MBMV). Mit seiner langjährigen Erfahrung und umfangreichem Fachwissen in den Bereichen Finanzen und Unternehmensförderung zeichnet Michael Meis diese Schlüsselposition aus. Seit über 20 Jahren ist er bei der BMV tätig, die in Personalunion mit der MBMV arbeitet. Im Jahr 2015 erhielt er die Prokura und hat seit 2021 die Rolle als Abteilungsleiter Markt inne. Seine bisherigen Leistungen und sein Engagement für die BMV und MBMV sowie für die wirtschaftliche Entwicklung der Region haben ihn als Führungskraft etabliert. Die nun übertragene Generalvollmacht unterstreicht das besondere Vertrauen, das ihm entgegengebracht wird. "Ich fühle mich sehr geehrt, dass die BMV und MBMV mir dieses Vertrauen übergibt. Die Möglichkeit diese verantwortungsvolle Position zu übernehmen, erfüllt mich mit Stolz und Demut. Ich bin mir der Bedeutung und Herausforderung bewusst, die mit dieser neuen Rolle einhergehen und ich verspreche, mein Bestes zu geben, um die Vision und Mission des Unternehmens weiter voranzubringen“, berichtet Michael Meis, Generalbevollmächtigter der BMV und MBMV.  BÜRGSCHAFTSBANK UND MITTELSTÄNDISCHE BETEILIGUNGSGESELLSCHAFT Generalbevollmächtigung Bilder: Ecki Raff; IHK Die Sitzung des IHK-Regionalausschusses LudwigslustParchim fand kürzlich an einem „Zukunftsort“ statt, nämlich bei „Wir bauen Zukunft“ in Nieklitz bei Gallin. Jannis Deutschmann und Johannes Milke sind die Vorstände der Genossenschaft, die in Nieklitz neue und nachhaltige Formen von Leben, Arbeit und Wirtschaft vermitteln und ausprobieren. Genau zu diesen Themen rund um die Zukunft der Wirtschaft in den ländlichen Räumen war dann auch das Thema der Sitzung. Als Gast nahm Christian Winter teil, er ist für die SPD-Fraktion im Landtag MV, sein Wahlkreis ist Ludwigslust (Land), Grabow und Neustadt-Glewe. In der Fraktion ist er Sprecher für Wirtschafts- und Gewerkschaftspolitik. Die Mitglieder des Gremiums diskutierten zusammen mit „Wir bauen Zukunft“ und dem Parlamentarier die aktuellen Themen und Herausforderungen. Dabei wurden verschiedene Themen angesprochen, etwa die Arbeit und die Kommunikation der Bundes- und Landesregierung zu Heizung und Energie, zur Wirtschaftspolitik und der Entwicklung des westlichen Landesteils in der wirtschaftlichen Entwicklung Mecklenburg-Vorpommerns. Sehr konkret wurde die Kritik auch an der aktuellen Situation der Ausstattung und Struktur der Berufsschulen im Landkreis LUP. Christian Winter nutzte den sehr offenen Austausch auch für Erklärungen und Erläuterungen, für Nachfragen und Notizen. Er versicherte der Runde abschließend, die Impulse aus der Wirtschaft im Landkreis in seine politische Arbeit einzubringen. Die Vorstände der Genossenschaft, Jannis Deutschmann und Johannes Milke, stellten das Konzept des Zukunftsortes vor und gaben einen inhaltlichen Impuls zu regenerativer Arbeitskultur. In einer Führung über das Gelände konnten die Gäste die geplante Tiny-Haus-Forschungssiedlung, die Veranstaltungsräume und Übernachtungsmöglichkeiten sowie den Coworking Space entdecken.  REGIONALAUSCHUSS IHK-Gremium diskutierte am Zukunftsort Nieklitz  Zukunftsort Nieklitz – hier diskutierte das IHK-Gremium die Zukunft von Leben und Arbeit in ländlichen Räumen. IHK ZU SCHWERIN Henner Willnow  0385 5103-312 willnow@schwerin.ihk.de Wirtschaftsregion Westmecklenburg  5 Wirtschaftskompass 09 | 2023

Kotflügel für den ICE, Seitenwände und Klimarohre für Züge, Sitzbänke für die Berliner U-Bahn: Aus der PMC GmbH im westmecklenburgischen Rehna kommen erstaunliche Produkte. Erstaunlich deshalb, weil sie erheblich weniger wiegen als vergleichbare Teile aus konventionellem Material. Was Fortbewegungsmittel leichter macht, spart Energie, reduziert die CO2-Emissionen und minimiert Kosten. Eine an sich einfache Formel, die Geschäftsführer Frank Jaeckel jeden Tag aufs Neue zu optimieren versucht. Was treibt den 54-Jährigen dazu an? „Der tägliche Wahnsinn“, sagt er spontan, lacht und präzisiert seine Aussage umgehend. „Jahrelang habe ich in der Luftfahrtindustrie gearbeitet. Dort wird jedes Gramm Gewicht auf die zwingende Notwendigkeit hin überprüft. Bei Schienenfahrzeugen ist das noch anders. Ich möchte dazu beitragen, diese leichter werden zu lassen. Dafür sind Faserverbundwerkstoffe das richtige Mittel der Wahl. Wir arbeiten mit dieser zukunftsweisenden Technologie und helfen so, enorme Mengen Kohlendioxid einzusparen. Das treibt mich an.“ Der gelernte Werkzeugmacher, Diplom-Kaufmann und Klebfachingenieur folgt dabei auch seiner Erfahrung, dass es immer einfacher ist, die Technik zu ändern als Menschen zu einer Veränderung zu bewegen. Das Geheimnis seiner favorisierten Werkstoffe besteht in der Verbindung von etlichen Faserlagen unterschiedlichen Materials mit einer Kunststoffmatrix. Diese überträgt die Kraft in eine Richtung und erzeugt so eine riesige Stabilität. „Wir lassen Material da weg, wo es nicht gebraucht wird und fügen es da ein, wo es sinnvoll ist.“ Ob Glasfaser, Naturfasern oder Karbon – die Gewebestrukturen können mit Klebstoffen oder Harzen in unterschiedliche Form gebracht werden. Nach dem Aushärten, beispielsweise in einem der Autoklaven, erweisen sie sich trotz ihrer Leichtigkeit als extrem belastbar. Ein großer Touchscreen lässt Kunden im Entwicklungsbereich des Rehnaer Unternehmens staunen, welche CO2-Einsparung und damit Kostenminimierung eine Gewichtreduktion ermöglicht. 