IHK-Magazin "Wirtschaftskompass", Ausgabe 12/2023

Bilder: Rubrik  1 Wirtschaftskompass 12 | 2023 Magazin der IHK zu Schwerin 12 | 2023 DER ENERGIEWENDE EINEN SCHRITT VORAUS Henry Forster, Geschäftsführer IAG - Ihlenberger Abfallentsorgungsgesellschaft mbH Bölkow-Technologiepreis 2023 34 MV-Wirtschaftsdelegationsreise 38 Pflichten bei der Geldwäscheprävention 42 WIKO Wirtschaftskompass Westmecklenburg

Bilder: 2  Rubrik Wirtschaftskompass 12 | 2023 Ganz einfach jederzeit über bis zu 100.000 Euro frei verfügen. Welchen Herausforderungen Sie sich auch gegenübersehen, VR Smart flexibel bietet Ihnen die finanzielle Flexibilität, auf alles zu reagieren, was kommen mag. Mehr erfahren Sie unter vr-smart-finanz.de/flexibel +Kreditrahmen von 5.000 bis 100.000 Euro +Entscheidung innerhalb weniger Minuten +Auszahlung i. d. R. innerhalb von 24 Stunden +Anfrage mit nur vier Finanzkennzahlen +Flexibel bleiben ohne Zusatzkosten mit Ratenpause, vorzeitiger Ablöse, Laufzeitverlängerung und Zusatzliquidität Optimistisch nach vorne schauen. Mit VR Smart flexibel – dem Unternehmerkredit. Test in „€uro am Sonntag“, Ausgabe 35/2023. Im Test zehn Institute, vier davon mit Konditionen „TOP“ oder besser.

Bilder: Rubrik  3 Wirtschaftspolitik ist vielfältig! Bild: info@paperheroes.de IHK Direkt 0385 5103 111 Der schnelle Weg zur IHK. Ein Blick auf die aktuellen Daten zur wirtschaftlichen Entwicklung ist ernüchternd. Der bundesdeutsche Wirtschaftsmotor stottert. Corona-Pandemie, Energiekrise, Lieferkettenprobleme, Arbeits- und Fachkräfte, schleppende Digitalisierung sind nur eine Auswahl an Hemmnissen, die der Wirtschaft die notwendige Luft zum Atmen nehmen. Hinzu kommen auch klassische Hemmnisse: Das „Gespenst“ Bürokratieabbau geistert seit vielen Jahren durch die Amtsstuben. Deren aktiver Abbau wurde immer wieder vollmundig vertagt. Es muss endlich ein spürbarer Ruck durch die Amtsstuben des Bundes bis in die Kommunen gehen. Den sprichwörtlichen Dienst nach Vorschrift, die Auslegung immer längerer und komplizierterer Paragrafen, können wir uns nicht mehr leisten. Statt Abbau haben wir einen Zubau neuer Regelungen. Nahezu jedes Detail wird wortgewaltig geregelt. Am Ende soll die sogenannte Verwaltung dann alles gerichtsfest in möglichst kurzer Zeit prüfen und bescheiden. Demgegenüber stehen aus Sicht der Wirtschaft ein coronabedingter Personalausfall, lethargische Genehmigungsbehörden, fehlende Digitalisierungen zur Erleichterung von Verwaltungsabläufen. Untätigkeitsklagen bei den Gerichten sind ein deutliches Signal! Ein aktuell brennendes Thema sind die Energiepreise. Bereits jetzt sind für viele Betriebe die Netznutzungsentgelte wirtschaftlich bedrohend. Ab Januar des kommenden Jahres wird die Kostenschraube bei diesen Entgelten noch weiter angezogen. Ein Plus von über 30 Prozent in einigen Netzgebieten führt zu einem noch weiteren Anstieg. Hier ist endlich eine bundesweite solidarische Wälzung unabdingbar. Dieser Teil der Energiepolitik ist auch aktive Industrie- und Wirtschaftspolitik! Der Bundesgesetzgeber scheint dies erkannt zu haben. Immerhin soll es zum Aufbau des Wasserstoffkernnetzes ein bundesweit einheitliches Entgelt geben. Was hier gilt und durch den Bundeszuschuss zum Übertragungsnetz praktiziert wird, muss endlich auch für den Nieder- und Mittelspannungsbereich gelten. Ein Abwarten führt zur schleichenden Deindustrialisierung. Wer in die Wirtschaft hinein hört, bekommt den geballten Unmut zu spüren: Hier vor Ort erzeugen wir erhebliche Mengen an erneuerbaren Energien, leiten diesen Überschussstrom, wenn denn die Leitungskapazitäten ausreichen, an mehr als 350 Tagen im Jahr ab und bezahlen dafür die bundesweit höchsten Strompreise. Bei der Realisierung aller beantragten Investitionsvorhaben wird der Anteil abgeleiteter Energien weiter steigen, und mit ihnen auch die Netznutzungsentgelte. Mit der Industriestrategie MV 2030 wurde die Vision eines zukunftsfähigen nachhaltigen (Wirtschafts-) Industriestandortes formuliert: Nachhaltig auf dem Weg zur Klimaneutralität, untersetzt mit ausformulierten politischen Handlungsempfehlungen. Die seinerzeit formulierten Ziele sind auch heute noch hochaktuell. Es reicht jedoch nicht aus, hier nur den Strom zu produzieren. Der Grünstrom muss umgewandelt, gespeichert und auch verwendet werden. Die notwendige regionale Sektorenkopplung hier vor Ort ist der Schlüssel einer zukunftsorientierten Mobilitäts- und Wärmewende. Regionale Strompartnerschaften in den Versorgungsgebieten können für die Steigerung des Industrie- und Gewerbestandortes MV sorgen. Die Wirtschaft erwartet ein schnelles Anpacken und die Umsetzung der vielen gemeinsam formulierten Handlungsempfehlungen. Nur eine Umsetzung der Handlungsempfehlungen, wird zu einer nachhaltigen Stärkung des Wirtschaftsstandortes Mecklenburg-Vorpommern führen. Matthias Belke Präsident der IHK zu Schwerin Editorial Das „Gespenst“ Bürokratieabbau geistert seit vielen Jahren durch die Amtsstuben. Deren aktiver Abbau wurde immer wieder wortgewaltig vertagt. Wirtschaftskompass 12 | 2023

 TITELTHEMA 08 Eine gute Standortpolitik ist die beste Industriepolitik 10 Verpasste Chance 12 Finanzierung für Industriebetriebe 14 Maritimer Zulieferer stellt sich neu auf 15 Kritik aus der Wirtschaft 16 EGGER stärkt Standort Wismar 18 Evolution der Energiepreise 19 Bund verabschiedet Beschleunigungsgesetze 20 Der Energiewende einen Schritt voraus 21 Industrieberuf mit Perspektive 22 Nachfolger suchen Unternehmen 23 Transformation der Produktion  AUS- & WEITERBILDUNG 24 Ausbildungsstart 2023 in Zahlen 25 Übersicht der neuen und neu geordneten Ausbildungsberufe 26 Berufliche Weiterbildung 27 Weiterbildung zahlt sich aus 28 Die IHK-Weiterbildungsberatung 28 IHK-Arbeitskreis Bildung 29 Hygiene muss man lernen 30 Suche nach Arbeitskräften 31 Integrative Erfolgsgeschichte  INNOVATION & UMWELT 32 Zum Mond und zurück 32 LEADER-Förderung 2024 34 Bölkow-Technologiepreis 2023 34 Förderrichtlinie veröffentlicht 36 MAKEathon 37 G3-Grüne Gewerbegebiete  INTERNATIONAL 37 Elektronische Carnets 38 MV-Wirtschaftsdelegationsreise 40 Licht und Schatten im internationalen Geschäft 41 Abschaffung der Industriezölle ab 2024 41 Brasilianischer Botschafter zu Gast  RECHT & STEUERN 42 Pflichten bei der Geldwäscheprävention 43 Änderung der Wahlordnung beschlossen 44 Verjährungsfristen 2022 46 IHK-Preis "Unternehmen in Verantwortung 2024" 47 Prüfungstermin 48 Amtliche Bekanntmachungen 24 31  INTEGRATIVE ERFOLGSGESCHICHTE Christian Petersen, Direktor des Hotel Speicher am Ziegelsee, hat Integration zu einem Kernaspekt seines Unternehmens gemacht.  AUSBILDUNGSSTART 2023 IN ZAHLEN In den IHK-Ausbildungsunternehmen Westmecklenburgs wurden 1.261 neue Ausbildungsverträge geschlossen. Inhalt 4  Inhalt Wirtschaftskompass 12 | 2023