100 Kilogramm weniger Gewicht bedeuten beim Einsatz eines ICE 100.000 Euro Ausgabenminderung. Im Regionalverkehr, in dem Züge häufiger halten und somit öfter wieder anfahren müssen, steigt die Ersparnis schon auf 450.000 Euro. Bei U-Bahnen, die nahezu im Minutentakt stoppen, fallen pro Jahr 300.000 Tonnen Kohlendioxid weniger an, wenn die Züge 100 Kilogramm weniger wiegen. Die finanzielle Entlastung steigt schnell in den zweistelligen Millionenbereich. Die Verantwortlichen der Verkehrsbetriebe haben das offensichtlich erkannt. PMC baut in den nächsten 15 Jahren alle Sitze, die es in den neuen Berliner U-Bahnen gibt, aus dem hauseigenen Verbundwerkstoff. Die Branche blickt durchaus neidisch auf den großen Auftrag, den Frank Jaeckel damit an Land gezogen hat. Diesen Deal hat er langfristig vorbereitet. Im Jahr 2008 legte er den Grundstein für das heutige Werk in der Klosterstadt. Die Projects & Manufacturing in Compositives GmbH (PMC) wuchs kontinuierlich, verfügt aktuell über drei Produktionshallen, in denen 25 Mitarbeiter tätig sind. Mittlerweile verlassen jährlich rund 50.000 verschiedenste Bauteile das Werk Am Kajatz. Neben den Verbundfasern bearbeiten die Mitarbeiter der PMC auch im Metalle im 3D-Druck, veredeln Oberflächen in der eigenen Lackierei und führen statistische und dynamische Prüfungen aus. „In allen Bereichen stehen wir unseren Kunden von der Entwicklung bis zum Finish der jeweiligen Produkte als Ansprechpartner zur Verfügung“, betont der Geschäftsführer. Er ist immer auf der Suche nach neuen Ideen und bindet gern Partner der Forschung ein. Kooperationen gab es in der zurückliegenden Zeit mit den Hochschulen in Wismar und Stralsund sowie dem Fraunhofer-Institut in Rostock. Frank Jaeckel treibt allerdings noch mehr an. Er möchte ein Kompetenzzentrum für Faserwerkstoffe etablieren. Allein im Landkreis Nordwestmecklenburg beziffert der Experte die Zahl der in diesem Segment tätigen Unternehmen auf 25. „Wir können hier ein echtes Cluster über den Bahnmarkt hinaus, entwickeln. Ich betrachte das als Chance, die Region nachhaltig zu entwickeln.“ Denn die faserverstärkten Stoffe bieten noch reichlich Forschungspotenzial und damit ungeahnte Möglichkeiten für ihren künftigen Einsatz. Barbara Arndt Bilder: Barbara Arndt  Alle U-Bahnen in Berlin erhalten in den nächsten Jahren leichte Sitze aus Rehna.  Mit einem eigens gefertigten CO2- Rechner stellt Frank Jaeckel interessierten Kunden die enormen Einsparungspotenziale dar, die durch den Einsatz von Faserverbundstoffen möglich sind.  PMC GMBH Rehnaer U-Bahnsitze für Berlin  Reisen der Zukunft: Mit leichten Komponenten aus Faserverbundstoffen sind immer mehr Züge unterwegs. 6  Wirtschaftsregion Westmecklenburg Wirtschaftskompass 09 | 2023

Bilder: IHK; Hochschule Wismar  Jetzt in Wismar: Design-Professorin Ulrike Rahe. Unsere ehemaligen IHK-Auszubildenden Johanna Groth und Lena Nöbbe haben erfolgreich ihre Ausbildung zur Kauffrau für Büromanagement abgeschlossen. Franz-Joachim Hofer, Geschäftsbereichsleiter Recht und Zentrale Dienste, gratulierte zu den erstklassigen Ergebnissen. Damit ist der Startschuss in die berufliche Zukunft gefallen und wir wünschen alles Gute!  ERFOLGREICH ABGESCHLOSSEN Bestanden! Die Fakultät Gestaltung an der Hochschule Wismar hat zum Beginn des Jahres 2023 eine herausragende Persönlichkeit im Bereich Design und Forschung gewonnen. Die international anerkannte Designerin und Forscherin Ulrike Rahe ist seit Jahresbeginn Teil der Fakultät und bringt eine Vielzahl von Erfahrungen mit. Ulrike Rahe studierte Produktdesign an der Hochschule für Gestaltung in Schwäbisch Gmünd und erwarb ihren Master of Fine Arts in Design an der School of Design and Craft an der Universität Göteborg. Neben ihrer Arbeit als Professorin in Wismar leitet sie gemeinsam mit ihrem Mann Detlef Rahe, Professor an der Hochschule für Künste Bremen, das Unternehmen rahe design in Bremen und Göteborg. Schwerpunkte der Arbeit von Ulrike Rahe liegen in den Bereichen Industriedesign, Produktdesign, Corporate Design, Interior Design und Ausstellungsdesign. Unter ihren Kunden der über 30-jährigen Berufslaufbahn finden sich Unternehmen wie Villeroy & Boch, Gustavsberg, Nibe, Contura, die Nobia Group, WMF, Zwilling, Haworth, Friesland uvam. Ihr Team und sie haben dabei eine Reihe nationaler und internationaler Preise gewinnen können, darunter auch der Bundespreis Produktdesign. Die Designerin wird ihr Wissen nun an der Hochschule Wismar in die Lehre einbringen und die Fakultät Gestaltung dabei unterstützen, deren Position als führende Einrichtung des Nordens im Bereich Designausbildung zu festigen. Sie plant, in den kommenden Semestern vor allem Kurse mit Praxisrelvanz und in Kooperation mit der Wirtschaft und Organisationen zu leiten. Zuletzt war die Professorin als Lehrstuhlinhaberin für Industriedesign an der Fakultät für Architektur der Chalmers University of Technology in Göteborg tätig. Dort leitete sie den Forschungsbereich Design für Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft – Herzensthemen, die sie nun auch in Wismar einbringen wird. In ihrer Zeit bei Chalmers leitete sie in den letzten 20 Jahren zahlreiche EU- und nationale Forschungsprojekte. Ihr Netzwerk aus einer Vielzahl von internationalen Kooperationen – darunter die Hochschule Delft, die Aalto University in Helsinki, das Johnson Space Center in Housten, die RWTH Aachen – bringt Ulrike Rahe nun nach Wismar mit. Der Existenzgründerpreis der OSTSEE-ZEITUNG geht in die nächste Runde. Junge Firmengründer und Selbstständige können sich bis zum 10. September 2023 für die Ausgabe 2023 bewerben. Insgesamt locken 17.000 Euro Preisgeld in vier Kategorien. Potenzielle Gründer zu ermutigen und Erfolgsgeschichten öffentlich zu würdigen, das sind Ziele des OZ-Existenzgründerpreises, für den sich junge Firmenchefs und Selbstständige bewerben können. Zur Teilnahme berechtigt sind alle Firmen mit Sitz in MV, die regionale Relevanz in der Wirtschaft haben und innovativ, nachhaltig sowie sozial agieren. Sie müssen seit mindestens einem Jahr am Markt existieren und dürfen nicht älter als fünf Jahre sein. In diesem Jahr werden neben dem mit 5.000 Euro dotierten Hauptpreis (plus 5.000 Euro Mediabudget), gestiftet von OZ und Basislager CoWorking Rostock, drei Sonderpreise vergeben: „Mut in der Selbstständigkeit“ (4.000 Euro Preisgeld, gesponsert von Creditreform Mecklenburg-Vorpommern von der Decken KG), der „Digitalpreis“ (4.000 Euro, Ministerium für Inneres, Bau und Digitalisierung) und der „Nachhaltigkeitspreis“ (4.000 Euro, Rostock Business, Wirtschaftsförderung Landkreis Rostock und Nordwestmecklenburg). Interessenten können sich noch bis zum 10. September 2923 auf www.oz-existenzgruenderpreis.de bewerben. Internationale Designerin verstärkt die Hochschule Wismar OZ vergibt erneut Existenzgründerpreis HOCHSCHULE WISMAR - FAKULTÄT GESTALTUNG Prof. Dipl.-Des. Ulrike Rahe  03841 753-7213 anfrage@lernpunktlehm.de ulrike.rahe@hs-wismar.de IHK ZU SCHWERIN Frank Witt  0385 5103-306 witt@schwerin.ihk.de Wirtschaftsregion Westmecklenburg  7 Wirtschaftskompass 09 | 2023

Bilder: Barbara Arndt Hochkarätige Events im Fallschirmsport gab es in der Region schon öfter. Was vom 6. bis 10. September im Lewitzdorf Plate geschieht, ist jedoch eine Premiere: Hier wird die Deutsche Meisterschaft im Stil- und Zielspringen ausgetragen. Erstmals begeben sich die Sportler per Hubschrauber in die jeweilige Absprunghöhe. Auch der Landepunkt auf dem Sportplatz ist ein Novum. „Wir gestalten ein Volksfest, das tausende Menschen zum Sportplatz Am Preister Acker locken wird“, sagt Klaus Mathies, Präsident der Fallschirmsportclubs Remscheid und Wuppertal. Diese hatten den Zuschlag für die Austragung von Wettbewerben erhalten und trugen bereits das Kappenformationsspringen aus. Doch wie kommen die Springer aus NordrheinWestfalen auf die Idee, weitere Disziplinen nach Mecklenburg zu bringen? Das ist eine lange Geschichte, die eng mit Unternehmer André Zander aus Plate verbunden ist. Der Chef einer Fliesen- und Estrich-Baufirma ist selbst lizensierter Fallschirmspringer in Neustadt-Glewe, für den SV Plate aktiv und überhaupt ein sehr engagierter Mensch. „Ich wollte so ein Event einfach mal in meinen Heimatort holen. So etwas gab es hier noch nie.“ André Zander und Klaus Mathies kennen sich schon länger und haben das Vorhaben unter dem Motto „Sport trifft Kultur“ gemeinsam auf den Weg gebracht. Und so lassen die bunten Kappen Anfang September den Himmel über Plate bunt werden. Den Anfang macht ein vierköpfiges, inklusives Team, welches mit Fahnen und Rauch auf den Sportplatz einschwebt. Mit festem Boden unter den Füßen bringen junge Sportler des SV Plate Fahnen zur Eröffnungsfeier. Ein mobiles Kleinfußballfeld lädt Kinderteams aus MecklenburgVorpommern und Brandenburg zum Spiel. Eine große LED-Wand präsentiert durchgehend Live-Sprungbilder sowie Unterstützer. Für den 9. September steht eine große Laser- und Feuershow im Veranstaltungsprogramm. Ein professionelles Unternehmen ist für das Catering engagiert. Zuschauer können Rundflüge mit der Antonov machen oder vom Lewitzkieker auf der Stör dem Spektakel in der Luft zusehen. „Wir freuen uns sehr, Gastgeber für diese besondere Veranstaltung zu sein. Vereine unserer Gemeinde machen das Event zu einem Fest für alle Altersgruppen“, blickt Bürgermeister Ronald Radscheit voraus. Tandemsprünge sind mit dem Fallschirmsportclub Mecklenburg aus Neustadt-Glewe am 8. und 9. September möglich. Im Mittelpunkt steht jedoch der sportliche Wettbewerb, bei dem die Meistertitel in zwei Disziplinen vergeben werden. Beim Stilspringen sind vorgegebene Figuren im freien Fall zu absolvieren, die Drehungen um mehrere Achsen beinhalten. Auf den Punkt genau versuchen hingegen die Zielspringer auf einer Matte zu landen. Darauf findet sich eine elektronische Messschreibe mit nur sechs Zentimetern Durchmesser, die es zu treffen gilt. Die Absprunghöhe liegt hier bei nur 900 Metern. Das Teilnehmerfeld zählt zehn Mannschaften und bringt die Elite des Fallschirmsports nach Mecklenburg. Unter den 75 Spitzensportlern finden sich die erfolgsverwöhnten Springer der Sportfördergruppe der Bundeswehr. Sie haben allein im zurückliegenden Jahrzehnt 40 Weltmeistertitel errungen und ermitteln ihre Besten im Stilspringen bereits am 6. und 7. September in Plate. „Die Durchführung einer DM im Fallschirmsport ist mit hohen Kosten verbunden. Unternehmen, die unser Event noch unterstützen möchten, können sich gern bei mir melden“, wirbt André Zander. Ihm und den Organisatoren stehen viele Helfer zur Seite, damit die außergewöhnliche Meisterschaft eine echte Punktlandung und ein regionales Highlight wird. Barbara Arndt Punktlandung in Plate Weitere Infos, Programm und Kontakt: www.dmzielspringen2023plate.de www.fsc-remscheid.de  Beim Zielspringen versuchen die Fallschirmspringer, einen Messpunkt mit sechs Zentimetern Durchmesser zu treffen. 8  Wirtschaftsregion Westmecklenburg Wirtschaftskompass 09 | 2023

Bild: IHK In einer Welt, die von digitaler Technologie und ständiger Vernetzung geprägt ist, gibt es einen unscheinbaren Begleiter, der unseren Alltag noch intensiver prägt: Die Matratze. Beim diesjährigen IHK-Sommertreff öffnete der traditionsreiche Matratzenhersteller Malie aus Warin die Türen seines Unternehmens und gewährte spannende Einblicke in die Kunst der Matratzenherstellung. Rund 60 Gäste aus Nordwestmecklenburg - vom aufstrebenden Start-up bis hin zum etablierten Unternehmen - besuchten am 4. Juli das Unternehmen. Matthias Belke, Präsident der IHK zu Schwerin, und Siegbert Eisenach, IHK-Hauptgeschäftsführer, eröffneten den Sommertreff mit Gastgeber Bernd Kessler, Geschäftsführer der MALIE Mecklenburgisches Matratzenwerk GmbH. Das Interesse der Gäste an Malie und seinen Produkten war spürbar groß, wie sich im Anschluss beim Unternehmensrundgang zeigte. Der Rundgang durch die Produktionsstätten verdeutlichte, welches Know how in der Herstellung einer Matratze steckt. Malie ist stolz darauf, eine der wenigen Unternehmen zu sein, die noch Einzelstückfertigung anbieten. Bernd Kessler, der 2020 die Unternehmensnachfolge antrat, wurde 2022 zusammen mit Geschäftsführerin Grit Rohs-Holzapfel mit dem renommierten landesweiten Wirtschaftspreis "Unternehmer des Jahres" in der Kategorie "Unternehmensentwicklung" ausgezeichnet. Matratzenhersteller Malie beeindruckt beim IHK-Sommertreff Der nächste IHK-Treff wird im November 2023 in Schwerin stattfinden. Wirtschaftsregion Westmecklenburg  9 Wirtschaftskompass 09 | 2023

Bilder: „Der Fach- und Arbeitskräftemangel sorgt seit geraumer Zeit in vielen Branchen für eine angespannte Lage. Als in Norddeutschland noch relativ unbekanntes Einzelhandelsunternehmen stehen auch wir diesbezüglich vor enormen Herausforderungen. Die Resonanz auf Stellenanzeigen in Job-Portalen, regionalen Zeitungen und sozialen Medien ist sehr überschaubar. Gibt es Bewerbungen, dann erweisen sich diese oft als mangelhaft bis teilweise ungenügend. Mittlerweile bekommen wir Job-Nachfragen von begeisterten Kunden, welche sich vorstellen können, Teil unseres Teams zu werden. Für ein attraktives Angebot an unsere Mitarbeitenden versuchen wir, Wünschen nach Einsatzzeiten im Rahmen der betrieblichen Erfordernisse zu entsprechen. Das ist ein Beitrag zur Vereinbarkeit von Familie und Arbeit. Zudem bieten wir einige Benefits an.“ Holger Traber, Geschäftsführender Gesellschafter fischer’s LAGERHAUS Schwerin 10  Titelthema Wirtschaftskompass 09 | 2023

Bilder: Barbara Arndt; Winkler/IHK  FISCHER’S LAGERHAUS Das gewisse Extra für ein schönes Zuhause Erinnerungen an einen unvergesslichen Urlaub, Fernweh nach exotischen Ländern, der Wunsch, das eigene Zuhause noch schöner zu gestalten: Wer auf der Suche nach Möbeln, Accessoires und Dekoration ist, wird in fischer’s LAGERHAUS in Schwerin fündig. Handgefertigte Waren und ausgefallene Wohnkultur sind hier auf 1.900 Quadratmetern Verkaufsfläche zu haben. Das Länderprinzip der Warenpräsentation lässt Interessierte schon hier durch Staaten wie Indien, Indonesien, China, Thailand, Nepal, Marokko oder Mexiko reisen und eröffnet ihnen voller Sinneseindrücke die bezaubernden Kulturen. Farbenprächtige Stoffe, handgefertigte Massivholzmöbel, der Duft der fernen Welt und deren Klänge ziehen Kunden in ihren Bann. Auch überraschende Offerten wie Sofas in Form ausrangierter Autos, traditionelle Kleidungsstücke und einige Lektüre zu begleitenden Themen wie Garten, Küche oder Reise & Kultur in den Einkaufsländern gehören zum Portfolio. Sechs Mitarbeitende und Holger Traber als Geschäftsführender Gesellschafter bieten ein einladendes Ambiente im Factory-Design für das in Mecklenburg-Vorpommern einmalige Kauferlebnis. fischer’s LAGERHAUS zählt aktuell 21 Standorte in acht Bundesländern. Das Handelsprinzip basiert auf Handarbeit (immerhin 90 Prozent!), Nachhaltigkeit und fairen Geschäftsbeziehungen. Ein weit verzweigtes Lieferantennetz verbindet mehr als 400 Hersteller von Kunsthandwerk, Produzenten und Exporteure mit fischer’s LAGERHAUS. Zwei Mal im Monat treffen Seecontainerlieferungen ein, welche die Länder- und Themenbereiche immer wieder bereichern. Allein das Ausladen und Dekorieren von bis zu 30 Paletten wöchentlich sei personalintensiv, berichtet der Chef und zeigt sinnbildlich auf eine Buddha-Figur aus Naturstein, die etliche Zentner wiegt. „Da muss man auch jemanden zum Anpacken haben. Es ist nicht leicht, dafür verlässliche und motivierte Menschen zu finden.