10  VERPASSTE CHANCE Soll die industrielle Produktion in Deutschland noch lohnenswert sein, ist ein umgehendes Handeln mit zukunftsorientierten Maßnahmen dringend erforderlich.  LICHT UND SCHATTEN IM INTERNATIONALEN GESCHÄFT Die deutschen Unternehmen spüren nach einer aktuellen Umfrage der Auslandshandelskammern (AHKs) auch an ihren internationalen Standorten eine insgesamt abgekühlte Konjunktur.  EGGER STÄRKT STANDORT WISMAR Das Unternehmen investiert gegenwärtig etwa 80 Millionen Euro in eine hochmoderne Bindemittelanlage für die EcoBox für den modularen Wohnungsbau. 16 40 Inhalt  5 Wirtschaftskompass 12 | 2023

zum Jahresende wird in der Regel Bilanz gezogen aber auch der Blick in die Zukunft gerichtet. Was ist gut gelaufen, was eher schlecht? Welche Herausforderungen stehen in den kommenden Monaten an, welche Erwartungen haben wir und welche Ziele wollen wir erreichen? Es wird unter den gegebenen Umständen nicht einfacher, Unternehmerin oder auch Unternehmer zu sein. Viele zusätzliche Belastungen sind der Wirtschaft in den letzten Monaten auferlegt worden, neue Hemmnisse und Hürden sind entstanden. Zahlreiche politische Entscheidungen haben dazu beigetragen, die Belastungen auf die Unternehmen anwachsen zu lassen. Mit den exorbitant angestiegenen Energiepreisen erleben wir eine rezessive Phase, die durch inflationäre Preisgestaltungen insgesamt gekennzeichnet ist. Darüber hinaus ist der Kampf um Arbeitskräfte zu einer zentralen Aufgabe geworden. Der Anstieg des Mindestlohnes und ein zusätzlicher Feiertag, die Erhöhung der Maut und letztlich auch das neue Vergaberecht tragen nicht gerade zu einer wirtschaftsfreundlichen Politik bei. Dennoch halten Sie alle die Maschine unter Dampf! Aus diesen Gründen möchten wir uns bei Ihnen für Ihr unternehmerisches und auch ehrenamtliches Engagement herzlich bedanken. Die Wirtschaft ist der Motor der Gesellschaft! Hier werden die Werte geschaffen, hier engagieren sich viele Unternehmerinnen und Unternehmer auch auf vielen anderen Gebieten! Ob sozial, karitativ, kulturell oder auch im sportlichen Bereich, ohne die Unterstützung von Unternehmen geht es nicht. Unternehmerinnen und Unternehmer sind es gewohnt, Verantwortung im eigenen Betrieb, für die Mitarbeiter, aber eben auch für die gesamte Gesellschaft zu übernehmen. Dies ist nicht hoch genug zu würdigen! Unternehmer zu sein, ist eben immer mit ganz besonderen Eigenschaften verbunden. Dazu gehört auch ein hohes Maß an Selbstdisziplin, Durchsetzungsvermögen, Leistungsbereitschaft und ein solides fachliches Wissen, Scharfsinnigkeit und Verantwortungsbewusstsein. Aber zuweilen helfen auch Glück und Erfolg. Deshalb verbinden wir unsere Weihnachtsgrüße an Sie gerne mit dem Wunsch für ein glückliches und erfolgreiches Geschäftsjahr 2024! Ihre Industrie- und Handelskammer zu Schwerin Matthias Belke Siegbert Eisenach Präsident Hauptgeschäftsführer Wir wünschen Ihnen, Ihren Familien und den Mitarbeitern erholsame Stunden, Gesundheit und vor allem etwas Zeit für sich selbst. Bild: Pixabay 6  Wirtschaftsregion Westmecklenburg Liebe Unternehmerinnen und Unternehmer, Wirtschaftskompass 12 | 2023

Einfach mal Klartext reden, diese Gelegenheit nutzten beim Klöntörn im Sternberger Hotel Dreiwasser wieder über 30 Unternehmerinnen und Unternehmer. Bei der lebhaften und durchaus kontroversen Debatte schlackerten sicher das ein oder andere Mal die Ohren, doch zeigte die Veranstaltung einmal wieder: Wer einmal Klartext reden kann, geht mit einem positiven Gefühl nach Hause. Als Gesprächspartner standen IHK-Präsident Matthias Belke und IHK-Hauptgeschäftsführer Siegbert Eisenach sowie Sternbergs stellvertretender Bürgermeister Olaf Steinberg wie auch die Bundestagsabgeordnete Simone Borchardt zur Verfügung. Jana Bohne, Citymanagerin in Sternberg, gab in ihren Impuls Einblick in die Entwicklung der Sternberger Innenstadt, in der es zwar Neueröffnungen aber auch viele Geschäftsschließungen gibt. Viele Themen wurden in der sehr lebhaften Diskussion angesprochen, doch zeigte sich schnell ein roter Faden. Immer wieder kritisierten die Teilnehmer die mangelnde Demut der Politik beim Umgang mit Steuergeldern, welche von den Unternehmen erwirtschaftet werden. Auch die hohen Belastungen durch die Bürokratie kritisierten die Teilnehmer mit vielen Beispielen und kamen dabei besonders auf die kommunale Ebene zu sprechen. Ob Schildersatzungen, Kurtaxen und mangelnde Erreichbarkeiten – die Diskussion zeigte, dass es mittlerweile auf beiden Seiten an Verständnis füreinander fehlt. IHK-Präsident fasste die Bürokratiediskussion mit zwei Kernsätzen zusammen „Wir haben uns bürokratisch und mit Prozessen totgelaufen!“ und „Das Land braucht eine Rosskur.“ Weitere wichtige Diskussionsthemen beim Klöntörn waren die Aspekte Migration und Arbeitskräftequalifizierung sowie die kommende Mauterhöhung.  KLÖNTÖRN IN STERNBERG Es brodelt ... Germany Trade & Invest (GTAI) ist die Außenwirtschaftsagentur des Bundes und zudem die zentrale Anlaufstelle für alle Fragen deutscher Unternehmen zum Exportgeschäft. Kernaufgaben sind neben der Exportförderung die Anwerbung und Beratung ausländischer Investoren und die Imagestärkung des deutschen Standortes. Der Fokus liegt dabei auch immer auf den Regionen im Strukturwandel sowie auf vom Kohleausstieg betroffene Gebiete. Vor diesem Hintergrund lud die IHK zu Schwerin Anfang November die neue Geschäftsführerin der GTAI, Julia Braune, zu einem Gespräch in das Ludwig- Bölkow-Haus ein. Hauptgeschäftsführer Siegbert Eisenach nutzte die Gelegenheit, die Region Westmecklenburg sowohl als Wirtschafts- als auch als Ansiedlungsstandort vorzustellen. Ein Gesprächsschwerpunkt war die aktuelle Herausforderung der Unternehmen im Land bei dem Thema wettbewerbsfähige Produktionsprozesse. Aber auch die Potenziale der Region im Ansiedlungs- und Logistikbereich wurden konkret besprochen. Besonders beeindruckt war Frau Braune vom Status Quo vor Ort bei den sog. Grünen Gewerbegebieten. Hierzu gab es einen tiefgründigen Austausch. Bundeswirtschaftsförderin zu Gesprächen in der IHK Bilder: IHK Wirtschaftsregion Westmecklenburg  7 IHK ZU SCHWERIN Manuel Zirm  0385 5103-143 zirm@schwerin.ihk.de Wirtschaftskompass 12 | 2023

Am 23.09.1998 öffneten sich das erste Mal die Türen des Schlosspark-Centers in Schwerin. Damals noch umstritten, hat es sich heute fest im Herzen der Landeshauptstadt etabliert und bietet 120 Geschäfte in hellem, freundlichem Ambiente. Das 25. Jubiläum wurde gebührend gefeiert. Vom 23.09. bis 01.10. boten das Center und seine Mieter zahlreiche Aktionen, die viele Schweriner und Besucher in die Innenstadt lockten. Den Höhepunkt bildete der feierliche Anschnitt der Geburtstagstorte am 30. September. So viele Besucher waren an diesem Tag im Center, dass die Gratulanten zwischen den Auftritten des HeleneFischer-Doubles und der Ausgabe der Tortenstücke an die Besucher kaum Gelegenheit fanden, Centermanager Peter Regler und seinen Vorgängern persönlich zu gratulieren. Die gesamte Innenstadt war an diesem Tag gut besucht, denn zeitgleich fanden in Schwerin die ersten Venezianischen Tage statt. Mit beeindruckenden Kostümen zogen zahlreiche Karnevalisten durch die Innenstadt. Besucher konnten eine Gondelfahrt auf dem Burgsee buchen oder beim Bummel durch die Innenstadt einfach das venezianische Flair genießen. Ernährungsminister Cem Özdemir hatte ein Werbeverbot für Süßigkeiten im Umfeld von TV-Kindersendungen vorgeschlagen. Der Vorschlag wird von vielen Seiten heiß diskutiert. Bei der Agrarministerkonferenz im September in Kiel trat nun der Dissens der Länder offen zutage. Die LZ Lebensmittel Zeitung berichtet darüber. So haben die Länder Brandenburg, Bremen, Hamburg, Hessen, Niedersachsen, Saarland und Sachsen zu Protokoll geben, „dass Werbebeschränkungen ein wichtiger Teil eines umfassenden Maßnahmenbündels aus verhältnis- und verhaltenspräventiven Ansätzen sein sollen.“ Dagegen bezeichnen weitere vier Bundesländer das Werbeverbot in einer Protokollnotiz als „nicht zielführend.“ In Mecklenburg-Vorpommern ist das Ministerium für Justiz, Gleichstellung und Verbraucherschutz MV für dieses Thema verantwortlich. Ministerin Jacqueline Bernhardt äußerte sich dazu gegenüber dem IHK-Wirtschaftskompass: „Als Verbraucherschutzministerin und Mutter kann ich die Bestrebungen für eine gesündere Ernährung von Kindern nur unterstützen. Ein Verbot für an Kinder und Jugendliche gerichtete Werbung für Lebensmittel mit hohem Zucker-, Fett- und Salzgehalt war bereits auf der Verbraucherschutzministerkonferenz im Jahr 2022 ein Thema. Dabei sprach sich Verbraucherschutzministerkonferenz deutlich für die Einführung eines solchen Verbots aus. Ich habe diesen Beschluss unterstützt. Eine freiwillige Zuckerreduktion hatte nicht den gewünschten Effekt. Bei alldem darf ein Werbeverbot aber auch nicht darüber hinwegtäuschen, dass aus meiner Sicht vor allem die Eltern und Erziehungsberechtigten gefragt sind. Denn auch ihnen sollte die gesunde Ernährung ihrer Kinder ein Herzensanliegen sein. Ich unterstütze daher auch viele Initiativen hier im Land. Denn gesunde Kinder sind unsere Zukunft.“  KONTROVERS DISKUTIERT Werbeverbot für Süßigkeiten Impressionen vom Centergeburtstag unter www.schlosspark-center.de/centergeburtstag Impressionen von den Venezianischen Tagen: www.schwerinvenedigdesnordens.de/  25 JAHRE SCHLOSSPARK-CENTER SCHWERIN Lebendige Innenstadt Bilder: Schlosspark-Center; Pixabay 8  Wirtschaftsregion Westmecklenburg IHK ZU SCHWERIN Henner Willnow  0385 5103-312 willnow@schwerin.ihk.de  SONNTAGSÖFFNUNG Heiligabend geschlossen In diesem Jahr fällt der 24. Dezember auf einen Sonntag. Nach Auskunft des Wirtschaftsministeriums müssen damit viele Geschäfte geschlossen bleiben, die ansonsten am 24. Dezember zumindest stundenweise öffnen durften. Wer seinen Liebsten zum Weihnachtsfest mit einem Geschenk eine Freude bereiten möchte, sollte sich in diesem Jahr also nicht auf den Last-Minute-Einkauf am Heiligabend verlassen, sondern schon zu Beginn des Advents nach passenden Aufmerksamkeiten Ausschau halten. Wirtschaftskompass 12 | 2023

Bild: BMP; Privat Von A wie „Angewandte Informatik“ bis Z wie „Zoologie“ – so war die nächtliche Entdeckungsreise durch Schwerin: Am 21. Oktober 2023 fand in Schwerin die bereits achte "Nacht des Wissens" statt und bot über das ganze Stadtgebiet vielfältige Angebote für Besucher jeden Alters. Die 29 teilnehmenden Partnerinstitutionen arrangierten an 30 Standorten Angebote mit einem breiten Spektrum an Wissensgebieten, das die Neugier und Interessen der Besucher auf vielfältige Weise ansprach. Mit über 150 spannenden Mitmachaktionen, beeindruckenden Experimenten, wissenschaftlichen Projekten, Ausstellungen, Führungen, Vorträgen und anregenden Diskussionen wurde für jeden Geschmack etwas geboten. Die Vielfalt der Altersgruppen unter den rund 3.500 Besuchern verdeutlichte, dass es in Schwerin für Jung und Alt Spannendes zu entdecken gibt. Auch bei HANS BODE Innovative Büroelektronik GmbH gab es wieder viel zum Thema 3-D- Druck zu sehen, Schlüsselanhänger und Figuren zu drucken und künstlerisch zu bearbeiten.  HOHE TEILNAHME Die "Nacht des Wissens" in Schwerin hat sich mittlerweile zu einem festen Bestandteil des Veranstaltungskalenders der Stadt entwickelt. Sie fördert nicht nur die Wissbegierde und Bildung, sondern stärkt auch die Gemeinschaft und den kulturellen Austausch in Schwerin. Darüber hinaus gibt sie den Partnerinstitutionen die Möglichkeit, ihre Arbeit einer breiten Öffentlichkeit vorzustellen. Die Teilnahme an der 8. Nacht des Wissens in Schwerin übertraf die des Vorjahres und unterstrich das große Interesse an Bildung und Wissen in der Region. Interessierte Institutionen und Betriebe können im Herbst 2024 gerne wieder oder auch erstmals bei der 9. Nacht des Wissens teilnehmen. 1993 gründete Bernd-Michael Jörß das Unternehmen in Hamburg. Mit dem Umzug des Firmensitzes nach Parchim im Jahr 1995 begann die Lohnfertigung von Medizinproduktion. Bekannt ist BMP zum Beispiel für die Herstellung von Tabletten zur Gebissreinigung, die für Unternehmen aus den unterschiedlichsten Ländern hergestellt werden. Dabei passt BMP das Produkt und die Verpackung immer an die individuellen Wünsche des Kunden an. Ein wichtiger Meilenstein in der Erfolgsgeschichte des Unternehmens war die Übernahme des größten Kunden im Bereich der Gebissreinigung, Helago. Im Jahr 2000 wurde das Portfolio dann um Nahrungsergänzungsmittel erweitert. Besonders stolz sind die beiden Geschäftsführer BerndMichael Jörß und Ingo Küster auf die Auszeichnung mit dem „Familiensiegel für familienfreundliche Unternehmen“ des Landkreises Ludwigslust-Parchim. Bei den Re-Zertifizierungen erhält das Unternehmen regelmäßig Bestnoten. Zwar spürt das Unternehmen auch die zunehmende Konkurrenz um Arbeits- und Fachkräfte. Die guten Rahmenbedingungen für die Mitarbeitenden führen gleichwohl zu überdurchschnittlichen Verweilquoten in der Belegschaft trotz Schichtarbeit. Die Produkte des Unternehmens werden weltweit in 27 Länder verkauft. Neue Projekte sind bereits in Vorbereitung. In den vergangenen Jahren hat das Unternehmen sieben Millionen Euro in einen Standort investiert, um seine Kapazitäten zu erweitern und die Produktionsstätten zu modernisieren. Zuletzt ist im Jahr 2023 die neue Fertigungshalle für BMP Oral Care fertiggestellt worden. Nach Aussage der Geschäftsführer sind damit die Weichen für weiteres Wachstum gestellt worden. Ihr Erfolgsrezept: Sie erkennen Trends und passen ihre Produkte den Wünschen der Kunden an.  VIEL RESONANZ Nacht des Wissens  WEITER AUF WACHSTUMSKURS 30 Jahre BMP Production GmbH Wirtschaftsregion Westmecklenburg  9  IHK-Geschäftsbereichsleiterin Stefanie Richter beglückwünschte die beiden BMP-Geschäftsführer. Wirtschaftskompass 12 | 2023