“ So packt der gebürtige Bayer, der über die Jahre ein echter Nordmensch geworden ist, selbst mit an, kümmert sich als Betriebswirt um die kaufmännischen Belange und entwickelt gern neue Ideen, Schönes ansprechend zu präsentieren. Fernweh bekommt der 49-Jährige dabei nicht. Er genießt das viele Wasser in Schwerin und pendelt regelmäßig nach Schwentinental, wo sich sein zweiter Standort befindet. „Mein Berufsleben begann mit einer Menge Erfahrungen im FMCG-Bereich. In der Lebensmittelindustrie habe ich gut 20 Jahre bei verschiedenen Unternehmen und in diversen Funktionen gearbeitet. Es kam der Punkt, an welchem ich nochmal etwas Anderes in meinem Leben ausprobieren wollte“, blickt Holger Traber zurück. Anfang 2019 entdeckte er fischer’s LAGERHAUS für sich, durchlief eine kompakte Einarbeitung und machte sich auf Standortsuche. „Damit begann ein echtes Abenteuer. Im November 2020 habe ich den Standort in Schwentinental bei Kiel eröffnet – unmittelbar vor dem harten Lockdown.“ Gut ein Jahr später unterschrieb der Unternehmer den Mietvertrag für den ehemaligen HammerMarkt in Schwerin-Medewege. Ukraine-Krieg, Energiekrise – „das fühlte sich wie ein Déjà-vu an.“ Mittlerweile kommen die Kunden und staunen über die unzähligen Dinge, die den Seeweg aus Asien, Nordafrika oder Mittelamerika hinter sich haben und dafür gemacht sind, Freude zu bereiten. Seit April 2023 wird Holger Traber von Christina Rath als Filialleiterin in den administrativen Aufgaben und der Umsetzung von Marketingaktionen unterstützt. Barbara Arndt  Naturmaterial oder Upcycling: Holger Traber und Filialleiterin Christina Rath gestalten mit Herzblut die Länder- und Themenbereiche in fischer’s LAGERHAUS. Titelthema  11 Wirtschaftskompass 09 | 2023

Bild: IHK Jetzt können wieder Ausbildungs- und Praktikumsplätze angeboten, gesucht und gefunden werden. Werben Sie bitte rechtzeitig und langfristig für den Ausbildungsstart, bereits auch für 2024 und 2025! Die IHK-Lehrstellenbörse (www.ihk-lehrstellenboerse.de) ist eine bundesweite Internetplattform und bietet umfangreiche Informationen rund um Ausbildung und Praktika. Unternehmen haben in der IHK-Lehrstellenbörse die Möglichkeit, das Ausbildungsmarketing kostenfrei, langfristig und effektiv zu gestalten, diese kann "rund um die Uhr" genutzt werden für:  Plätze für ein Schülerpraktikum,  freie Ausbildungsplätze, oder  Angebote für das duale Studium. Hinweis für Unternehmen: Bitte halten Sie Ihre Angebote aktuell, um zusätz- lichen Aufwand und Kosten im Unternehmen und bei Bewerbern zu vermeiden. Besetzte Ausbildungsangebote deaktivieren Sie bitte bis zur nächsten Ausschreibung oder stellen diese gleich für das nächste und/oder übernächste Ausbildungsjahr in die IHK-Lehrstellenbörse.  AUSBILDUNGSSTART MIT AZUBI-BOTSCHAFTERN Langfristig bewerben! Noch keine Zugangsdaten? Melden Sie sich bei Niki Laura Vogt unter vogt@schwerin.ihk.de. Bewerben Sie jetzt kostenfrei Ihre Ausbildungsplätze unter www. ihk- lehrstellenboerse.de.  Die IHKs bieten insgesamt fast 150 unterschiedliche Ausbildungsprofile in der dualen Berufsausbildung. Innerhalb der Berufsorientierung nehmen Praktika für Schüler und Schülerinnen oder Ausbildungssuchende eine immer größere Rolle ein. Die IHK-Lehrstellenbörse bietet den Unternehmen ebenso wie den Suchenden die Möglichkeit zur Veröffentlichung und Recherche von Angeboten für ein Praktikum. Nutzen Sie die Möglichkeit in der IHK-Lehrstellenbörse Ihre Praktikumsplätze zu veröffentlichen. Wir geben Ihnen dabei Hilfestellung. Erforderlich ist dafür nur eine kostenlose Registrierung als Nutzer sowie die Login-Daten. Ausbildende Unternehmen können diese Praktikumsangebote selbstständig veröffentlichen in folgenden übergeordneten Ausbildungsbereichen:  Banken und Versicherungen  Baugewerbe und Bergbau  Büro  Dienstleistungen  Druck, Werbung, Medienbranche  Elektrotechnik  Fahrzeugtechnik und Automobilindustrie  Glas-, Keramik- und Schmuckherstellung  Handel  Holzverarbeitung  Hotel- und Gaststättengewerbe  IT-Branche  Labor, Chemie, Physik, Biologie  Leder, Textil, Bekleidung  Metallverarbeitung und Metalltechnik  Nahrungs- und Genussmittelherstellung  Verkehrs- und Transportgewerbe, Logistik In einem Praktikum können Bewerber einen Einblick in die praktische Arbeit im Unternehmen erhalten. Dies ermöglicht realistische Eindrücke für die zukünftigen Fachkräfte. Veröffentlichung von:  Ausbildungsangeboten  dualen Studienangeboten  kombinierter Aus- und Weiterbildung Ausbildungsplatzsuchende haben vielfältige Chancen in der Beruflichen Bildung. Es ist auch möglich, neben einem Ausbildungsberuf weiterführende Ausbildungsangebote, z. B. in Form von Dualen Studiengängen oder kombinierten Aus- und Weiterbildungen zu veröffentlichen. Somit wird eine noch größere Zielgruppe durch die IHK-Lehrstellenbörse direkt angesprochen.  IHK-LEHRSTELLENBÖRSE Angebote für Praktika IHK ZU SCHWERIN Niki Laura Vogt  0385 5103-421 vogt@schwerin.ihk.de 12  Titelthema Wirtschaftskompass 09 | 2023