In seiner kürzlich vorgestellten Industriestrategie bekräftigt Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck die Bedeutung der Industrie – vom industriellen Mittelstand bis zur Großindustrie. Das "Netzwerk Industrie" als enger Verbund von Herstellern, Zulieferern und Dienstleistern prägt den Standort Deutschland und trägt maßgeblich zur gesamtwirtschaftlichen Entwicklung hierzulande bei. Die aktuelle Konjunkturumfrage der IHK-Organisationen zeigt jedoch, dass die Industrie derzeit nicht mehr die tragende Säule der Konjunktur ist. Nicht nur die aktuelle Lageeinschätzung fällt bei den Industriebetrieben deutlich schlechter aus als in der Gesamtwirtschaft. Auch die in der Vorumfrage schon trüben Erwartungen für die nächsten zwölf Monate haben sich weiter verdüstert.  RISIKEN NEHMEN ZU Fehlende Impulse aus dem Inland, eine schleppende Weltkonjunktur, hohe Energie- und Rohstoffpreise, steigende Arbeitskosten, der Fachkräftemangel sowie eine überbordende Bürokratie machen der Branche enorm zu schaffen. Was die bundesweiten Befragungsergebnisse zeigen, gilt auch für Mecklenburg-Vorpommern. Das Industriepolitische Konzept MV 2030, welche von Wirtschaft, Verwaltung und Politik gemeinsam vor der letzten Landtagswahl erarbeitet wurde, zeigt zehn klar definierte Handlungsfelder auf. Diese sind untersetzt mit über 140 Handlungsempfehlungen, um die damals formulierte Vision des wachsenden Industriestandortes zu erreichen.  ENTLASTUNGEN NÖTIG – VON A BIS Z Die Industriestrategie des Bundes kommt zu einem Zeitpunkt, wo eine alarmierende konjunkturelle Entwicklung auf wachsende strukturelle Defizite am Standort Deutschland trifft. Sie formuliert einen klaren Auftrag und nimmt die Politik in die Pflicht, schnell zu handeln. Dabei ist nicht allein das Wirtschaftsministerium gefragt. Vielmehr ist der Schulterschluss mit anderen Bereichen der Politik Voraussetzung dafür, dass sich die Rahmenbedingungen hierzulande tatsächlich verbessern. Richtschnur dafür sollte die Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit der Betriebe sein. Das bedeutet vor allem eine geringere Regelungsdichte für unternehmerische Entscheidungen: Von A wie Abbau von Bürokratie und Regulierung über U wie Unternehmenssteuerreform bis Z wie Zuwanderung qualifizierter Fachkräfte.  INDUSTRIESTRATEGIE UMSETZEN Gelingt es, die strukturellen Defizite zu verringern, kann dies auch konjunkturell einen neuen Aufschwung geben. Gleiches gilt für die Industriestrategie des Landes Mecklenburg- Vorpommern. Klare und erkennbare Ansätze zur Umsetzung der vielen Teilbereiche der Industriestrategie? Fehlanzeige! Der Ausbau der Erneuerbaren Energien verläuft schleppend bei weiterhin hohen Preisen. Die Vorteile der Erzeugung vor Ort: Ebenfalls Fehlanzeige. Werbung für den grünen Industriestandort ist noch nicht angekommen. Die Mobilität von morgen heute oder besser gestern angehen? Einige wenige kommunale Aktivitäten wie ein Rufbus-System gibt es. Eine landesweite Strategie ist dies nicht. Grüne und autonome Mobilität erfordert deutlich mehr. Die Landes-Industriestrategie hat auch hierzu Handlungsempfehlungen formuliert.  OHNE ENERGIE KEINE INDUSTRIE! Das Energieangebot ist zu gering, die Energiepreise sind für alle Betriebe zu hoch und für höchst energieintensive Unternehmen längst nicht mehr wettbewerbsfähig. Die Verfügbarkeit von Energie zu annehmbaren Preisen ist der entscheidende Standortfaktor auch für Mecklenburg-Vorpommern. Diese Probleme beschreibt die Bundesstrategie treffend. In der Landesindustriestrategie gab es bereits 2019 klare Formulierungen mit Handlungsempfehlungen hierzu. Die Netznutzungsentgelte in den Bereichen Nieder- und Mittelspannung sind im Nordosten bereits jetzt nicht mehr wettbewerbsfähig. Und der bereits Mitte Oktober dieses Jahres durch viele Netzbetreiber angekündigte Anstieg lässt erahnen, welche Auswirkungen dies auf die Standortattraktivität haben wird.  INDUSTRIESTRATEGIE Eine gute Standortpolitik ist die beste Industriepolitik Bild: info@paperheroes.de 10  Titelthema Wirtschaftskompass 12 | 2023