IHK ZU SCHWERIN Birgit Ahrens  0385 5103-417 ahrens@schwerin.ihk.de Bild: Pixabay  WICHTIGE AUFGABE Fachkräfte braucht das Land! Wie sichert man die vorhandenen und woher bekomme ich neue Fachkräfte? Diese Fragen treiben Politik und Wirtschaft gleichermaßen um. Wie akut auch die Situation in unserem Bundesland ist, zeigt wohl derzeit die gemeinschaftliche Erarbeitung einer Fachkräftestrategie des Landes durch Landesregierung sowie einem Expertenbeirat. Auch die IHK zu Schwerin hat sich seit längerem der Thematik verschrieben und hatte Interessierten am 06.07.2023 im Rahmen einer Veranstaltung zum Thema „Gewinnung ausländischer Fachkräfte aus Drittstaaten“ die Möglichkeit geboten, Informationen zum Fachkräfteeinwanderungsgesetz sowie Handlungsstrategien zu erhalten aber auch mit gleichgesinnten Unternehmern und Experten zum Thema in den Austausch zu treten. Zirka 30 Vertreter aus Unternehmen, Netzwerken und Ministerien berieten zu den Schwerpunkten:  Was bedeutet Fachkräfteeinwanderung und was ist zu beachten? – Überblick über gesetzliche Grundlagen  Vorstellung von Anwerbeprojekten und Unterstützungsmöglichkeiten durch die Bundesagentur für Arbeit  Vorstellung Best Practice Beispiele von Unternehmensvertreter aus der Region) Als Impulsgeben und Gesprächspartner standen Imke Brandt, VSP-Verbund für Soziale Projekte gGmbH und Sven Hinrichsen, Agentur für Arbeit, Regionaldirektion Nord zur Verfügung. Titelthema  13 Wirtschaftskompass 09 | 2023

IHK-Azubiumfrage 2023 Bild: IHK/Winkler In den Monaten April bis Mai 2023 befragten die 15 Industrie- und Handelskammern aus Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, SachsenAnhalt und Thüringen die Auszubildenden des 1. Ausbildungsjahres (2022/20023) zur Berufswahl und zu ihren bisherigen Ausbildungserfahrungen. An der Umfrage beteiligten sich über 4.000 Auszubildende, davon 615 aus Mecklenburg-Vorpommern. Die Umfrage bestätigt auch in diesem Jahr die hohe Zufriedenheit mit der getroffenen Berufsentscheidung. 84 Prozent der Auszubildenden würden die Ausbildung in ihrem Unternehmen uneingeschränkt weiterempfehlen. Jedem 2. Azubi haben Betriebs- praktika und Betriebserkundungen am meisten bei der Berufswahl geholfen. Das praktische Erleben, der persönliche Kontakt zu späteren Ausbildern und die Interaktion in einem "echten" Unternehmen sind durch nichts zu ersetzen. Die größte Rolle bei der Entscheidung für einen Ausbildungsbetrieb spielen nach wie vor Angehörige und das soziale Umfeld der jungen Menschen. Aber auch Internetseiten, Stellenanzeigen in Online-Börsen sowie Social-Media-Kanäle sind wieder von starker Bedeutung für die Suche des Ausbildungsbetriebes. Die seit März 2023 neue, bundesweite IHK-AzubiKampagne „JETZT#KÖNNENLERNEN – Ausbildung macht mehr aus uns“ will jungen Menschen Lust auf Ausbildung machen und Unternehmen beim Werben um ihren Nachwuchs unterstützen. Die Ausbildungsbereitschaft der Unternehmen war einmal mehr ungebrochen hoch. So konnten die drei IHKs in Mecklenburg-Vorpommern per 31.12.2022 mit 4.690 neu eingetragenen Ausbildungsverhältnissen das Vor-Corona-Niveau sogar steigern. Mehr als ein Wermutstropfen allerdings: Langjährig verstetigt hat sich, dass wieder jedes 2. Unternehmen seine Ausbildungsplätze nicht oder nicht vollständig besetzen konnte. „Die Ergebnisse bestätigen damit einmal mehr, dass die Berufsausbildung den Unternehmen auch unter aktuell schwierigen Rahmenbedingungen ein Herzensanliegen ist und sie alles dafür tun, den benötigten Fachkräftenachwuchs selbst auszubilden“, so Dr. Wolfgang Blank, Präsident der IHK Neubrandenburg. „Dafür unterbreiten sie den Schulen und Schülern verstärkt praxisorientierte Berufsorientierungsangebote wie Praktika, Ferienarbeit oder die Entsendung ihrer Ausbildungsbotschafter und stellen sich auf die Wünsche der heranwachsenden Generation Z und neue Maßnahmen der Mitarbeiterbindung ein“. Klaus-Jürgen Strupp, Präsident der IHK zu Rostock, ergänzt: „Die Beweggründe der Azubis, eine Ausbildung zu machen zeigen, dass eine qualitativ gute Ausbildung mehr ist als nur die "kleine Schwester" des Studiums. Ein gutes Betriebsklima, ein unmittelbarer Einstieg in die Praxis und Karriere- und Aufstiegschancen wurden den Ausbildungsbetrieben bescheinigt. Mit unserer bundesweiten IHK-Ausbildungskampagne wollen wir genau das zeigen: dass Ausbildung Spaß macht und dass man mit ihr wachsen kann.“ Die Unternehmen in Westmecklenburg bieten eine außerordentliche Breite an unterschiedlichen Ausbildungsprofilen und freuen sich auf interessierte 14  Titelthema Wirtschaftskompass 09 | 2023

Bewerber. Auch die Berufsberater der Industrie- und Handelskammer stehen für "Last-Minute-Angebote" gerne beratend zur Verfügung. "Für die Planungssicherheit in den Unternehmen rufen wir die Jugendlichen auf, möglichst zeitnah einen Ausbildungsvertrag einzugehen, damit der Start in das Berufsleben gelingen kann", so der Präsident der IHK zu Schwerin, Matthias Belke.  ERGEBNISSE UND ZAHLEN IM ÜBERBLICK  1. Mit 72 Prozent der Auszubildenden gaben gleich viel wie 2022 an, ihren Wunschberuf zu erlernen. Wie im Vorjahr ist auffällig, dass ein „Wunschberuf“ oft gar nicht existierte. Hier ist sicher festzustellen, dass es an vielen – auch schulisch organisierten – Initiativen und Möglichkeiten mangelte, unterschiedliche Branchen- und Berufserfahrungen zu machen. Für 78 Prozent der Befragten ist es wie im Vorjahr die erste Ausbildung. Rund jeder 4. hat bereits eine Ausbildung, ein Studium oder beides abgeschlossen oder abgebrochen. Die IHKs halten hier die entsprechenden Beratungsangebote – auch für Universitäten und Hochschulen – mit dem Ziel vor, einen unmittelbaren und möglichst anrechenbaren Anschluss zu finden.  2. Praktika waren für jeden 2. Auszubildenden das mit Abstand hilfreichste Berufsorientierungsangebot. Der „Corona-Einbruch“ von 25 Prozent konnte immer noch nicht aufgeholt werden, da der befragte Jahrgang noch stark von nicht stattgefundenen Schülerpraktika betroffen war. Gemeinsam mit allen Ausbildungspartnern ist deshalb das Jahr 2023 zum „Jahr des Praktikums“ ausgerufen worden. Auch außerhalb der Schülerpraktika lassen die Betriebe über den Sommern Schnupperpraktika zu. Jeder 3. Azubis griff bei der Recherche zu passenden Betrieben und Berufen zudem auf Medieninformationen aus Online-Recherchen oder sozialen Netzwerken zu, da diese Informationsquellen stets verfügbar sind. Eine betriebliche Website ohne Ausbildungsinfos – das ist im Jahr 2023 undenkbar.  3. Nach wie vor werden die meisten Auszubildenden (60 Prozent) durch ihr direktes Umfeld (Eltern/ Verwandte und Freunde/Bekannte) auf ihren Ausbildungsbetrieb oder den gewählten Ausbildungsberuf aufmerksam. Die Initiative der IHKs in MV zur Zusammenarbeit mit dem Landeselternrat und den Kreiselternräten im Rahmen der 2022 abgeschlossenen Zusammenarbeitsvereinbarung soll Eltern hier durch neue Beratungsangebote und Infomaterial („Eltern- spickzettel“, Elternabende) helfen, gute berufliche Ratgeber zu sein. Erfreulich: Das Beratungsangebot der Agenturen für Arbeit wurde wieder besser in Anspruch genommen. Jeder 4. gab an, dies genutzt zu haben.  4. Schnell zu sein, lohnt sich, doch die Unternehmen mussten diesmal etwas länger auf Bewerbungen warten. Knapp 30 Prozent der Jugendlichen und jungen Erwachsenen bewarben sich schon vor dem Halbjahreszeugnis für die im Sommer beginnende Berufsausbildung. Die Hälfte der Azubis startete den Bewerbungsprozess erst ab April 2022 und diesmal sogar jeder vierte Azubi erst ab Juli 2022! Was ist gut? Spätstarter bekommen stets ihre Chance! Was ist schlecht? Die Unsicherheit bei den Unternehmen zur Besetzung ihrer Ausbildungsplätze wächst. Auf der anderen Seite haben Dreiviertel der Unternehmen den gesamten Rekrutierungsprozess von Bewerbung bis Ausbildungsvertrag in zwei Monaten abgeschlossen.  5. Ein Großteil der Befragten (66 Prozent) musste nur ein bis fünf Bewerbungen versenden, um den gewünschten Ausbildungsplatz zu erhalten. Damit mussten noch einmal weniger Bewerbungen für die Wunsch-Ausbildungsstelle versandt werden.  6. Ausbildungsinteressierte (70 Prozent) finden häufig das passende Angebot in der Nähe zum Wohnort. 30 Prozent der Auszubildenden haben für die Aufnahme der Berufsausbildung jedoch den Wohnort gewechselt. Dies sind wiederum mehr als im Durchschnitt der ostdeutschen Bundesländer (83 Prozent). Ähnlich sieht das Bild für den Berufsschulbesuch aus: Auch hier müssen aufgrund der großen Entfernung 29 Prozent am Schulstandort einen Wohnheimplatz oder eine andere Unterkunft mieten (neue Bundesländer 20 Prozent).  7. Lange Fahrzeiten zur Berufsschule sind nach wie vor ein großes Thema und müssen im Fokus der Öffentlichkeit bleiben. 40 Prozent der Azubis sind länger als 60 Minuten zur Berufsschule unterwegs. Berufsschulnähe ist ein klar signalisiertes Attraktivitätsmerkmal für eine ausgewählte Ausbildungsstelle. Das durch das Land zusätzlich bezuschusste Azubiticket/Deutschlandticket hilft nach wie vor nur dort, wo der ÖPNV auch funktioniert. Für die Gleichbehandlung der Azubis muss diese Lücke noch geschlossen werden.  8. Insgesamt 84 Prozent der Auszubildenden würden ihren Ausbildungsbetrieb weiterempfehlen. Dabei schätzen fast alle Jugendlichen und jungen Erwachsenen (90 Prozent) besonders das gute Betriebsklima, das gute Verhältnis zum Ausbildenden (90 Prozent) sowie zum Vorjahr noch besser die guten Karriere- und Aufstiegschancen (95 Prozent).  9. Veränderungen zeigten uns die Auszubildenden bei der Nutzung von Social Media an: Facebook hat seine Bedeutung in der Zielgruppe verloren. Hauptsächlich genutzt sind Instagram und Youtube. TikTok hat stark aufgeholt. Die Unternehmen müssen darauf achten, hier gefunden zu werden. In ihrer Mitmach-Ausbildungskampagne setzen die Industrie- und Handelskammern deshalb auf diese Informationsmedien. Neun Auszubildende berichten in kleinen Tik-Tok-Videos regelmäßig zu ihrem Ausbildungsalltag, geben Tipps, beantworten Fragen und sind mit den Bewerbern „auf Augenhöhe“. IHK ZU SCHWERIN Peter Todt  0385 5103-401 todt@schwerin.ihk.de Bild: IHK Titelthema  15 Wirtschaftskompass 09 | 2023