 WACHSTUMSCHANCENGESETZ NUTZEN Die Ausweitung des Energieangebots – vor allem im Bereich der erneuerbaren Energien – insbesondere durch Strom-Partnerschaften wurde bereits damals gefordert und muss schnellstens angegangen werden. Die Umsetzung kann über Investitionszuschüsse und eine Netzentgeltabsenkung für grüne Stromlieferverträge (PPA) beschleunigt werden. Mit einer entsprechenden Ergänzung im Wachstumschancengesetz, das aktuell beraten wird, ließe sich dies schnell umsetzen. Je geringer die Wege der Leitungsnutzung desto höher muss der Vorteil für alle Beteiligten sein! Norddeutschland muss sich hier deutlich einbringen um den Industriestandort nachhaltig zu stärken.  GERECHTE KOSTENTEILUNG Gleiches gilt für die längst überfällige bundesweite Wälzung der Netznutzungsentgelte. Der Unterschied zwischen urbanem und ländlichem Raum in Mecklenburg- Vorpommern und erst Recht zwischen Nordostdeutschland und Südwestdeutschland ist gewaltig. Nahezu 25 Prozent der Kosten je Kilowattstunde Strom entfallen auf die Nutzung der Netze hier vor Ort. Eine Senkung der Stromsteuer und die Übernahme verbleibender Abgaben und Umlagen in den Bundeshaushalt würden zudem den Strom in der Breite der Wirtschaft bezahlbarer machen.  INGANGSETZUNG WASSERSTOFFHOCHLAUF Das Thema Wasserstoff hat sich seit dem Ausbruch des Krieges in der Ukraine dynamisch entwickelt. Wasserstoff ist eine Schlüsseltechnologie für die Klimaneutralität der Wirtschaft denn dies ist eine der wenigen Alternativen zu fossilem Gas, in der Mobilität und insbesondere in Produktionsbereichen, die sehr hohe Temperaturen erfordern. Der von Fachleuten prognostizierte Markthochlauf zeichnet sich ab. Im Bereich der Mobilität sind bereits batterieelektrische bzw. Wasserstoff-Brennstoffzellen-LKWs im Einsatz und für nächstes Jahr schon serienreife LKW am Markt zu erwarten mit Reichweiten > 1.000 KM. Schienenfahrzeuge sind seit langem serienreif und werden in diversen Bundesländern bereits im ÖPNV eingesetzt.  DEKARBONISIERUNG EIN MUSS Beförderungsleistungen werden in den norddeutschen Nachbarländern mit dem Ziel einer CO-2-Neutralität ausgeschrieben. Sowohl die Grundstoffindustrie, der energieintensive Mittelstand als auch andere Bereiche der Wirtschaft müssen im Fokus stehen zur Defossilisierung ihrer Prozesse. An das Gasverteilungsnetz sind bundesweit rund 1,8 Millionen industrielle und gewerbliche Endverbraucher angeschlossen. Um den Industriestandort Deutschland und Mecklenburg-Vorpommern klimaneutral und zukunftsfähig zu machen, muss das Verteilnetz daher in die zukünftige Wasserstoffinfrastruktur integriert werden.  ENTSCHLOSSENE UMSETZUNG NÖTIG Damit die Versorgung mit Wasserstoff als Gasersatz zu einer echten Alternative werden kann, brauchen die Betriebe rasch Klarheit über eine regionale Erzeugungs-, Speicherungs- und Importstrategie. Der notwendige Infrastrukturausbau mit einem Wasserstoffkernnetz darf nicht an den Bedürfnissen der regionalen Wirtschaft vorbeigehen. Es muss der regionale Bedarf vieler klein- und mittelständischer Unternehmen zum Ersatz fossiler Energien abgesichert werden durch ein regionales Wasserstoffverteilnetz. Ist das Kernnetz erst in der finalen Planung und Umsetzung, können spätere Wünsche zum regionalen Ausbau schwerlich erfolgen. Den hier erzeugten Grünstrom umwandeln, speichern, verwenden. Die notwendige Sektorenkopplung ist der Schlüssel einer zukunftsorientierten Mobilitäts- und Wärmewende. In den Kapiteln 3 ff des Industriepolitischen Konzeptes MV 2030 sind zahlreiche Handlungsempfehlungen formuliert, die es gilt, gestern, heute und morgen in die Umsetzung zu bringen. IHK ZU SCHWERIN Klaus Uwe Scheifler  0385 5103-301 scheifler@schwerin.ihk.de IHK ZU SCHWERIN Dr. Dorothee Wetzig  0385 5103-307 wetzig@schwerin.ihk.de Industrieland MV 2030 - Industriepolitisches Konzept, abrufbar unter www.ihk.de/schwerin Dok. Nr.: 5158298 Titelthema  11 Wirtschaftskompass 12 | 2023

Bilder:  INDUSTRIESTRATEGIE DES BUNDES Verpasste Chance 12  Titelthema Wirtschaftskompass 12 | 2023

Bilder: Titelthema  13 Am 24.10.2023 hat das Bundesministerium Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) seine Industriestrategie vorgestellt. Die bisherige Industriestrategie wurde 2019 von der Vorgängerregierung unter Minister Altmaier veröffentlicht: Weitblickend als Nationale Industriestrategie 2030. Die aktuelle Industriestrategie vermeidet diesen Zeithorizont. Die aktuellen Problemlagen erlauben einzig ein schnellstes Handeln. Sie wurde aber erforderlich vor dem Hintergrund der Energiekrise 2022 sowie der Lieferkettenproblematik und deren erhebliche Auswirkungen auf den Industriestandort Deutschland. Soll die industrielle Produktion in Deutschland noch lohnenswert sein, ist ein umgehendes Handeln mit zukunftsorientierten Maßnahmen dringend erforderlich. Die öffentliche Reduktion der Debatte auf den Industriestrompreis reicht bei weitem nicht. Zu vielschichtig sind die aktuellen und künftigen Herausforderungen: Energiepreise, Rohstoffverfügbarkeit, Lieferketten, Fachkräfteproblematik und Digitalisierung sowie der dringend erforderliche Abbau bürokratischer Hemmnisse sind dabei zentrale Aspekte.  RESSORTÜBERGREIFENDES HANDELN WICHTIG Minister Robert Habeck liefert mit seiner Industriestrategie nunmehr einen sehr umfassenden Diskussionsbeitrag. Leider ist die Strategie bislang nicht in der Regierung abgestimmt. Angesichts der aktuellen schwierigen Situation und der absehbaren Herausforderungen wäre das aus Sicht der Unternehmen jedoch unbedingt erforderlich gewesen. Denn die Zeit drängt. Schnelles Handeln tut not. Stattdessen steht infrage, was wie und ab wann wirklich von dem umgesetzt wird, was das BMWK formuliert hat.  WERTSCHÄTZUNG FÜR INDUSTRIE Immerhin: Das BMWK hebt die zentrale Bedeutung der Industrie hervor. Neben der ökonomischen Bedeutung der Primärwertschöpfung trägt die Industrie entscheidend zum sozialen Zusammenhalt der Gesellschaft bei. Die Industrie ist nicht nur Arbeitgeber und Auftraggeber für viele Bereiche der Wirtschaft. Sie liefert einen unerlässlichen Beitrag zum gesellschaftlichen Zusammenhalt. Das BMWK bietet eine sehr umfassende Analyse der aktuellen Herausforderungen. Das klare Bekenntnis zum Industriestandort Deutschland, zum industriellen Mittelstand ebenso wie zur Groß- und zur energieintensiven Grundstoffindustrie fehlt aber. Die seit Ausbruch der Corona-Pandemie und der unmittelbar anschließenden Energiekrise schwierige wirtschaftliche Situation macht es aus Sicht der Unternehmen erforderlich, neben der Klimapolitik, Maßnahmen für eine bessere Wirtschaftsentwicklung klar zu priorisieren. Und das betrifft alle Industrieunternehmen, nicht nur die oftmals zitierten Großverbraucher!  KONSEQUENZ FEHLT Hier bedarf es insofern dringend einer Neujustierung. Dem wird das vorgelegte Papier jedoch kaum gerecht. An verschiedenen Stellen gibt es deutliche Formulierungen zum Bürokratieabbau. Diese Linie verfolgt das Papier aber nicht konsequent. Mit seinen vielen Vorgaben und Auflagen steckt es hier sogar voller Widersprüche. Den Unternehmen erkennbare Perspektiven der Wirtschaftspolitik aufzeigen, einen klaren Fahrplan und Verlässlichkeit, vor allem aber mehr Freiraum, um die für ihre Herausforderungen notwendigen Anpassungen effizient angehen zu können.  EUROPA IM BLICK Die deutsche Industrie muss sich weiterhin im weltweiten Wettbewerb bewähren können. Deshalb muss eine Strategie neben dem deutschen und dem europäischen Binnenmarkt unmittelbar die Weltmärkte mit im Blick behalten. Mit dem Hinweis auf eine strategische Industriepolitik in der Zeitenwende und der notwendigen europäischen Ausrichtung ist es nicht getan. Der von der EU ausgerufene Green Deal muss sich in eine strategische Industriepolitik einpassen und notfalls nachjustiert werden. Die notwendige Stärkung der Standortbedingungen darf nicht zu einem Subventionswettbewerb der Energiepreise der Mitgliedsstaaten der EU führen. Vielmehr muss sich das BMWK fragen, wie die Energiesicherheit und Preisgünstigkeit am hiesigen Standort und im Energielieferungsverbund mit den EU-Staaten zukunftsorientiert gestaltet werden kann.  AMPEL MUSS LIEFERN Langatmige Diskussionen sägen am Fundament der Industrie. Im Mittelpunkt steht die Industrie in der Breite, auch alle klein- und mittelständische Unternehmen, der Mittelstand. Die zweite Halbzeit der Ampelregierung wird herausfordernd und muss schnell Ergebnisse liefern: Planungs- und Genehmigungsbeschleunigungen, Digitalisierung aller Prozesse im Verwaltungsverkehr und ein radikaler Abbau bürokratischer Hemmnisse.  DEFIZITE ZÜGIG ABBAUEN Lippenbekenntnisse hierzu hört die Wirtschaft seit vielen Jahren und wird mit immer neuen Vorschriften konfrontiert. In der Vergangenheit verschleppte Verschlankungen und auch die offenkundigen Defizite im Infrastrukturausbau sind zentrale Ansatzpunkte, schnell sowie zielorientiert und mit Hochdruck zu arbeiten! Verzögerungen oder gar zusätzliche Belastungen würden das Fundament der deutschen Industrie untergraben. Eine Industriestrategie des BMWK, die vieles Richtige aufführt, aber keine zügige Umsetzung zeigt, wäre eine verfehlte Strategie. Dazu gehört auch, dass die Bildung von Energiepartnerschaften weiterverfolgt und zügig neue Handelsverträge zwischen Europa und Mercosur abgeschlossen werden. Bild: Pixabay IHK ZU SCHWERIN Klaus Uwe Scheifler  0385 5103-301 scheifler@schwerin.ihk.de Wirtschaftskompass 12 | 2023

Grafiken: KFW Das Produktangebot der staatlichen Förderbank KfW beinhaltet neben allgemeinen Finanzierungsprogrammen für Gründer und etablierte Unternehmen auch spezifische Angebote für Produktionsunternehmen  KFW-ENERGIEEFFIZIENZPROGRAMM - PRODUKTIONSANLAGEN/-PROZESSE Das KfW-Energieeffizienzprogramm unterstützt Energieeffizienzmaßnahmen im Bereich Produktionsanlagen/- prozesse gewerblicher Unternehmen mit zinsgünstigen Darlehen. Gefördert werden alle Investitionsmaßnahmen, die eine Energieeinsparung von mindestens 10 Prozent erzielen, beispielsweise in den Bereichen:  Maschinen/ Anlagen/ Prozesstechnik  Druckluft/ Vakuum/ Absaugtechnik  Elektrische Antriebe/ Pumpen  Prozesswärme  Prozesskälte, Kühlhäuser, Kühlräume  Wärmerückgewinnung/Abwärmenutzung (für Produktionsprozesse)  Mess-, Regel- und Steuerungstechnik  Informations- und Kommunikationstechnik  Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen. Modernisierungsinvestitionen müssen zu einer spezifischen Endenergieeinsparung von mindestens 10 Prozent gemessen am Durchschnittsverbrauch der letzten 3 Jahre führen. Bei Änderung der Produktionskapazität muss die Berechnung bezogen auf die Kapazität vor Durchführung der Maßnahme erfolgen. Bei Neuinvestitionen ist eine spezifische Endenergieeinsparung von mindestens 10 Prozent gegenüber dem Branchendurchschnitt zu erreichen. Die Einsparung durch die Investitionsmaßnahme ist bei Antragsstellung durch das Unternehmen oder einen Energieberater zu ermitteln. Die Berechnung kann beispielsweise über Herstellernachweise und Produktdatenblätter erfolgen. Ferner können in Verbindung mit einer förderungswürdigen betrieblichen Energieeinsparinvestition Aufwendungen für die Planungs- und Umsetzungsbegleitung sowie für Energiemanagementsysteme gefördert werden. Die KfW kann je Vorhaben bis zu einer Höhe von 25 Mio. Euro und bis zu 100 Prozent der Investition finanzieren. Antragsteller können zwischen Laufzeiten von zwei, fünf, zehn und 20 Jahren wählen, wobei Tilgungsfreijahre zwischen ein und drei Jahren gewährt werden. Der Zinssatz orientiert sich an der Entwicklung des Kapitalmarktes und wird am Tag der Zusage festgesetzt.   ENERGIE- UND RESSOURCENEFFIZIENZ UND PROZESSWÄRME AUS ERNEUERBAREN ENERGIEN Das Förderprodukt "Bundesförderung für Energie- und Ressourceneffizienz in der Wirtschaft – Kredit" (EEW) unterstützt investive Maßnahmen, die zu einer Minderung des Energie- und Ressourcenbedarfs sowie zur Reduzierung der Kohlendioxid-Emissionen in Deutschland führen, durch zinsgünstige Kredite der KfW in Verbindung mit attraktiven Tilgungszuschüssen aus Mitteln des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz. Vorhaben, die die Förderbedingungen dieses Produkts erfüllen, fördert das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz alternativ auch über einen reinen Investitionszuschuss. Die Antragstellung für den Investitionszuschuss erfolgt über das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (Informationen unter: www.bafa.de)  ANGEBOTE DER KFW Finanzierung für Industriebetriebe BUNDESFÖRDERUNG FÜR ENERGIE- UND RESSOURCENEFFIZIENZ I.D.W. (295) Überblick über die Bestandteile der EEW und die Durchführer 14  Titelthema Wirtschaftskompass 12 | 2023

Bild: AdobeStock  ZU DEN FÖRDERFÄHIGEN VORHABEN ZÄHLEN Modul 1: Querschnittstechnologien: Gefördert werden investive Einzelmaßnahmen zur Erhöhung der Energieeffizienz durch den Einsatz von hocheffizienten und am Markt verfügbaren Technologien. Förderfähig sind Investitionen zum Ersatz oder zur Erstbeschaffung von hocheffizienten Aggregaten für die industrielle und gewerbliche Anwendung auf dem Betriebsgelände. (Elektrische Motoren, Antriebe, elektrisch angetriebene Pumpen, Ventilatoren, Drucklufterzeuger sowie deren übergeordnete Steuerung, Wärmeübertrager für die Abwärmenutzung beziehungsweise Wärmerückgewinnung, Thermische Isolierung / Wärmedämmung von industriellen Anlagen beziehungsweise Anlagenteilen Modul 2: Prozesswärmeerzeugung aus erneuerbaren Energien Modul 3: Mess-, Steuer- und Regelungstechnik, Sensorik und Energiemanagement-Software Modul 4: Energie- und Ressourcenbezogene Optimierung von Anlagen und Prozessen Modul 5: Transformationskonzepte (Beantragung nur über Projektträger des Förderwettbewerbs VDI/VDE-Innovation + Technik GmbH) Modul 6: Elektrifizierung von Kleinst- und kleinen Unternehmen Gefördert werden folgende investive Maßnahmen zur Elektrifizierung von Kleinst- und kleinen Unternehmen: Austausch von Bestandsanlagen, die mit Erdgas, Kohle oder fossilem Öl (Mineralöl), oder mit aus Erdgas, fossilem Öl (Mineralöl) oder Kohle gewonnenen Energieträgern betrieben werden durch elektrisch zu betreibende Neuanlagen, Umrüstung von Anlagen, die mit Erdgas, Kohle oder fossilem Öl (Mineralöl), oder mit aus Erdgas, fossilem Öl (Mineralöl) oder Kohle gewonnenen Energieträgern betrieben werden, so dass diese mit elektrischer Energie zu betreiben sind Umfassende technische Details zu den Fördervoraussetzungen sind im entsprechenden KfW-Merkblatt formuliert. Die KfW kann je Vorhaben bis zu einer Höhe von 25 Mio. Euro und bis zu 100 Prozent der Investition finanzieren. Antragsteller können zwischen Laufzeiten von fünf, zehn und 20 Jahren wählen, wobei Tilgungsfreijahre zwischen ein und drei Jahren gewährt werden. Der Zinssatz orientiert sich an der Entwicklung des Kapitalmarktes und wird am Tag der Zusage festgesetzt. TILGUNGSZUSCHÜSSE Nach Prüfung des Antrags wird im Falle einer Zusage die maximale Höhe des Tilgungszuschusses auf Basis der für die Maßnahme geplanten und im Kreditantrag bezifferten Investitions(mehr)kosten bestimmt. Im Falle einer Förderung über Modul 4 wird bei der Ermittlung der maximalen Höhe des Tilgungszuschusses außerdem das ermittelte CO2-Einsparpotenzial berücksichtigt. BUNDESFÖRDERUNG FÜR ENERGIE- UND RESSOURCENEFFIZIENZ I.D.W. (295) (Tilgungs) -zuschuss IHK ZU SCHWERIN Frank Witt  0385 5103-306 witt@schwerin.ihk.de Titelthema  15 Wirtschaftskompass 12 | 2023