Bild: Pixabay BEMENTEE MV Britta Weyer weyer@bwmv.de Die Stimmung in der Aula der Ostsee-Schule Wismar ist familiär und geschäftig. Kurz vor 18:00 Uhr suchen sich die Eltern und einige Lehrkräfte der Schule ihren Platz vor den heutigen Expertinnen und Experten der Beruflichen Orientierung: Niki Laura Vogt (IHK zu Schwerin) und Philipp Kühn (Handwerkskammer Schwerin). Sie gestalten dieses Modul der bementeeQualifizierung für Elternmentorinnen und Elternmentoren und sprechen zielgruppennah und alltagstauglich über das duale Ausbildungssystem und die vielfältigen Möglichkeiten, die MV jungen Schulabgängern bietet, die hierbleiben, lernen und arbeiten wollen. Beide Referenten gehen ihrer Arbeit sichtlich mit Passion nach und schon bald springt der Funke über: Die Eltern erzählen von den Herausforderungen mit ihren Kindern, stellen Fragen und staunen über die vielen neuen Chancen, von denen sie noch nie gehört haben, weil früher bei der Berufswahl eben doch alles anders war, sich der Arbeitsmarkt komplett verändert hat und sich die Möglichkeiten potenziert haben.  MODELLPROJEKT FÜR MV Bereits zum 4. Mal ist das bementee-Team an der Ostsee-Schule Wismar. Wie einige andere Schulen ist diese Schule Teil des Modell-Projekts, weil sich die Lehrerinnen und Lehrer die Bedeutung von Eltern für die Berufliche Orientierung der Schülerinnen und Schüler zunutze machen möchten – für den Aufbau einer gelungenen Elterneinbindung und als Unterstützung der Jugendlichen bei der Berufswahl. Schon lange weiß man aus Umfragen, dass Eltern die Hauptansprechpartner für ihre Kinder in der Frage der Berufswahl sind und direkt oder indirekt erheblichen Einfluss auf die Entscheidung ihrer Kinder nehmen. Direkt, indem sie in Gesprächen Vorschläge machen, Ratschläge geben, Fragen stellen und Antworten geben. Aber auch indirekt, indem sie sagen, was ihre Kinder unbedingt werden sollen: sie sollen den Betrieb der Eltern übernehmen (möchten aber gar nicht), sie sollen unbedingt Anwältin oder Arzt werden (und studieren lieber Philosophie) oder haben Angst, ihre Kinder könnten im Wunschberuf Nachteile erleben (was den Kindern vielleicht sogar bewusst aber erstmal egal ist). Gleichzeitig gibt es eine hohe Anzahl an unbesetzten Ausbildungsstellen, Ausbildungsabbrüchen und allerorts gibt es ein reges Interesse an Auszubildenden und an Fachkräften in fast allen Branchen. Das Projekt bementee MV nutzt den bedeutenden Einfluss der Eltern. Grundlage des Projekts ist die Methode des Mentorings: Eine Gruppe engagierter Eltern wird mit einer Workshop-Reihe in Beruflicher Orientierung fit gemacht. Umgesetzt wird das Mentoring dann z. B. im Rahmen eines themenbezogenen Elterncafés. Für die teilnehmenden Schulen liegt der Nutzen auf der Hand: Die Einbindung der Eltern in die Berufliche Orientierung wird auf lange Sicht zu einer Entlastung der Lehrerinnen und Lehrer und zu einer gelungenen Partizipation von Eltern am schulischen Leben führen. Für die Schülerinnen und Schüler bedeuten informierte und zugewandte Eltern eine verlässliche Begleitung bei einer der ersten großen Lebensentscheidungen.  BERUFLICHE ORIENTIERUNG bementee MV – ein Mentoringprojekt für Eltern 16  Titelthema Wirtschaftskompass 09 | 2023

Titelthema  17 Wirtschaftskompass 09 | 2023 www.ihk-lehrstellenboerse.de

Bild: AdobeStock Die Industrie- und Handelskammer zu Schwerin und die Handwerkskammer Schwerin haben eine gemeinsame Bilanz zur ersten Hälfte des Wirtschaftsjahres 2023 gezogen. Die enormen Unsicherheiten belasten die Wirtschaft auch weiterhin. Die Konjunkturumfragen von IHK und HWK für das Frühjahr 2023 zeigen, dass die größten Befürchtungen der Wirtschaft nicht eingetreten sind. Die jeweiligen Konjunkturindizes der beiden Kammern konnten im Vergleich zum Herbst 2022 Boden gut machen und liegen damit insgesamt wieder im tendenziell positiven Bereich.  RISIKOLAST BLEIBT HOCH Eine tiefgreifende Rezession ist bisher ausgeblieben. Doch die deutlich gestiegenen Kosten für Energie und Rohstoffe schlagen sich auf die Wettbewerbsfähigkeit und Investitionsfähigkeit der Unternehmen nieder. Im Handwerk betrifft das vor allem das Nahrungsmittelhandwerk sowie das Bauhandwerk. Letztere sind zusammen mit dem Bauhauptgewerbe besonders von den Auswirkungen der steigenden Zinsen konfrontiert. Eine nachlassende Inlandsnachfrage setzt den stark gebeutelten stationären Einzelhandel weiter zu. Für die Wirtschaft in Westmecklenburg bleibt die wirtschaftliche Lage daher angespannt. Besonders der anhaltende ungewisse Ausblick sorgt weiterhin für Unsicherheiten bei Planung und Investitionen.  PRAGMATISMUS MUSS DAS POLITISCHE HANDELN BESTIMMEN Die Forderungen der Wirtschaft Westmecklenburgs sind klar. Dazu gehört auch, die Bürokratie spürbar abzubauen und keine weiteren Hürden zu schaffen. Die Politik darf aus Sicht der Wirtschaft auch nicht die kleineren und mittleren Betriebe aus dem Blick verlieren. Denn sie stellen die wirtschaftlich erfolgreiche Basis des gesellschaftlichen Wohlstands dar. Gemeinsam forderten die Spitzen von Industrie- und Handelskammer und Handwerkskammer Schwerin in einem gemeinsamen Pressestatement Ende Juni ein vorausschauendes, an der unternehmerischen Realität orientiertes Handeln der politisch Verantwortlichen in Bund und Land. Wohlstand und gute Lebensbedingungen für eine breite Bevölkerung ist nur mit einer gesunden wirtschaftlichen Basis zu leisten.  KONJUNKTURELLE ENTWICKLUNG Wirtschaft zieht Zwischenbilanz IHK ZU SCHWERIN Marco Woldt  0385 5103-207 woldt@schwerin.ihk.de 18  Standortpolitik Wirtschaftskompass 09 | 2023

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