Nach der Insolvenz der MV WERFTEN Gruppe stehen viele Zulieferunternehmen vor großen Herausforderungen. Die Friesland-Kabel GmbH hält dennoch an ihrem Standort in Wismar fest und stellt sich mit neuer Unternehmensstrategie für die Zukunft auf. Im Küstenland Mecklenburg-Vorpommern kommt der maritimen Wirtschaft eine bedeutende Rolle zu. Hierzu zählen der Schiffbau, die Offshorebranche, die produzierenden, dienstleistenden und ingenieurtechnischen Zulieferunternehmen, Hafenbetriebe, Schifffahrts- und Fischereiunternehmen sowie der maritime Tourismus- und Bildungssektor. Schätzungsweise erwirtschafteten im Jahr 2019 die mehr als 2.000 maritimen Betriebe im Land mit mehr als 37.500 Beschäftigten bei einem Umsatz von etwa 6,6 Milliarden Euro eine Wertschöpfung von 2,5 Milliarden Euro. Das geht aus einer Studie der IHK zu Rostock hervor.  MARKTFÜHRER IN DEUTSCHLAND Ein Unternehmen der maritimen Wirtschaft, welches zur regionalen Wertschöpfung in Westmecklenburg beiträgt, ist die Friesland-Kabel GmbH. Das 2007 gegründete Unternehmen Friesland-Kabel GmbH ist Spezialist, wenn es um Kabel und Leitungen für Einsatzgebiete auf Schiffen, im Offshore- und Standardbereich geht. Auch die Fertigung von Kabeln nach speziellen Kundenwünschen gehört zum Portfolio. Das Unternehmen beliefert namhafte Werften und Elektroinstallationsbetriebe hauptsächlich in Deutschland, aber auch in Europa, Asien und Südamerika. Die Friesland-Kabel GmbH ist auf den Vertrieb und FullserviceLogistikleistungen spezialisiert und verfügt über das größte Schiffskabellager in Deutschland.  LOGISTIKZENTRUM IN WISMAR Im Dezember 2018 übernahm die aus dem Saarland stammende Klaus Faber AG, eine der größten europäischen Kabeldistributoren, das bis zu dem Zeitpunkt inhabergeführte Unternehmen Friesland-Kabel. 2019 entstand in der Hansestadt Wismar eine Niederlassung, vor allem um dem wachsenden Bedarf der MV WERFTEN-Standorte in Wismar, Warnemünde und Stralsund zu entsprechen. Auf Basis eines umfassenden Rahmenvertrages mit MV Werften wurde in Wismar ein Logistikzentrum aufgebaut. Bis dahin wurden die Werftstandorte aus dem Logistikzentrum in Lüneburg beliefert.  WERFTEN BRECHEN WEG Die Insolvenz der MV WERFTEN Gruppe stellte viele Zuliefererfirmen in Mecklenburg- Vorpommern vor große Herausforderungen. Auch die Friesland-Kabel GmbH musste ihre Pläne anpassen, als sie einen der größten Einzelkunden verlor, und u. a. einen geplanten Neubau auf dem zweiten Betriebsgelände in Wismar verschieben. Dennoch hält der Kabelhändler am Standort Wismar fest.  NEUE PERSPEKTIVEN Denn nach Übernahme des Werftstandortes durch ThyssenKrupp Marine Systems GmbH (TKMS) und der Ansiedlung des Marinearsenals in Rostock-Warnemünde haben sich neue Perspektiven eröffnet. Auch wenn sich dies bisher noch nicht im Auftragseingang niederschlägt, geben weitere Interessensbekundungen für den Küstenstandort Mecklenburg- Vorpommern Anlass zur Hoffnung, dass die maritime Wirtschaft im Land wiederaufleben wird. So prüfen der niederländische Stahlbauer Smulders und der norwegische Schiffbauer Fosen Yard Ansiedlungen in Rostock und Stralsund.  INTERNATIONALISIERUNG UND PRODUKTERWEITERUNG Vor diesem Hintergrund hat die Friesland- Kabel GmbH ihre Unternehmensstrategie angepasst und das vorhandene Produktportfolio in den Kernsegmenten Schiffskabel zivil und militärisch und On-/Offshore Kabel erweitert. So bietet das Unternehmen in Zusammenarbeit mit der Prysmian Gruppe, dem größten Kabelhersteller der Welt, nun auch militärische Schiffskabel nach VG Norm an. Zudem wird die Friesland-Kabel GmbH zukünftig verstärkt den internationalen Markt adressieren.  PERSONELLE VERSTÄRKUNG Dafür hat sich der deutsche Marktführer im Bereich der Schiffskabel personell verstärkt: Mit Yvonne Kroscky konnte das Unternehmen eine neue Mitarbeiterin gewinnen, die über langjährige internationale Vertriebserfahrung bei einer deutschen Werft, der Zulieferindustrie und einem Kabelhersteller verfügt. „Wir arbeiten seit Langem sehr intensiv und erfolgreich mit Werften und Elektroinstallationsbetrieben im deutschen Raum zusammen – diese Zusammenarbeit bauen wir kontinuierlich aus. Um unser erfolgreiches Konzept weiter skalieren zu können, konzentrieren wir uns zukünftig vermehrt auf den internationalen Markt. Wir sind überzeugt davon, dass unsere jahrzehntelange Erfahrung in der maritimen Branche in Deutschland auch über die Ländergrenzen hinaus gewinnbringend für unsere Partner eingesetzt werden kann. Zusätzlich wird uns die Expertise von Frau Kroscky im internationalen maritimen Marktumfeld bereichern und ich freue mich auf die Zusammenarbeit“, so Malte Witowski, Geschäftsführer der Friesland-Kabel GmbH.  FRIESLAND-KABEL GMBH Maritimer Zulieferer stellt sich neu auf  Malte Witowski  Yvonne Kroscky Bilder: Friesland-Kabel GmbH IHK ZU SCHWERIN Klaus Uwe Scheifler  0385 5103-301 scheifler@schwerin.ihk.de 16  Titelthema Wirtschaftskompass 12 | 2023

Bereits im Gesetzgebungsverfahren haben sich die Industrie- und Handelskammern und die Handwerkskammern gemeinsam mit der ABST MV klar positioniert. Die rein politisch motivierte Einführung von Tariftreueregelungen in das Vergaberecht schadet der Wirtschaft und wird nicht zum Bürokratieabbau beitragen. Das Ziel, möglichst viele Unternehmen aus der Region an öffentlichen Aufträgen partizipieren zu lassen, kann so nicht erreicht werden. Die heimische Wirtschaft, zu großen Teilen bestehend aus Kleinen und Kleinstunternehmen wird sich noch weniger an Vergabeverfahren beteiligen.  FALSCHES INSTRUMENT Vergaberecht ist Wettbewerbsrecht und daher freizuhalten von vergabefremden Zielen. Es soll einen fairen und offenen Wettbewerb gewährleisten. Wichtige Ziele sind Transparenz, Gleichbehandlung und Mittelstandsförderung. Öffentliche Gelder sollen so effizient wie möglich eingesetzt werden.  UNNÖTIGER AUFBAU VON BÜROKRATIE In Zeiten von Fachkräftemangel und in vielen Wirtschaftszweigen übertariflicher Vergütung schafft man zu Lasten aller an Vergabeverfahren beteiligten Unternehmen, Kommunen, Ämtern und Behörden ein bürokratisches Monstrum. Die von der Landesregierung bereitgestellten Tarifdaten nach Branchen enthalten aktuell 90 mehrseitige Einträge mit Entgeltgruppen, Regelarbeitszeiten, Urlaubsansprüchen usw. für Arbeitnehmer und Auszubildende. Die bereits umfangreichen Vergabeunterlagen werden inhaltlich noch anspruchsvoller.  BENACHTEILIGUNG VON KMU Es ist daher anzunehmen, dass die Beteiligung kleiner und mittlerer Unternehmen an öffentlichen Aufträgen drastisch einbrechen wird. Allein der administrative Mehraufwand wird Unternehmen von einer Beteiligung an Vergabeverfahren abhalten. Die Kosten des durch die Tariftreue steigenden Verwaltungsaufwandes stehen in keinem Verhältnis zum Ertrag. Viel zu häufig ist der Preis das einzige Zuschlagskriterium.  EFFEKTIVITÄT FRAGLICH Verkannt wird auch, dass den Beschäftigten nur für die Zeiten tarifliche Vergütung zu gewähren ist, in denen sie an der Ausführung öffentlicher Aufträge beteiligt sind. Die übrigen Zeiten der Beschäftigung sind nicht von dieser Verpflichtung erfasst. Der Wahlspruch: „Nur wer gute Löhne zahlt, soll auch öffentliche Aufträge erhalten!“ stimmt somit nicht.  IMMENSER VERWALTUNGSAUFWAND Unbeachtet blieb auch das Argument der übermäßigen Belastung der Personalverwaltung in Unternehmen. Es ist zu dokumentieren, welche Mitarbeiter, zu welchen Zeiten an der Ausführung öffentlicher Aufträge beteiligt waren. Zur Prüfung der Einhaltung der Tariftreueregelungen in den Unternehmen müssen die Abrechnungsunterlagen in teils geschwärzter Form vorgelegt werden.  NEUE PRÜFBEHÖRDE IM SAARLAND Da die Überprüfung durch die Vergabestellen weder personell noch fachlich zu leisten sein wird, ist die Tariftreue im Vergaberecht ein zahnloser Tiger. Zur Überwachung der Einhaltung der Tariftreueregelungen wird der Aufbau eines kostenintensiven Kontrollsystems notwendig werden. Ein mahnendes Beispiel ist der Aufbau eines Kontrollsystems zur Prüfung der Tariftreue im Saarland. Dort sind allein acht Mitarbeiter in Vollzeit mit der Prüfung der von Unternehmen einzureichenden Unterlagen befasst.  TARIFTREUE- UND VERGABEGESETZ MV Kritik aus der Wirtschaft Von der Vision zum Projekt. 3000 Referenzen Wir beraten Sie gern persönlich. Dipl.-Ing. Fr. Bartram GmbH & Co. KG Ziegeleistraße · 24594 Hohenwestedt Tel. +49 (0) 4871 778-0 Fax +49 (0) 4871 778-105 info@bartram-bausystem.de MITGLIED GÜTEGEMEINSCHAFT BETON im Industrie- und Gewerbebau WWW.BARTRAM-BAUSYSTEM.DE über Das individuelle Bau-System Entwurf und Planung Eigenes Fertigteilwerk Festpreis Fixtermin 50 Jahre Erfahrung Alles aus einer Hand BBS_AZ_2023_09793_IHK_SH_58x185_RZ_2023-10-05_AS.indd 1 05.10.23 08:43 Anzeigen im WIKO Telefon: 0385 760 520 Fax: 0385 760 52 60 anzeigen@maxpress.de www.maxpress.de ABST MV E.V. Lars Wiedemann  0385 61738110 wiedemann@abst-mv.de Titelthema  17 Wirtschaftskompass 12 | 2023

Die EGGER Holzwerkstoffe Wismar GmbH & Co. KG am Standort Wismar gehört zur EGGER-Gruppe und ist einer der modernsten Holzwerkstoffproduktionsstandorte in Europa. Nun bringt EGGER die EcoBox für den modularen Wohnungsbau auf den Markt. Seit 1999 sorgt das Familienunternehmen für sichere Arbeitsplätze in der Hansestadt. Mit rund 1000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern werden Produkte für den Innenausbau und Baubereich gefertigt. Dazu gehört die Produktion von EGGER OSB Platten wie auch die Faserplattenproduktion für die Produktreihe DHF. Zudem werden hochdichte Faserplatten (HDF) zu Laminatböden veredelt. Die Produktionskapazität des Werkes Wismar liegt bei ca. 800.000 m³ Holzwerkstoffen sowie 210.000 t Leime und Tränkharze. Im Geschäftsjahr 2022/2023 erzielte die EGGER- Gruppe einen konsolidierten Umsatz von rund 4,45 Mrd. Euro.  HOCHTECHNOLOGISIERTE LEIMPRODUKTION Immer wieder hat EGGER in den Standort Wismar investiert, so dass die Gesamtinvestitionen am Haffeld inzwischen eine hohe dreistellige Millionensumme erreicht haben. So investiert das Unternehmen gegenwärtig etwa 80 Millionen in eine hochmoderne Bindemittelanlage, die als die fortschrittlichste ihrer Art weltweit gilt. Mit den neuen Anlagen sollen Bindemittel für die Holzwerkstoffproduktion und Tränkharze für die Veredlung von Fußbodenlaminat für die gesamte EGGER- Gruppe produziert werden. Es wurde eine gesonderte Gleisanbindung gebaut, damit die Leimprodukte per Schiene zu den anderen deutschen EGGER - Standorten sowie zum polnischen Schwesterwerk transportiert werden können. Noch im Jahr 2023 werden die ersten Inbetriebnahmen erwartet. Nach dem Vollausbau wird die Anlage ihre Kapazitäten verdoppeln können. Die geplante Leimfabrik wird mit grünem Strom betrieben, um die CO2-Emissionen möglichst gering zu halten. Darüber hinaus wird die Prozessabwärme der Anlage für das Gesamtwerk genutzt, um eine effiziente Nutzung der Ressourcen zu erreichen.  INNOVATIONSSTANDORT WISMAR EGGER hat in Wismar beachtliche Kapazitäten für Forschung und Entwicklung aufgebaut. Ein Ergebnis daraus ist das neue Produkt EcoBox. Es handelt sich dabei um ein Wandelement mit Hohlraum, wodurch im Vergleich weniger Holz als bei Massivholzprodukten verarbeitet wird. Als Hybridprodukt vereint es die Vorteile von Schnittholz und OSB. Die EcoBox eignet sich besonders für den Einsatz im Holzhausbau und findet Verwendung als Ständer in Holzrahmenbauwänden.  FACHKRÄFTE DURCH AUSBILDUNG Neben der Forschungs- und Entwicklungstätigkeit trägt auch EGGERs Personalstrategie zur Standortsicherung bei. Von 1000 Mitarbeitern befinden sich 75 derzeit in der Ausbildung. EGGER hat sich vor einigen Jahren bewusst entschieden, das Angebot an Ausbildungsplätzen signifikant zu erhöhen, um die Fachkräftesicherung in die eigene Hand zu nehmen. Angesichts des abzusehenden Renteneintritts geburtsstarker Jahrgänge in der Mitarbeiterschaft soll so auch künftig für gutes Personal in ausreichender Größenordnung gesorgt sein. EGGER strebt an, dass 8-10 Prozent der Belegschaft aus Auszubildenden besteht, um zur Standortsicherung  INDUSTRIELLE HOLZVERARBEITUNG EGGER stärkt Standort Wismar 18  Titelthema Bilder: EGGER Holzwerkstoffe Wismar GmbH & Co. KG IHK ZU SCHWERIN Klaus Uwe Scheifler  0385 5103-301 scheifler@schwerin.ihk.de Wirtschaftskompass 12 | 2023

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